Nach einigen weiteren Treffern von Nurie an Talion's Armen und Beinen, gab er schließlich auf und schleuderte sein Schwert soweit weg, wie er konnte. Nurie grinste belustigt und ging zu ihm. „Lass mal sehen." forderte sie und Talion streckte ihr seinen rechten Arm hin, der am stärksten verletzt war. „Waise heill!" sagte sie und die Wunden verheilten schnell wieder. „Ihr seit wirklich gut, Hoheit." sagte Bloeedhgarm, der anscheinend schon länger zugesehen hatte. „Elrun ono." sagte sie, drehte sich um und lächelte den Wolfkatzenelf an. 'Wiol ono' hieß nichts anderes als 'Danke'. „Wollt Ihr gleich anfangen oder warten wir noch auf die anderen?" wollte der Lord wissen. „Wenn es Euch nichts ausmacht, würde ich gerne noch warten." erklärte Nu und setzte sich ins weiche Gras. „Gut." meinte Bloeedhgarm und sprang mit einem Katzen haften Sprung auf die Eiche. Er war sehr flink und wendig, aber er hatte die gleiche Schwäche, wie jeder Elf: er war arrogant. Eine seine weiteren Schwächen war, dass er sich leicht ablenken ließ und so wie es aussah auch einen starken Beschützer-Instinkt hatte.
Als nächstes kam Serdan. „Dröttning." sagte er und senkte den Kopf vor Nurie. „Serdan." erwiderte sie und suchte nach seinen Schwächen. Eine war natürlich sein Arroganz, aber er war auch nicht so flink wie Nu und achtete nicht genug auf seine Arme, was Nurie an den Narben dort erkennen konnte. Serdan setzte sich zu ihr ins Gras und auch Bloeedhgarm sprang vom Baum und setzte sich zu uns. An Serdan's überraschter Gesichtsausdruck bestätigte Nu's Vermutung, dass er nicht wirklich aufmerksam war und Bloeedhgarm's belustigte Miene zeigte, dass er bereits zum selben Ergebnis gekommen war. „Wer hat Euch das Kämpfen gelehrt?" fragte er mit seiner tiefen Stimme, die für Wolfkatzenelfen normal war, wie Nurie von Mira erfahren hatte. „Mein Vater." antwortete sie mit einem leichten Lächeln. „Wer ist Euer Vater?" fuhr der Wolfkatzenelf neugierig fort. „Eydrim." erklärte Nurie und stand auf. Sie spürte, wie Isíra und Ledryn näher kamen. „Die andern zwei kommen auch gleich. Wer möchte anfangen?" sagte Nu und sah von Serdan zu Bloeedhgarm und wieder zurück. „Ich würde gerne anfangen, ich habe noch einiges zu tun." meinte der Wolfkatzenelf grinsend. Auch Nurie grinste und spürte die elektrisierende Erwartung, die sie vor einem Kampf überfiel. „Gerne." entgegnete sie und mit einem Schnippen hatte sie ihr weißes Schwert in der rechten Hand. Auch der Elf zückte schnell sein goldenes Schwert und Nurie merkte, dass er das Schwert genau wie Talion zu locker in der Hand hielt. Nurie's Grinsen wurde breiter, als der Elf auch noch den Fehler machte als erstes anzugreifen. „Ich hab immer gedacht, alle Elfen wären so schlau, aber anscheinend sind Lyrim und Talion da nicht die einzigen Ausnahmen." provozierte Nurie ihn während sie seinem Angriff schnell aus wich. „Ihr denkt, ich wäre nicht so schlau, wie die anderen Elfen?" fragte Bloeedhgarm leicht gekränkt. Nurie verpasste ihm einen Schnitt am rechten Unterarm und fast sofort quollt dunkles Blut hervor. „Ihr seit zudem gar nicht so flink, wie ich anfangs angenommen hatte." fuhr