Dracos Sicht
Ungewohnt erholt schlug ich die Augen auf. Ich konnte mich nicht mehr erinnern, wann ich das letzte Mal so gut geschlafen hatte.
Verwirrt sah ich mich in dem kleinen Zimmer um. Hermine saß mit wirren Haar auf dem Bett und blätterte in einem ihrer komplizierten Wälzer.
Wahnsinn, sie lernt schon in der früh?
Hätte ich die Gryffindor nicht besser gekannt, hätte ich vielleicht gar nicht bemerkt, wie angespannt sie war. Doch mir konnte die Süße nichts vormachen.
Nervös kaute sie auf ihrer sinnlichen Unterlippe herum.
„Du kannst mich ruhig ansehen, Süße. Ich weiß, dass deine Gedanken sich um mich kreisen", sprach ich sie mit rauer Morgenstimme an.
Leider erntete mir das nur ein genervtes Seufzen von ihr.
Ein süßer, penetranter Geschmack war in meinem Mund, mit einem Hauch von... Hat sie mir etwa einen Schlaftrank eingeflößt? Wieso?
Oh nein, hatte ich laut geträumt?
Gleichzeitig war ich gerührt über ihre Hilfe. Ich musste ihr etwas bedeuten.
„Danke", meinte ich ehrlich. Das Wort fiel mir nicht leicht von den Lippen.
Bei Slytherins gehörte es sich nicht, einen Dank auszusprechen. Es bedeutete, dass man dem anderen etwas schuldig war. Doch Hermine kannte dieses Konzept nicht und ich wollte mich ernsthaft für ihre Hilfe bedanken. Ihr damit zeigen, dass es mir wichtig war.
„Wofür?", tat sie es nonchalant ab. Lediglich die Röte auf ihren Wangen verriet sie.
„Für den Schlaftrank. Was bin ich dir schuldig?"
„Es wäre mir recht, wenn du als Dank einfach schweigen würdest. Ich muss mich auf den Unterricht vorbereiten", murmelte sie und sah mich endlich an.
Ihre Augen weiteten sich kaum merklich, als ihr Blick auf die geöffneten Knöpfe meines Pyjamas traf. Mir gefiel es, wie Hermine meine nackte Brust musterte.
„Du beherrscht den Stoff doch längst, Süße." Mit einem Satz stand ich vor ihrem Bett und beugte mich zu ihr herunter.
Ihre Augen sahen zwischen meiner nackten Brust und meinen Lippen hin und her. Sie dachte an unseren Kuss zurück, freute ich mich.
Am liebsten hätte ich meine Lippen sofort auf ihre gepresst. Doch zuerst wollte ich, dass sie mir ganz verfiel. Hermine sollte mich darum bitten. Nie wieder würde ich sie ohne Erlaubnis auf diese Art berühren.
Schließlich hob sie den Blick und ich tauchte ganz in ihr Honigbraun ein.
„Verpiss dich von meinem Bett, Malfoy", ihre Stimme zitterte. Ich konnte ihren süßen Atem auf meinem Gesicht spüren.
Wie von selbst verzog sich mein Mund zu einem Lächeln.
„Glaub mir, Süße. Schon bald wirst du mich in dein Bett einladen. Aber zuerst", ich riss ihr das Buch aus der Hand.
Empört schnappte sie nach Luft. Bevor Hermine mich schimpfen konnte, fuhr ich fort: „Erkläre mir doch bitte den Unterschied zwischen diesen beiden Wesen", deutete ich auf Seite 405.
Ganz zufällig hatte ich das einzige Thema gewählt, das mir selbst noch schwerfiel und zu den schwierigsten Kapiteln gehörte.
Hermine räusperte sich irritiert, ehe sie mir den Unterschied erklärte. Gebannt hing ich an ihren Lippen und saugte jedes Wort auf. Sie war ganz in ihrem Element. Ihre honigbraunen Augen leuchten.
Als sie mit ihrer Erläuterung fertig war, brach der Zauber. Verärgert kniff sie die Augen zusammen und pampte mich an: „Zufrieden, Malfoy? Jetzt gib es mir zurück!"
Ich brauchte kurz, ehe ich mich fassen konnte.
