Kapitel 7 - Schießtraining

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Kapitel 7 - Schießtraining

Wir staunten nicht schlecht, als wir direkt in Rektor Cross' Gesicht schauten.

„Was macht ihr denn da drin?“ Seine Augenbrauen hatte er in die Höhe gezogen und die Hände in die Hüfte gestemmt, breitbeinig, als wollte er uns Angst machen. Naja, ich hatte mehr Angst vor Spinnen als unserem lieben Rektor aber das musste dieser ja nicht wissen.

Zero stieg sofort aus dem Karren aus. „Lange Geschichte.“ Und dann reichte er mir, zu meiner großen Verwunderung, die Hand.

Ich legte meine Hand in seine blasse, nachdem ich ein paar Sekunden drauf gestarrt hatte. Ein kribbeln durchfuhr meinen Körper, als wir uns berührten und mein Bauch wurde seltsam warm. Stirn runzelnd sah ich auf ihn herab, nun da ich neben Zero stand, und fragte mich, ob ich vielleicht krank wurde oder so.

„Uh, ja, lange Geschichte“, murmelte ich, nachdem ich bemerkt hatte, dass Zero und Cross mich erwartungsvoll anstarrten. Meine Wangen wurden heiß und schnell ließ ich meine Haare als kleinen Vorhang zwischen die zwei und mich fallen, damit sie es nicht merkten.

„Hm.“ Der Rektor platzierte seine Brille ein Stück weiter oben auf seinem Nasenrücken und nickte dann. „Dann möchte ich euch nicht weiter aufhalten.“ Dabei sah er Zero und mich prüfend an, als würde er irgendetwas wissen, dass wir nicht taten.

Zero nickte ebenfalls und reichte ihm dann den Beutel. Ohne ein weites Wort packte er mich an meinem Ellenbogen und zog mich hinter sich in Richtung des Mond Wohnheims. Wieder durchfuhr mich dieses eigenartige kribbeln und für eine Sekunde kam mir die Idee Zero zu fragen, ob er das auch spürte, aber ich verwarf sie gleich wieder da er mich höchstwahrscheinlich nur mit seinem üblichen Blick angesehen und gefragt hätte, ob ich total verblödet war. 

Doch anstatt vor dem Wohnheim zu halten oder mich hinein zu schieben, um verschwinden zu können, lief er daran vorbei und beantwortete meine Frage, wohin wir gingen, nur mit Schweigen.

Schließlich betraten wir ein Gebäude, dass ich nicht kannte und zog mich hinter sich die glänzenden Steintreppen herunter. Die Wände bestanden ebenfalls aus Stein und glänzten wie der Boden so sehr, dass ich mich darin spiegelte.

„Ihr habt einen Schießraum?“ Ich sah mich mit offenem Mund um und hörte, wie Zero die schwere Türe hinter uns ins Schloss fallen ließ. „Irgendwie überrascht mich das kein bisschen.“

„Komm her“, meinte Zero und stellte sich vor einen Platz von dem an der gegenüberliegenden Wand ein einfaches Blatt hing, auf dem ein schwarzer Körper abgebildet war. Mit ernsten Augen – wie auch sonst – sah er mich an, nachdem ich mich neben ihn gestellt hatte. „Du weißt sicherlich, dass es mehrere Möglichkeiten gibt zu kämpfen, als nur seine Hände und Füße zu benutzen. Es gibt zum Beispiel noch Schwerter aller Arten, oder eben andere Waffen wie meine Bloody Rose.“

Mit einem schnellen Handgriff zog er seine Waffe aus der Innentasche seiner Uniform und schoss eine saubere Linie von der einen Seite des Blattes zur anderen. Das Blatt wackelte ein paar Sekunden hin und her, bis es geräuschlos zu Boden segelte und dort liegen blieb.

„Mach den Mund zu, sonst fängst du Fliegen“, kommentierte Zero, als er meinen offenstehenden Mund sah und trat dann tief einatmend einen Schritt zurück. Mit einem Kopfnicken deutete er mir, dass ich näher kommen sollte, worauf er mir seine Bloody Rose in die Hand drückte.

Sie lag schwer in meiner Hand und fühlte sich im Gegensatz zu meiner warmen Haut eiskalt an. Meine Nackenhaare stellten sich auf, während ich fasziniert auf die Vampirjäger Waffe in meinen Händen sah und sie von allen Seiten betrachtete.

Sie war wunderschön.

