Kapitel 4 - „Zwei für Zero, null für Rin."

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Kapitel 4 - „Zwei für Zero, null für Rin.“

Pünktlich, wie Yagari es mir aufgeschrieben hatte, stand ich am nächsten Tag nach dem Unterricht vor meinem Wohnheim und wartete auf die Person, die mein Mentor – wie Yagari es genannt hatte – kommen würde um mir beizubringen, wie ich mich selbst verteidigen konnte, ohne mir dabei aus versehe noch ein Bein oder Arm zu brechen.

Hoffentlich ist er oder sie jemand nettes, dachte ich und holte tief Luft.

Yuki, die neben mir stand, tänzelte von einem Bein auf das andere und brachte mich fast dazu, sie zu fragen, ob sie irgendetwas genommen hatte, da sie wirklich durchgehend gute Laune hatte. „Und du hast wirklich keine Ahnung, wer dir die Selbstverteidigung beibringen soll?“

Ich schüttelte den Kopf. „Nope.“ Dann sah ich zu Yuki, die ein nachdenkliches Gesicht machte und sich dabei eine Hand ans Kinn gelegt hatte. „Hast du vielleicht eine Idee, wer es sein könnte?“

„Es gibt schon jemanden..“, meinte sie leise, worauf ihre Haare wild um ihr weißes Gesicht flogen, als sie ihren Kopf schüttelte, „aber da diese Vermutung ziemlich unwahrscheinlich ist..“

Ich hatte ehrlich kein blassen Schimmer, was sie da vor sich hin faselte, wieso ich mich auf die Bäume um uns herum konzentrierte, die von der aufgehenden Sonne angeleuchtet wurden und einen orangenen Farbton hatten. Meine Augenlider wurden mit jeder Minute schwerer, doch ich zwang mich dazu, nicht im stehen einzuschlafen. Noch vor zwei Wochen war es kein Problem für mich gewesen, nachts zu schlafen und tagsüber fit wie ein Turnschuh zu sein, aber zu diesem Zeitpunkt lebte ich ja noch vierundzwanzig Stunden am Tag, sieben Tage die Woche unter Menschen. Also riss ich mich zusammen und ließ meine Schultern kreisen.

„Hm, wer auch immer dir jetzt beibringt, einem Vampir auf die Nase zu hauen, ist schon ein paar Minuten zu spät.“ Ich nickte auf die Aussage von Yuki und steckte meine Hände in die Taschen der weißen Jacke, die zu meiner Schuluniform gehörte. „Denkst du, Yagari hat vielleicht vergessen, es zu erwähnen und wir stehen hier umsonst herum?“

Ich seufzte leise. „Kann schon sein.“ Aber eigentlich dachte ich nicht, dass er es schlicht und einfach vergessen hatte. Schließlich bestand er darauf, dass ich irgendwann einen Vampir zu Brei hauen konnte, während ich nebenbei in der Nase bohrte. „Du brauchst übrigens nicht hier mit mir zu warten, vor allem nicht, wenn am Ende doch niemand kommt. Geh ins Bett, Yuki.“

Ihre rotbraunen Augen weiteten sich. „Aber-“

„Nuh uh“, machte ich und verschränkte die Arme vor der Brust und versuchte damit, auf irgendeine Weise selbstbewusst zu wirken. „Na los, geh schon, Yuki. Ich seh' doch, dass dir jedem Moment die Augen zufallen werden.“

Yuki bließ ihre Wangen mit Luft auf und ließ sie gleich darauf wieder ausströmen. „Du hast ja recht.“ Sie versuchte mich ernst anzusehen, ähnelte dabei aber eher einem wütenden, kleinen Kind, als einer Reinblüterin. „Aber versprich mir, dass du auch auf dein Zimmer gehst, wenn dein komischer Mentor nicht in zehn Minuten auftaucht.“

„Versprochen.“ Ich hielt mir eine Hand übers Herz, grinste schief und zwinkerte Yuki zu, die darauf die Augen verdrehte und sich wie eine Ballerina umdrehte um ihm Wohnhaus zu verschwinden.

Die Türe fiel leise hinter ihr ins Schloss und ich lehnte mich mit der Schulter gegen die Hauswand und kaute auf meiner Lippe herum. Sollte ich zu Yagari gehen, wenn mein Mentor nicht auftauchte?

Kurz dachte ich an die Sachen, die mein Vampirjäger Lehrer mir an den Kopf werfen könnte, doch dann erinnerte ich mich wieder daran, dass es nicht meine Schuld war, wenn die andere Person nicht auftauchte. Er oder sie würde dann einen wütenden, einäugigen hinter sich her haben – nicht ich.

Vampire Knight DestinyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt