Kapitel 1

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Hermines Sicht

Meine Augen fielen mir beinahe aus dem Kopf als Malfoy gebannt in meine Richtung taumelte.

Warum musste er ausgerechnet mich als Erste anstarren? Hätte er nicht die Parkinson anglotzen können?

Ach Seamus, dich sollte man wirklich aus Zaubertränke verbannen. Jetzt musste ich mit einem verknallten Malfoy umgehen, der keinerlei Anstalten machte den Abstand zwischen uns zu vergrößern.

Ganz im Gegenteil. Sein Gesichtsausdruck ließ mich schaudern.

Malfoys graue Augen funkelten begierig. Ganz fasziniert starrte er auf meine Lippen.

Wollte er mich etwa küssen?!

Keine Panik, Hermine. Malfoy besinnte sich bestimmt gleich. Er würde niemals jemanden wie mich küssen, eine Muggelgeborene. Oder in seinem Wortlaut: ein Schlammblut.

Ein Schauder lief mir über den Rücken. Bellatrix hatte die Worte in meinen Arm geritzt, sodass ich sie niemals vergessen würde.

Manchmal konnte ich es nicht glauben, dass es tatsächlich vorbei war. Dass Voldemort endgültig tot war. Den Sommer über hatte ich psychische Probleme gehabt, zu groß war meine Trauer um Fred, Tonks und Remus.

Inzwischen fühlte ich mich bei den Erinnerungen an sie nur noch leer. Ausgelaugt.

Sie hatten ihre Leben geopfert, um IHN zu besiegen.

Der kleine Teddy lebte nun als Waise bei seiner Tante. Harry besuchte ihn oft, da er sich mit dem Jungen identifizierte.

Als die ersten Gerichtsverhandlungen anstanden, hatte ich mich lange gefragt, ob ich mir das antun sollte. Ob ich die Grauen des letzten Jahres nochmal hören konnte.

Bei den Malfoys jedoch konnte ich nicht widerstehen, zu groß war die Neugierde.

Im Nachhinein hatte sich meine Sicht auf Malfoy stark geändert. Seine Seite zu hören, hatte immense Zweifel in mir geweckt.

Hätte ich nicht genauso handeln können, hätte Voldemort mir mit dem Leben meiner Eltern gedroht? Hätte ich eine Wahl gehabt? Hätte ich das Handeln meiner kriminellen Eltern jemals hinterfragt, mich gegen sie gestellt? Und hätte ich Harry nicht an Voldemort ausgeliefert, wenn ich es gekonnt hätte? Sicherlich hätte die Malfoys das gerettet.

Harry war absolut davon überzeugt, dass Malfoy ihn trotz aufgeschwollenem Gesicht in seinem Zuhause erkannt hatte. Professor McGonagall hatte Harry daher als Zeugen rufen lassen.

Vor Professor McGonagall empfand ich tiefsten Respekt. Obwohl sie genauso unter Malfoys Taten gelitten hatte, hatte sie vor Gericht seine Verteidigung übernommen.

Das war Malfoys Rettung gewesen, ansonsten hätten sie ihn wie seinen Vater nach Askaban geschickt. Die Verhandlung von Mr. Lucius Malfoy war grauenhaft gewesen. Keinen Funken Reue hatte dieses Arschloch gezeigt.

Malfoy hingegen hatte gezittert und geweint. Seinen Erzählungen konnte ich kaum zuhören, so entsetzt war ich über die Grausamkeiten, die er in seinem eigenen Haus erleben musste.

Ehrlich gesagt war ich mir nicht sicher, ob es nun richtig oder falsch war, Malfoy eine weitere Chance zu geben. Ihn freizulassen und weiterhin nach Hogwarts zu schicken.

Natürlich wurden ihm gewisse Einschränkungen erteilt. Jeder seiner Zauber wurde protokolliert. Sollte er sich aufmüpfig verhalten, konnten sie ihn ohne Weiteres nach Askaban stecken.

Seiner Mutter hatten sie Bewährung erteilt. Und das auch nur, weil sie für Harry gelogen hatte. Ansonsten hätte Voldemort ihn gar nicht erst für tot gehalten.

Love made by a fool's potionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt