Kapitel 8

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Lächelnd suchte Nurie nach Mira.
Vorsichtig öffnete sich diese und meinte dann fast sofort. Ach komm schon, Nu. Glaubst du ehrlich, dass du ihm widerstehen kannst?
Nurie kicherte leise und verschloss sich wieder. Sie beobachtete Talion, der das Muster am Boden betrachtete. Langsam ging sie zu ihm. „Wieso hast du es mir nicht selbst gesagt?" fragte sie und stellte sich direkt vor ihn. „Wahrscheinlich, weil ich zu Arrogant bin, um meine Schwäche zuzugeben." meinte er ruhig. Diese Antwort erstaunte Nurie. „Du bist mir auch sehr wichtig, Talion." gab Nurie nach langem Zögern zu. Talion's Augen weiteten sich überrascht. „Wirklich?" fragte er um sich noch einmal zu versichern. „Ja." bestätigte Nurie und lies die Blockade frei, die die Farbe des Sees zurück hielt. Sie zog Talion zu einem der hohen Fenster und schlug den Vorhang beiseite. Draußen sah man weit und breit kaum etwas anderes als weinrote Orchideen. Ein Lächeln umspielte Talion's Lippen. „Du hast lange nachgedacht, bevor du das gesagt hast. Wieso?" „Du bist nicht der einzige, der arrogant ist. Das liegt einfach in unserer Natur." meinte Nurie und erwiderte das Lächeln vorsichtig. „Ich finde nicht, dass du arrogant bist. Nur zielstrebig." erklärte Talion ruhig. Nurie dachte einen Moment nach und meinte dann „Wenn ich nur zielstrebig bin, dann bist du es erst recht." Talion runzelte verwirrt die Stirn. „War das jetzt ein Kompliment oder eine Beleidigung?" wollte er wissen. Nurie lächelte schief, antwortete aber nicht. Ein gedankenverlorener Ausdruck breitete sich auf Talion's hübschem Gesicht aus und er strich sanft über Nurie's Wange. Nurie spürte seine Nervosität und sah ihm direkt in die Augen. Was sie dort sah, ließ sie stocken. Es war so viel liebe in diesem einen Blick. Nu konnte nicht mehr weg sehen. Talion kam näher und dann ganz ohne Vorwarnung legten sich seine Lippen auf Nurie's. Sie streckte sich, um noch näher bei ihm sein zu können und erwiderte den Kuss.
Talion löste sich nach einer gefühlten Ewigkeit, die sich aber auch gleichzeitig nach kaum mehr als ein paar Sekunden anfühlte, vorsichtig von Nu. Ein Lächeln hatte sich auf seinen Lippen ausgebreitet. „Du wirst mich wohl noch öfter überraschen." meinte er und strich Nu noch einmal über die Wange. „Wieso? Hast du etwa gedacht, ich würde dich weg stoßen?" fragte Nurie mit einem leichten lächeln auf den Lippen. „Teilweise." antwortete Talion verlegen. Nurie kicherte leise. „Als ob ich das jemals machen würde." meinte sie und setzte sich auf das weinrote Sofa. „Für mich war es ziemlich unwahrscheinlich, du bist schließlich unsere Königin." erklärte Talion und setzte sich neben sie auf das Sofa. Nurie dachte kurz darüber nach, was er gesagt hatte, dann schmiegte sie sich an seine Brust und meinte ruhig „Das stimmt, aber ich will es trotzdem versuchen." „Ich auch." versicherte Talion, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und fuhr dann fort „Es war ein ereignisreicher Tag und du bist erschöpft, also versuch etwas zu schlafen." „Ich warte noch, bis mein Vater sich entschieden hat." meinte Nu lächelnd. Talion erwiderte das Lächeln und erklärte ruhig „Er wird sowieso niemanden auswählen, den du beim Namen kennst. Das ist verboten." Nurie runzelte kurz die Stirn, sagte dann aber bloß „Ich warte trotzdem, ich möchte noch einmal mit ihm reden, bevor er wieder geht." Talion nickte und gab ihr einen vorsichtigen Kuss. Nurie schmiegte sich an ihn und versank wieder in Gedanken.

Anscheinend war Nurie doch eingeschlafen, denn sie wurde mit einem sanften Kuss wieder aufgeweckt. Verschlafen öffnete sie die Augen und sah Talion, der ihr entgegen lächelte. „Aufstehen, Nu. Dein Vater hat sich entschieden und will jetzt bald wieder weg." sagte er ruhig. Bestürzt sprang Nurie auf. „Wieso weckst du mich erst jetzt?" wollte sie von Talion wissen und erschuf ein Portal. „Du warst so erschöpft und außerdem braucht er dich um wieder zurück zu kommen, außer er nimmt das Portal, das immer um Mitternacht für eine Stunde geöffnet ist." erklärte er gelassen. Nurie beruhigte sich langsam wieder. „'tschuldigung." sagte sie nun verlegen. „Nicht so schlimm, ich kann dich verstehen." meinte Talion und gab Nurie einen sanften Kuss auf den Mund. Nurie erwiderte ihn kurz und wandte sich dann wieder dem schimmernden Portal zu. „Ich will nicht, dass du Ärger bekommst, also könnten wir bitte noch eine Zeit lang so tun, als wären wir nicht zusammen?" fragte Nurie besorgt. „Natürlich." sagte Talion und strich Nu sanft über die Wange. Sie lächelte und ging durch das Portal. Talion folgte ihr schnell. Auf der anderen Seite fanden sie sich in einem großen Saal wieder. Dieser war fast leer. Abgesehen von Nurie's Vater, waren noch Mira, Lyrim und ein Elf, den Nu nicht kannte anwesend. Mira erblickte die beiden als erstes. „Hey, Nu." sagte sie lächelnd. Diese erwiderte das Lächeln und wandte sich ihrem Vater zu. „Ich habe mitbekommen, dass du hier fertig bist und jetzt zurück in die Welt der Menschen willst." erklärte sie lächelnd und ging zu dem Grüppchen von Elfen. „Das stimmt, aber ich möchte dir zuvor noch Aeneas vorstellen, er ist der nächste Anführer der Drachenreiter." sagte Eydrim und zeigte auf den schwarz haarigen Elf, den Nurie bis jetzt noch nicht kannte. Aeneas senkte leicht den Kopf und sagte „Atra Esterní ono thelduin." Nurie erkannte nach kurzem Überlegen die elfische Grußformel, die immer der untergeordnete Elf anfing. Erfreut lächelnd erwiderte Nurie „Mor'ranr lifa uni Hijarta onr." „un du Evarínya ono varda." endete Aeneas, küsste Zeige- und Mittelfinger und legte sie übers Herz. Auch das erkannte Nurie als eine Geste der Begrüßung und machte es ebenfalls. „Wie es scheint, hat Euer Vater Euch gut ausgebildet, Hoheit." meinte der Elf ruhig. Nurie überlegte gut, was sie als nächstes sagen sollte, denn ihr wurde bewusst, das dieser Elf ein potenzieller Verbündeter war. „Ich habe von ihm zwar gelernt gut zu kämpfen, aber mein Wissen über die elfische Magie und Heilkunst sind nicht sehr umfangreich, daher würde ich meine Ausbildung mit dem Drachenreiterlord Lyrim und der Frühlingslady Mira gerne weiterführen." sagte Nurie und versuchte möglichst respektvoll zu klingen. „Ich bin froh, das zuhören, aber da Ihr nun von der Mehrheit akzeptiert werdet, seit Ihr ab der nächsten Sitzung des Rats unsere Königin, daher braucht Ihr auch nicht mehr zu trainieren." erklärte Aeneas ruhig. „Ich möchte dem Rest des Rats trotzdem beweisen, dass ich es wert bin, sie zu regieren." entgegnete Nurie und nun war ihr Lächeln nicht mehr echt. Nu spürte, wie jemand sie leicht am Arm an tippte. Sie schaute zur Seite und erkannte, das es ihr Vater war. Sie öffnete ihren Geist ein wenig und er ließ sie in seinen sehen.
Was ist? fragte sie in Gedanken.
Er versucht nur, dich zu provozieren, meine Süße, entgegnete Eydrim stumm.
„Oh." sagte Nurie und schloss ihr Schutzschild wieder. „Noch etwas, das ich wissen sollte?" wollte sie wissen. „Eine meiner letzten Entscheidungen war, dass Talion so etwas wie dein Aufpasser werden soll." sagte Eydrim mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Nurie erkannte sofort, wieso er das gemacht hat. Damit es nicht auffällt, wenn er die ganze Zeit bei mir ist, dachte Nu lächelnd. „Okay, sonst noch was?" fragte sie ruhig. „Lyrim und ich sind zu dem Entschluss gekommen, das wir dich, wenn du weiter trainieren willst nicht mehr einzeln unterrichten, sonder alle drei zusammen bleiben." erklärte Mira lächelnd. Nurie nickte erfreut und wandte sich an Aeneas „Könntet Ihr uns kurz alleine Lassen?" fragte sie ruhig. „Natürlich. Ich habe sowieso noch einiges zu tun. Wir sehen uns später auf der Ratsversammlung." erklärte der Elf, neigte kurz den Kopf und ging aus den Raum. „Ihr habt Darylia's Geist auch gehört." sagte Nurie, als sie sich sicher war, dass Aeneas sie nicht mehr hören konnte. Alle Anwesenden nickten. Nurie malte einen Kreis in die Luft und erklärte ruhig „Mehr wollte ich nicht wissen." „Kannst du mir ein Portal schaffen, das mich nach Hause bringt?" fragte Eydrim. „Schon erledigt." antwortete Nu mit einem schiefen Grinsen und zeigte in die Luft, die langsam zu schimmern begann. Nurie's Vater kam zu ihr und nahm sie fest in den Arm „In spätestens einer Woche komm ich dich besuchen." flüsterte er ihr ins Ohr, dann löste er sich von seiner Tochter und wandte sich an Talion „Pass gut auf sie auf und wage es ja nicht, sie zu verletzen." sagte er streng. Verwirrt runzelte Lyrim die Stirn. Er war der einzige im Raum, der nicht wusste wovon Eydrim sprach. „Ganz bestimmt nicht." versicherte Talion lächelnd und dann ging Eydrim durch das Portal.