„Jetzt du.“ Ich drehte meinen Kopf und warf einen Blick hinter mich, um zu gucken ob Zero wirklich mich meinte. Ihn schien das ein wenig zu amüsieren, da seine Mundwinkel zuckten. „Ja, ich rede mit dir Rin.“

„Du meinst, ich soll..“ Mit gerunzelter Stirn zeigte ich mit wild umher kreisenden Armen zwischen mir und einem der freien Plätze, an denen noch die Ziele hingen, hin und her. „Und mit dem..?“

Ja, Rin.“ Zero kniff sich kurz in den Nasenrücken und seufzte. „Du sollst mit der Bloody Rose auf eines der Ziele schießen, damit ich einen Eindruck davon habe, wie lange es ungefähr dauern wird, dir das schießen beizubringen.“

Ich blinzelte ihn ein paar Sekunden einfach nur an, bevor ich mich wie er gerade eben, vor einen Platz stellte und die Bloody Rose, in den Händen, hob. Ein lauter Knall ging durch den Raum, als ich abdrückte und brachte mich dazu, automatisch die Augen zusammen zu kneifen. Kurz danach hörte ich ein leises, durchgehendes Piepsgeräusch in meinen Ohren und öffnete dann langsam wieder meine Augen.

„Oh Himmel“, wisperte ich leise, als ich sah, dass ich den abgebildeten Schatten gerade mal am rechten Fuß getroffen hatte. Meine Wangen wurden rot, als ich mich zu Zero drehte, der seinen Blick stumm auf meinen schlechten Treffer gelegt hatte, bis er auf mir landete. „Na los, mach dich darüber lustig – worauf wartest du?“

„Ich werde mich nicht über dich lustig machen.“ Zero verschränkte die Arme vor der Brust und trat von einem Bein auf das andere. „Das war dein erster Versuch. Da ist es kein Wunder, dass du nicht sofort direkt das Ziel triffst. Außerdem muss jeder das erst lernen, bevor er von sich behaupten kann, gut zu sein.“

„Ich nehme dann mal an, dass du kein geborenes Wunderkind warst?“, fragte ich leicht sarkastisch.

„Nein.“ Zero trat kopfschüttelnd neben mich und nickte auf das Zielblatt. „Versuch es nochmal.“

Er legte mir seine Hände von hinten auf die Schultern und schob mich an den Platz, bevor er kurz verschwand und anschließend mit Ohrenschützern wieder kam, die er mir um den Hals legte. Nachdem er noch einen Schritt an mich heran getreten war, konnte ich die Wärme die von seinem Körper ausging an meinem Rücken spüren. Sanft schob er meine Beine auseinander.

„Du musst immer beachten, dass deine Beine ein bisschen mehr als schulterbreite auseinander sind“, erklärte er, wobei sein Atmen mein Ohr streifte. Mit seinem linken Bein schob er meins ein wenig nach vorne. „Der linke Fuß muss eine halbe Fußlänge nach vorne versetzt sein – aber nur bei Rechtshändern.“ Mit seiner rechten Hand umfasste er meine und platzierte sie richtig um die Waffe. „Die Waffe muss durch Druck zwischen Handballen und Fingern auf der Griffvorderseite gehalten werden.“ Seine rechte Hand lag noch immer über meinen, während er mit seiner anderen meine linke Hand nahm. „Die Handballen deiner linken Hand müssen zwischen die Handballen und Finger deiner rechten Hand am Griffstück. Leg die Finger deiner linken Hand um die deiner rechten. Genau so.“ Zero platzierte noch meine Daumen anders auf seiner Bloody Rose, bevor er meine Arme hob und tief einatmete, wobei sein Oberkörper sich gegen mich drückte, weshalb ich mir auf die Lippe beißen musste. „Winkel deine Arme ein wenig an, damit hast du eine bessere Rückstoßdämpfung. Und achte darauf, dass deine Arme und dein Oberkörper ein nahezu gleichschenkliges Dreieck bilden.“

Er löste seine Arme und Hände von meinen und hob die Ohrenschützer, die um meinen Hals lagen. „Sobald ich die aufgesetzt hab, zielst und schießt du, verstanden?“

Nach einem tiefen Atemzug nickte ich. „Verstanden.“

Zero setzte mit die Ohrenschützer auf und behielt seine Hände noch zusätzlich auf ihnen, damit der laute Schuss keine Chance hatte, meine Ohren zum explodieren zu bringen. Mit einem kribbeln im Bauch zielt ich, drückte ab und..

traf zielgenau die Brust des abgebildeten Schattens. 

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