Nurie mit ihren Beleidigungen fort und schaffte es wieder dem Wolfkatzenelf eine Wunde am behaarten Arm zuzufügen. „Euer Vater hat Euch anscheinend besser trainiert, als ich dachte." sagte der Lord und ließ sein Schwert langsam sinken. „Ihr gebt schon auf?" fragte Nurie ohne sein Schwert aus den Augen zu lassen. Er könnte jeder Zeit wieder angreifen. „Auf keinen Fall." sagte der Elf und sprang in die Luft. „Mist." sagte sie und wich ihm schnell aus, als er wieder auf sie hinunter stürzte. Mit einem kräftigen Fußtritt schlug Nurie ihm das Schwert aus der Hand und schnappte es sich, doch da er ein Wolfkatzenelf war, hatte er ja noch Krallen und Fangzähne. Grinsend sprang er Nurie an und wollte seine Zähne in ihre Schulter schlagen, doch Nu war schneller. Sie packte ihn an der Schulter und schleuderte ihn von sich weg, gegen die Eiche. Sie machte einen Satz und saß auf ihm. Er wirkte leicht benommen, was aber schnell wieder verschwand, als Nurie ihm sein eigenes Schwert auf die behaarte Brust setzte. „Anscheinend habe ich Euch richtig eingeschätzt." sagte Nu und wartete bis sich der Anführer der Wolfkatzenelfen ergab. „Ihr habt tatsächlich gewonnen." sagte er und entspannte sich langsam. „Daran bestand für mich kaum Zweifel." entgegnete Nurie und sprang langsam auf und ging schnell einige Schritte von dem Elf weg. „Angst?" fragte er verwirrt und stand elegant auf. „Nein, ich bin nur vorsichtig und berücksichtige alle Möglichkeiten." entgegnete Nurie und warf dem Elfen sein Schwert hin. „Ihr seit durchaus schlau, aber wir anderen sind dadurch nicht unter dem Durchschnitt." meinte Bloeedhgarm immer noch etwas gekränkt. Nurie ging zu ihm, schaute ihm tief in die Augen und streifte fragend seinen Geist. Zögernd öffnete er sich und Nu konnte sein misstrauen deutlich spüren.
Das hab ich gar nicht ernst gemeint, es war lediglich Taktik, dachte sie und legte ihr Bedauern über diese verletzende Lüge in ihre Gedanken.
Oh, dachte Bloeedhgarm und ein sanftes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.
Das war ein Trick, den Eure Mutter auch benutzt hat, erklärte er und verschloss sich wieder.
„Ich muss jetzt leider gehen, aber wir sehen uns bei der nächsten Ratsversammlung." sagte Bloeedhgarm laut, nickte Nurie noch einmal zu und dann ging er. Nurie schluckte und wandte sich zu den anderen Elfen um. „Ich werde als nächstes mit dir kämpfen." sagte Isíra und zog ihr goldenes Schwert aus seiner Scheide an ihrer Hüfte. Nurie nickte und suchte schnell nach den Schwächen der Sommerelfe. Eine war natürlich ihre Arroganz, eine weitere ihr rechtes Bein, das sie weniger belastete, als das linke und dadurch empfindlicher und langsamer war. Isíra's letzte Schwäche war, dass sie Nurie zu sehr unterschätzte und sie machte wie jeder andere den Fehler als erste anzugreifen. Im letzten Moment sprang Nu in die Luft, schnitt Isíra in den Arm und landete elegant auf dem untersten Ast der Eiche. So leise wie möglich kletterte Nurie höher hinauf. Isíra folgte ihr sofort und Nu kletterte schneller. Mit einem Pfiff rief sie Sköliro zu sich.
Lenk sie ab, befahl Nu stumm und der Falke stürzte auf Isíra zu.