„Nein, du brauchst das Buch nicht mehr. Habe mehr Vertrauen in dich, Süße. Wenn du dieses Thema verstanden hast, kannst du auch den Rest."
Sorgsam packte ich das Buch in ihre Tasche.
„Malfoy!", wütend warf sie ein Kissen nach mir.
Hatte ich schon erwähnt, wie hinreißend Hermine war, wenn sie in Rage ist?
„Ich bin duschen. Du bist jederzeit willkommen, mit mir im Badezimmer weiter darüber zu sprechen."
„Pah, davon träumst du wohl!"
„In der Tat", zwinkerte ich ihr zu und quittierte selbstzufrieden ihre roten Wangen.
Auch wenn ich nichts anderes erwartet hatte, war ich trotzdem enttäuscht, dass Hermine mir keinen Besuch im Badezimmer abstattete. Ich würde sie schon noch dazu kriegen.
Ein letztes Mal fuhr ich mir mit Gel durch die Haare und musterte meine Erscheinung zufrieden im Spiegel.
Mit nicht mehr als einem Handtuch bedeckt öffnete ich die Tür. Hermine frühstückte gerade am Tisch Müsli. Sie trug noch ihre Schlafklamotten: ein weites Oberteil und eine enge Hose, die ihr nur bis zu den Knien ging. Es sah süß aus.
„Malfoy, zieh dir was an, Himmel!", spuckte sie beinahe das Müsli aus. Überrascht fiel ihr der Löffel aus der Hand.
Instinktiv rief ich meine Magie.
Wingardium Leviosa. Wingardium Leviosa, dachte ich fest. Mit einem Schlenk meiner Hand ließ ich den Löffel wieder zu ihr schweben.Ich hatte es immer noch drauf, lobte ich mich selbst. Stundenlang hatte ich diesen Zauber geübt. Es war der erste nonverbale Zauber ohne Zauberstab gewesen, den ich mir angeeignet hatte.
Leider klappten nicht immer alle, die ich geübt hatte. Doch auf den Schwebezauber und Accio war inzwischen Verlass. Ich wollte nie wieder machtlos sein, sollte ich meinen Zauberstab verlieren. Nicht nachdem der dunkle Lord es gegen mich und meine Familie genutzt hatte.
So wie Hermine mich anstarrte, konnte ich stolz auf meinen nonverbalen Zauber sein. Ein ungeheures Glücksgefühl durchströmte mich bei ihrer Bewunderung.
„Ohne Zauberstab und dann noch wortlos? Malfoy, wo hast du das gelernt?", fasziniert starrte sie mich an.
„Als ob ich dir meine Tricks einfach verraten würde, Süße", lachte ich und kramte in meinem Koffer nach der Uniform.
Gerade zog ich mir das Hemd über den Kopf, fing Hermine an zu stottern: „Du willst... Du willst dich doch nicht etwa hier umziehen?"
„Wieso? Stößt dich mein Anblick ab?"
Ihr Mund öffnete und schloss sich wortlos. Ungeniert wanderte ihr Blick zu meinem Handtuch.
Nein, ich würde sie schon betteln lassen.
„Keine Sorge. Ich gehe zurück ins Badezimmer."
„Und wann soll ich bitteschön das Bad benutzen? Wir müssen in fünfzehn Minuten los", aufgebracht wedelte sie mit ihren Händen.
„Na, dann schlage ich vor, du nutzt die restliche Zeit entsprechend."
„Du... Du blödes Frettchen!", schimpfte sie, warf sich eine Tasche über die Schulter und knallte die Tür zu.
Gut, dann zog ich mich eben hier um.
~
Ich hoffe, euch haben Dracos Avancen gefallen 😁 Was hättet ihr an Hermines Stelle getan?
In zwei Wochen geht es weiter!
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Love made by a fool's potion
Fiksi PenggemarAuf Seamus Finnigan war Verlass. Verlass in der Hinsicht, dass er wirklich jeden Zaubertrank zum Explodieren brachte. Normalerweise war Draco schlau genug, Abstand zu dem chaosanziehenden Jungen zu halten. Nur an diesem einem Freitag schaffte er es...