"Hast du etwa immernoch nicht alle Kisten ausgepackt?", lachte Jimin amüsiert, als er sich am Türrahmen des Zimmers anlehnte, das Taehyung nun bereits seit ein paar Wochen bewohnte.
Sein bester Freund war ein waschechter Chaot und Jimin hatte die vergangenen Jahre über gelernt, was es bedeutete mit diesem zusammenzuwohnen.
"Ich hab so viele Projekte abzuschließen und Hausarbeiten zu schreiben ...", jammerte dieser und Jimin war bereits klar, worauf er hinauswollte."Okay okay, du machst jetzt erstmal eine Pause, ich koche uns Tee und dann helfe ich dir beim Auspacken."
Taehyung lächelte erleichtert und begann sich ausgiebig zu strecken, während Jimin sich bereits auf den Weg in die Küche begab, die ein wenig größer war, als ihre letzte und einen gemeinsamen Raum mit dem Wohnzimmer bildete.
Es war ein wenig ungewohnt, denn als Jimin in die Küche trat, befand er sich gleichzeitig im Wohnzimmer, in dem Yoongi mit seinem Laptop auf der Couch saß und an irgendeiner Aufgabe für sein Studium arbeitete. Nicht, dass das etwas Schlimmes gewesen wäre, doch Jimin fiel es ungemein schwer in der Küche seinem Vorhaben nachzugehen, ohne es sich zuvor für einige Minuten auf Yoongi bequem gemacht zu haben und auch diesen damit von der Arbeit abzuhalten.
Und als Taehyung schließlich aus seinem Zimmer trat und sich zu Jimin in die Küche bequemen wollte, fand er Jimin und Yoongi kuschelnd auf der Couch vor, Yoongis Laptop verweilte ungeachtet neben ihnen und es war keine Spur von dem versprochenen Tee.
Dieser lächelte in sich hinein und schritt an ihnen vorbei zum Küchenbereich, um sich selbst um den Tee zu kümmern.
Als Jimin schließlich nach einigen Minuten mit strubbeligem Haar in der Küche erschien, setzte Taehyung ihm bereits eine dampfende Tasse Tee vor."Sorry, ich muss mich daran erst noch gewöhnen", murmelte Jimin mit einem verschlafenen Lächeln und nippte vorsichtig an seinem Tee.
"Glaub mir, wenn Hoseok heute Abend nach Hause kommt, wird es mir ganz genauso gehen."
Jimin kam nicht daran vorbei, einem zufriedenen Lächeln die Gewalt über seine Gesichtszüge zu überlassen, während er andächtig in Dankbarkeit zu versinken drohte.
Letztlich war alles so gekommen, wie es kommen sollte, auch wenn er es vor einigen Jahren nicht für möglich gehalten hatte.
Die vier hatten sich gemeinsam eine Wohnung gesucht und eine Wohngemeinschaft gegründet, die jedem zugute kam.
Taehyung und Jimin wollten weiterhin zusammen wohnen, denn ihre Dynamik war seit Jahren so fundiert, dass sie sich gegenseitig in der für sie stimmigsten Art und Weise unterstützen konnten.
Doch beide wollten ebenso gerne mit ihren Partnern zusammen wohnen, die sich so gut verstanden, dass beide den Vorschlag zu viert in einer WG zu wohnen herzlich begrüßt hatten.
Nun konnte sich Yoongi endlich wieder seinem Studium widmen, denn die finanziellen Vorteile ihrer jetzigen Wohnsituation hatten dazu geführt, dass er einige der befristeten Jobs kündigen konnte und sich nicht fortlaufend um neue bemühen musste.
Doch den jährlich wiederkehrenden Job auf dem Jahrmarkt hatte er neben einem anderen behalten.Hoseok arbeitete nun seit einer Weile als Tanzlehrer und ging völlig in dem auf, was er tat, wodurch Taehyung Zugang zu einigen Fotografie-Aufträgen erhielt, die ihnen zugute kamen.
Und Jimin, nun ja, Jimin war glücklich.