Diese schrie erschrocken auf, als Sköliro mit dem Schnabel auf ihrem Kopf herum hackte. „Slauta." sagte die Sommerelfe und einen Moment später erkannte Nurie das elfische Wort, es bedeutete 'krache' und tatsächlich krachte etwas. Es war der rechte Flügel von Sköliro. Der Vogel fiel vom Baum und Nurie nutzte den Moment um Isíra auf die Schultern zu springen. Zusammen fielen die beiden Elfen auf das Gras, wobei Isíra hart aufkam und kurz auf stöhnte. „Malthinae." sagte Nurie und die Sommerelfe wimmerte auf und verkrampfte sich. Mit dem Wort hatte Nu Sköliro's Schmerz auch zu Isíra's Schmerz gemacht. Die Elfe fing an unkontrolliert zu zittern. Nurie sprang auf und lief zu Talion, der den grünen Falken im Arm hielt. Auch dieser zitterte immer stärker. „Du kannst ihn nicht heilen Nurie, er ist zu sehr verletzt." meinte Talion und versuchte den Vogel aus Nu's Reichweite zu bringen. „Das stimmt nicht, das ist jetzt meine Insel und deshalb ist mir hier nichts unmöglich." entgegnete diese und hielt Talion's Arm fest, damit sie den Falken besser sehen konnte. Talion überlegte noch kurz, dann legte er Sköliro auf den Boden und Nu strich über den verletzten Flügel. „Waise heill!" sagte sie ruhig und der Flügel heilte mit einem leisen Knirschen. Isíra schnappte hinter Nurie nach Luft. Sie setzte sich schwer atmend auf und suchte nach ihrem Schwert. Nurie ging zu ihr und setzte ihr, wie bei Bloeedhgarm, ihr eigenes Schwert auf die Brust. „Er gebt Ihr Euch?" fragte sie ruhig und löste in Gedanken die Verbindung, die zwischen Sköliro und der Sommerelfe bestanden hatte. Isíra kniff die goldenen Katzenaugen zusammen, doch nach einer gefühlten Ewigkeit sagte sie „Ja, aber nur weil Ihr mich in diesem Kampf besiegt habt, heißt das nicht, dass Ihr mich an anderen Orten genauso einfach schlagen könnt." „Ich weiß." entgegnete Nurie und hielt der Anführerin der Sommerelfen die Hand hin. Zögernd griff Isíra danach und Nu half ihr auf. „Ich möchte nicht, dass wir Feinde sind, aber Ihr lasst mir keine andere Wahl, Isíra." ergänzte sie und gab der Sommerelfe ihr Schwert wieder. „Ich bleibe noch." sagte diese und setzte sich neben Ledryn, der mit großen Augen Sköliro anstarrte. Die leise Drohung, die in Isíra's Ton mit schwang, ignorierte Nurie strickt und wandte sich an die zwei übrigen Elfen. „Wer will als nächstes?" fragte sie mit einem kampflustigen Grinsen auf den Lippen. „Wenn Ihr gestattet." sagte Serdan und stand auf. Er hatte sein grünes Schwert bereits gezückt. Nurie ging ein paar Schritte zurück und in die Grundstellung. Serdan's offensichtlichen Schwächen wusste sie bereits, aber jetzt er kannte sie auch, das er sein Schwert viel zu locker in der rechten Hand hielt und wahrscheinlich eigentlich mit links kämpfte. „Seit Ihr Euch sicher, das ihr mit der rechten Hand kämpfen wollt?" fragte Nu und legte den Kopf mit einer vogelähnlichen Geste schief. „Ja." sagte Serdan fest und griff an. „Solltest du aus den Fehlern der anderen nicht gelernt haben?" reizte Nurie ihn und bloggte den Hieb mit ihrem eigenen Schwert ab. Die Erschütterung weckte Nu's Kampflust erneut und sie attackierte Serdan mit einem Schwerthieb nach dem anderen.