Er wird wieder zurück kommen, dachte Nurie und schloss das Portal wieder. „Wie wär's mit einer Revanche?" fragte Lyrim plötzlich und zückte sein Schwert. „Gern." sagte Nurie mit einem angriffslustigen Lächeln. Sie schnippte mit den Fingern und die vier Elfen standen nicht mehr im großen Saal, sondern in Nu's kleinem Schloss. Mira sah sich staunend um. „Ich mach auch mit." meldete Talion sich zu Wort und stellte sich mit gezücktem Schwert neben Lyrim. Nurie's Lächeln wurde breiter. Mit einer schnellen Handbewegung schob sie die zwei Sofas beiseite. Mira setzte sich auf das weiße. Anscheinend glaubte sie, das Nu die beiden Drachenreiter auch alleine schlagen konnte. „Geüloth du Knífr!" sagte Nurie und strich mit den Fingern über die scharfe Klinge ihres Schwertes. Die anderen zwei Elfen machten es ebenfalls. Nurie sah sich ihre Umgebung genau an und veränderte kleine Sachen, wie zum Beispiel die Rillen an der Decke, damit sie sich besser an ihnen festhalten konnte oder die Wände, an denen sie leichte Rillen hinzufügte, damit sie besseren Halt hatte und nicht so leicht abrutschte. Schnell dachte sie noch an eine eng anliegende schwarze Hose und ein eng anliegendes schwarzes Top, dann schaute sie Lyrim und Talion abschätzend an. Lyrim's Schwächen waren noch immer dieselben: er achtete immer noch mehr auf sein Gesicht, als auf seine Beine, war noch immer langsamer als Nurie und auf jeden Fall immer noch genauso arrogant.
Talion's Schwächen hatten sich jedoch etwas verändert. Er war zwar immer noch langsamer, als Nu und seine Hände hielten sein Schwert immer noch nicht fest genug, aber seine Arroganz war nicht mehr stark genug. Es würde schwieriger sein ihn zu besiegen, als davor.
Nurie sah, wie die zwei Elfen sich anspannten. Anscheinend wollten sie wieder als erstes angreifen. Umso besser, dachte Nu und machte sich bereit aus zu weichen. Einen Moment dachte sie noch nach, dann verstärkte sie ihr Schutzschild um ihren Geist und wartete aufmerksam.
Talion und Lyrim liefen fast gleichzeitig los. Nurie wartete bis zum letzten Moment, dann sprang sie hoch, stieß sich an der Wand hinter sich ab und bekam eine Rille an der Decke zu fassen. Mit einem eleganten Salto landete sie hinter den zwei Elfen und zog ihnen, bevor sie die Situation erfassen konnten, die Füße weg. Beide stießen einen erschrockenen Laut aus, sprangen aber schnell wieder auf und wirbelten zu Nu herum, doch diese hatte sich bereits umgedreht und sprang erneut an die Decke. Mira verfolgte den Kampf begeistert. Lächelnd sprang Nurie Talion von oben an. Er fiel auf den Rücken und Nurie gab ihm einen schnellen Kuss, bevor sie auf stand und nach Sköliro pfiff. Der Vogel kam durch ein Portal, das Nurie unbemerkt an der Decke geschaffen hat.
Lyrim, sagte Nurie dem grünen Vogel in Gedanken.