Der junge mit dem einst rosafarbenen Haar war gänzlich erfüllt, er bedauerte nichts und er hatte innerhalb dieser wenigen Jahre mehr über sich gelernt, als er für möglich gehalten hätte.Er hatte gelernt, dass Gefühle sich verhielten wie Wellen auf dem Meer, dass sie aufbrausend sein konnten, wie auch sanftmütig und vor allen Dingen war es aussichtslos sie kontrollieren zu wollen.
Viel mehr musste er sich ihnen hingeben, um mit ihnen in Einklang treten zu können und so stürmisch sie auch bei Zeiten sein konnten, so beruhigend konnten sie mit der Zeit werden.
Denn egal wie schlecht es ihm über die letzten Jahre im ein oder anderen Augenblick ergangen war, so angekommen und friedlich fühlte er sich nun. Er hatte gelernt, dass all das möglich war und vor allem, dass er im Stande war jene Gemütszustände zu überdauern, die völlig unkontrolliert über ihn hereinzubrechen drohten.
Und er wusste, er würde auch in Zukunft dazu im Stande sein. Denn die Sache mit Jeongguk war schmerzhaft gewesen, keine Frage, doch dass er danach solch intensive Gefühle für Yoongi entwickeln konnte, zeigte deutlich, dass es möglich war.
Dass es möglich war zu fühlen, sich hinzugeben, zu erleben und zu überdauern. Und selbst wenn diese unglaubliche Beziehung mit Yoongi irgendwann in die Brüche gehen sollte, so wusste er, dass er auch dies überdauern können würde.
Denn mittlerweile war er sich sicher, das Leben hielt eine wahnsinnige Fülle an Erlebnissen und Empfindungen für ihn bereit und er vertraute ganz darauf, dass alles so kommen würde, wie es sollte, mit all den Problematiken, die sich mit Sicherheit im Laufe der Zeit entwickeln würden.
Denn wenn die Sache mit Jeongguk nicht gewesen wäre, wäre er Yoongi vermutlich nie über den Weg gelaufen und Taehyung wäre Hoseok vermutlich ebenfalls nie begegnet.
Wäre das nicht geschehen, dann würden sie jetzt nicht hier sitzen, an diesem Donnerstag Nachmittag, und würden sich zusammen in ihrer gemeinsamen WG einen Film anschauen.
Womöglich hatte er sich sogar ein wenig von dem Gedanken verabschiedet, dass es etwas gab, was für's Leben war und begann zu begreifen, dass Leben Wandel bedeutete. Und er war mehr denn je bereit, diesen willkommen zu heißen.
Vielleicht gab es den Richtigen gar nicht. Vielleicht war das eine Konzeption der Gesellschaft, die ein jeden dazu anhielt nach jemandem zu suchen, der ihn komplett machte.
Doch vielleicht war er das bereits.Vielleicht gab es eher so etwas wie den Richtigen für einen Lebensabschnitt. Jeongguk war der Richtige gewesen, der der ihn geprägt hatte, der zu einem gewissen Teil dazu beigetragen hatte, dass Jimin der wurde, der er heute war.
Und nun war Yoongi der Richtige, der richtige Partner für ihn im Hier und Jetzt.
Aber war viel wichtiger war: Jimin war der Richtige. Er war genau dort, wo er sein sollte und er war vollkommen, genau so wie er war, mit all dem was er verloren hatte und all dem was er gewonnen hatte.
Es war alles in bester Ordnung. Und selbst, wenn es das nicht war, war das in Ordnung.
Denn dies ist nicht das Ende. Niemand kann wissen, was noch geschehen wird. Und vielleicht ist genau das das Schöne daran.
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Cotton Candy | Yoonmin [✔]
Fanfiction"Ich wette, du schmeckst süß wie Zuckerwatte." Man sagt, die Natur strebt stets ein Gleichgewicht an. Ein Jeder erlebt im Laufe seines Lebens die ein oder andere bittere Enttäuschung. Doch zum Glück gibt es diese kleinen, unverhofften Momente, die d...