Nach ungefähr zehn Treffern an den Armen und Beinen, ließ Serdan sein Schwert fallen. Nurie hob es auf und schleuderte es neben die Eiche. „Von Euch hätte ich wirklich mehr erwartet. Ihr seit schließlich nicht so arrogant, wie Isíra und Bloeedhgarm, aber anscheinend ist Eure zweite Schwächer fataler, als ich dachte." meinte Nu und wandte sich an Ledryn. „Nun Ihr." sagte sie und suchte nach seinen Schwächen. Eine war, wie Nurie schon vorhin bemerkt hatte seine Angst vor ihr, eine andere war sein nicht fester Stand. Nurie grinste belustigt, als sie sah, dass der Sommerelf leicht zitterte. Sein dunkelgrünes Schwert hatte er deshalb nur locker in der rechten Hand. Nurie sah dem Elf direkt in die goldenen Augen und stellte sich ein Schwert vor, dass den Schild um Ledryn's Geist zerriss. Der Sommerelf zuckte erschrocken zusammen und wollte Nu abwehren, doch sie hatte bereits gefunden, was sie suchte und schaffte es allein mit der Kraft ihrer Gedanken dem Elf die Luft ab zu schnüren. Er versuchte verzweifelt nach Luft zu schnappen, doch Nurie war stärker Ledryn schleuderte sein Schwert weg und hob die Hände hinter den Kopf. „Ich ergebe mich." sagte er mit erstickter Stimme. Nurie seufzte, lies den Elf aber wieder Luft holen. Keuchend atmete er ein und wieder aus.
Ich wollte dich nicht angreifen, aber Isíra lässt mir ja keine Wahl. Deine einzige Möglichkeit nicht mehr gegen mich kämpfen zu müssen, ist, die Lordschaft des Sommers zu verlassen und dich einer anderen anzuschließen, erklärte Nurie ruhig in Gedanken.
Keine Lordschaft nimmt einen Abtrünnigen auf, entgegnete Ledryn und Nu konnte sein Bedauern deutlich spüren.
Dann kommt zu mir mit in mein Schloss und schließt Euch mir an, entgegnete sie stumm.
Das kann ich nicht machen, dachte der Sommerelf und sah weg.
Wenn Ihr Euch um entscheidet, dann lasst es mich wissen, endete Nurie und zog sich aus den Gedanken des Elfen zurück.
Dieser senkte den Kopf und stand auf. „Wir sehen uns." sagte Nu und wandte sich ab, als wäre nichts passiert. Serdan, Isíra und Ledryn gingen zögern weg. „Was hast du zu Ledryn gesagt?" wollte Talion wissen und legte Nurie behutsam eine Hand auf die Schulter. „Dass er, wenn er den Sommer verlassen will jeder Zeit zu mir kommen kann. Ich will keinen Unschuldigen weh tun." antwortete Nurie ruhig, drehte sich um und schmiegte sich an Talion's Brust. „Alles wird gut." sagte Talion und erst da bemerkte Nu, dass sie angefangen hatte zu weinen. Sie löste sich von ihm und wischte sich verstohlen die Tränen weg. „Können wir einen Ausflug in die Welt der Menschen machen?" fragte sie schniefend. „Natürlich, aber bitte sag deinem kleinen Menschen-Freund nichts von der Insel, ich finde, du solltest dich erst einmal selbst daran gewöhnen." meinte Talion. Nurie lächelte und entgegnete nun etwas ruhiger „Woher weißt du, dass ich mit ihm reden will?" „Ich war in deinem Kopf, Nu. Er war schon immer wichtig für dich, aber nie mehr als ein bester Freund." erwiderte der Drachenreiter lächelnd. Nurie gab ihm einen Kuss und schnippte mit den Fingern. Sofort standen die beiden In Talion's Wohnung und Nurie's Lächeln wurde breiter bei dem Anblick des perfekt aufgeräumten Schlafzimmers. „Zieh dich schnell um, dann können wir gehen." sagte sie und ging hinaus auf den Gang und von dort aus in die Küche. Sie hatte den ganzen Tag nichts gegessen. Sie schnippte und schon hatte sie einen roten Apfel in der Hand. Sie setzte sich auf das schwarze Sofa und biss hinein.
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Schattenvogel
ParanormalNurie ist Einzelkind und wird von ihrem Vater groß gezogen. Was mit ihrer Mutter ist, weiß sie nicht. Was sie aber weiß, ist, dass sie eine Elfe ist und ihr Vater sie vor den anderen beschützt. Als sie an ihrem Geburtstag jedoch von einem Elfen in d...