Dieser verstand und stürzte sich auf den Drachenreiter, der verwirrt von Nurie zu Talion und wieder zurück sah. Talion hatte sich von dem Kuss wieder erholt und griff Nu erneut an. Sie wich geschickt aus und trat Talion das Schwert aus der Hand. Mit einem einfachen Zauber holte sie es sich in die linke Hand. Schnell attackierte Nurie Talion, bis dieser sich ergab, dann wandte sie sich an Lyrim, der immer noch von Sköliro abgelenkt war. Mit einem Pfiff rief Nu den Falken wieder zurück und griff Lyrim an, bevor dieser die Situation erfassen konnte. Auch er war schnell besiegt. „Du hast gewonnen." sagte er enttäuscht, als Nurie es geschafft hatte sein Schwert auch noch an sich zubringen. „Wie schon gesagt, ich hatte den besseren Lehrer." meinte Nu grinsend und gab den beiden Elfen ihre Schwerter zurück. „Stimmt." sagte Talion und hob den Zauber, der sein Schwert stumpf machte, wieder auf. Auch Nurie und Lyrim machten ihre Schwerter wieder scharf. Lyrim machte die ganze Zeit ein nachdenkliches Gesicht und nach einiger Zeit fragte er endlich. „Wieso hast du Talion geküsst?" wollte er wissen. Nurie ließ ihr Schwert verschwinden und grinste schief. Mit einem Blick aus dem Fenster sah sie, dass der See ihre Gefühle noch immer zeigte und baute die Blockade schnell wieder auf. „Komm schon, Nurie." forderte Lyrim. Nurie streifte Talion's Geist. Er ließ sie hinein.
Kann man ihm vertrauen? fragte sie stumm.
Ja, meinte Talion und nahm Nurie's Hand.
Nurie schloss ihr Schild wieder und wandte sich an Lyrim. „Versprich es vorerst niemandem zu sagen." verlangte sie und biss sich unbehaglich auf die Unterlippe. „Ich verspreche, es niemandem zu sagen." sagte Lyrim ruhig. „Talion und ich haben beschlossen es miteinander zu versuchen." erklärte Nu und hielt den Atem an. Lyrim's Augen weiteten sich ein bisschen, dann fasste er sich aber wieder und fragte verwirrt „Wieso soll ich das niemanden verraten?" „Weil man Talion dann wegen Betrug gegenüber dem Anführer aus eurer Lordschaft schmeißen könnte." erklärte Nurie leicht erleichtert. Lyrim dachte darüber nach, meinte dann aber „Das würde Aeneas niemals tun." „Wieso bist du dir da so sicher?" erwiderte Nu ruhig. „Weil... " fing Lyrim an, doch ihm fiel nichts ein. „Wann ist die Ratsversammlung?" wechselte Nurie lächeln das Thema. Talion sah aus dem Fenster und meinte nach kurzem Überlegen „In einer halben Stunde." „Gut, dann haben wir ja noch mehr als genug Zeit, um noch etwas anderes zu trainieren." meinte Nurie schief grinsend. „Wir meditieren." entschied Mira ebenfalls lächelnd. Lyrim und Talion stöhnten beide auf und die Mädchen grinsten noch breiter. Nu schnippte mit den Fingern und schon standen die vier unter der großen Eiche. Die anderen wunderten sich mittlerweile nicht mal, dass Nurie auf der Insel so mächtig war. „Lasst uns in einem Kreis Meditieren." schlug sie vor und setzte sich in den Schneidersitz. Mira setzte sich schnell mir gegenüber und nach langem Zögern überwanden sich die zwei Lords auch und setzten sich vorsichtig ins weiche Gras. Lächelnd schloss Nurie die Augen und ließ ihren Geist herum streifen ohne das Schild, dass ihn umgab zu senken. Sie spürte natürlich die Geister der anderen Elfen, aber Hauptsächlich spürte sie die Ameisen, die in der Nähe eine Straße gebildet hatten, einen Schmetterling, der von Blüte zu Blüte flog und ein weißen Raben, der über Nurie in der Eiche saß und die Elfen unter sich neugierig musterte. Nurie konzentrierte sich auf den Raben und drang in seinen Geist ein.
Hallo, dachte Nu ruhig.
Hallo junge Tochter Darylia's, erwiderte der Vogel.
Nurie war erstaunt und wollte wissen, Woher weißt du, dass ich Darylia's Tochter bin?
Ich bin Blagdem, erklärte der Vogel und meinte dann noch, Außerdem nennt man dich nicht nur Darylia's Tochter, sondern auch Sundavrblaka, das heißt Schattenvogel.
Wieso nennt man mich auch Sundavrblaka? fragte Nurie stumm.
Sie spürte die Belustigung des Vogels, der zögernd antwortete. Du warst Jahre lang verschwunden, im Schatten und jetzt bist du hier und frei wie ein Vogel, deswegen Schattenvogel.
Nurie zog sich wieder zurück und dachte darüber nach, was Blagdem gesagt hatte.

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