Vampire Knight Destiny

Kapitel 13 - Die »Schnitzeljagt«

Kapitel 13 - Die »Schnitzeljagt«

Mit einem leisen Klick schaltete ich die kleine Taschenlampe an, die wir zuvor alle von Rektor Cross bekommen hatten. Sie warf einen kleinen Lichtstrahl nach vorne, durch den man nicht mehr als zwei Meter sehen konnte. Wirklich sehr nützlich!

Zero dachte anscheinend das gleiche und fuhr sich seufzend durch die silbernen Haare. »Wieso wusste ich, dass etwas in der Art passieren würde?«

»Vielleicht weil wir jemanden wie Kaien Cross als Rektor haben?« Ich zuckte mit den Schultern und schaltete die Taschenlampe wieder aus, nachdem sie ein wenig geflackert hatte. »Aber es ist ja nicht so, dass die Dunkelheit uns groß was ausmacht.«

»Das nicht, aber wie willst du ein paar Day Class Schülern erklären dass deine Augen rot leuchten?« Zero lief ein paar Schritte voraus und drehte sich dann wieder um. »Hast du vor die ganze Nacht dort stehen zu bleiben, oder..?«

Ich blinzelte ein paar Mal und lief dann zu ihm, worauf er sich ebenfalls wieder in Bewegung setzte. Leise war es zu hören, wenn jemand von uns auf einen kleinen Stock oder ein paar Blätter trat. Zwar hatte ich nicht wirklich Angst, aber in diesem Moment hätte ich so viel dafür gegeben, Zeros Hand halten zu dürfen. Gerade gingen mir unmögliche Szenarien durch den Kopf, als plötzlich eine Hand vor meinen Augen herum wedelte.

Zero schüttelte gespielt empört den Kopf, als ich ihn ansah. »Da versuch ich ein Mal mit dir zu reden und du bist mal wieder im Gaga-Land.«

»Hey!« Ich boxte ihm gegen den Oberarm, während meine Wangen anfingen zu glühen. »Ich war nicht im Gaga-Land, nur dass das klar ist.«

»Ach ja?« Er hob eine Augenbraue. »Und über was hab ich geredet, während du überhaupt nicht in deiner eigenen Welt warst?«

Mein Mund öffnete und schloss sich ein paar mal - bestimmt sah ich aus wie ein Fisch - bevor ich die Arme vor der Brust verschränkte. »Natürlich über.. uh..«

»Ja?«

»Weißt du was?«, fragte ich ihn und schob meine Unterlippe vor. »Halt die Klappe!«

Zeros Mundwinkel zuckten. »Damit du mich in fünf Minuten wieder dazu zwingst, mit dir zu reden?« Anscheinend war er mehr als ämusiert.

Anstatt ihm zu antworten, streckte ich mein Kinn vor und blickte stur gerade aus. Die nächsten zwei Minuten herrschte Schweigen, in denen ich mir hart auf die Zunge beißen musste um nicht wieder den Mund zu öffnen und über Gott und die Welt zu reden - oder vielleicht sogar versehentlich meine Gefühle gestehen. Doch überraschenderweise war es Zero, der als erstes wieder etwas sagte.

»Rin?«

Mein Kopf drehte sich sofort in seine Richtung. Zero hatte seine Hände in den Hosentaschen vergraben und den Blick gesenkt, wodurch ihm ein paar silberne Strähnen vor die Augen fielen. »Hm?«

»Weißt du noch an dem Tag, an dem du irgendetwas über ein Folterford geredet hast?« Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich verstand dass er Voldemort meinte und nickte. »Du hast mich an diesem Tag etwas gefragt.«

»Definiere etwas, Zero.« Schließlich redete ich den halben Tag lang ohne Punkt und Komma und stellte dabei unendlich Fragen, worunter die meisten total unmöglich waren oder schlicht und einfach keinen Sinn ergaben.

»Du, eh«, er kratzte sich am Hinterkopf, bevor er laut ausatmete, »hast mich gefragt, ob ich in Yuki verliebt bin.«

»Ja«, sagte ich langgezogen und hoffte, dass er jetzt nicht gestehen würde sich wieder in sie verliebt zu haben.

»Und meine Antwort war nein, ich liebe sie nicht mehr«, erinnerte er sich korrekt und blieb stehen, um sich mit dem Rücken gegen einen Baum zu lehnen. Zero wartete bis ich ebenfalls stehen geblieben war und mich zu ihm ungedreht hatte, bevor er weiter sprach. »Ich weiß nicht wie ich es sagen soll, aber.. ich brauche deine Hilfe.«

»Bei was?«, fragte ich langsam und verschränkte erneut die Arme vor der Brust.

»Ich glaube, ich hab mich wieder verliebt.«

Den Satz hörte ich ein paar Momente lang in meinem Kopf, wie eine sich immer widerholende CD. Als ich tief einatmete, spürte ich wie sich etwas schmerzhaft in meiner Brust zusammen zog. »Das ist doch toll, Zero«, meinte ich und zwang mich zu einem Lächeln. »Und hast du es ihr schon gesagt?«

Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich behauptet Zero wäre wirklich ein wenig rot geworden. »Nein, ich..«

Meine rechte Augenbraue wanderte fast von alleine in die Höhe. »Hat der große, starke Zero etwa Angst jemandem seine Gefühle zu gestehen?«, scherzte ich mit leichtem Grinsen.

»Und würdest du der Person, für die du etwas empfindest, deine Gefühle gestehen?«, fragte mich Zero ernst und sah mich ebenso ernst an. Am liebsten würde ich ihm jetzt dieses weiße T-Shirt von Leib reißen und.. was zum Teufel denke ich? »Hallo? Erde an Rin.«

»Oh, ehm..« Ich duckste ein wenig herum und setzte schon zu einer Antwort wie Natürlich, ich bin doch kein Baby! an, da härte ich jemanden laut auf uns zu rennen.

»Rin! Kiryuuuuu!« Als ich sah - und vorallem hörte - dass es sich bei diesem Jemand um Aido handelte, hätte ich mich beinahe auf die Knie geschmissen, da er mich vor einer Antwort auf Zeros Frage bewahrt hatte. Aido wischte sich kurz mit dem Handrücken über die Stirn. »Ach da seit ihr ja! Habt ihr eigentlich eine Ahnung, wie verdammt lange ich hier schon durch die Gegend renne und euch suche? Wirklich, meine Haare sehen nach dem ganzen rennen bestimmt aus wie-«

»Aido«, unterbrach ich ihn, worauf sich seine blauen Augen auf mich legten. »Wärst du vielleicht so nett uns zu sagen, wieso du uns überhaupt gesucht hast?«

»Oh, ja«, machte Aido, als wäre ihm gerade wieder eingefallen wieso er eigentlich hier war. »Wir sollen alle sofort ins Mond Wohnheim kommen - also die Vampire. Ein 'Befehl' von Rektor Cross und Kaname.«

»Na dann«, sagte ich und lief los, blieb aber stehen als ich bemerkte, dass Zero uns nicht folgte. »Kommst du?«

Zero sah mich einige Sekunden stumm an, bevor er sich mit einem »hn« von dem Baum abstieß und uns in Richtung Wohnheim folgte.