Noch lange nach dieser Nacht, die schön war wie keine zuvor, tat Jimin sich ungemein schwer damit, bei Sinnen zu bleiben.Denn jeder seiner Sinne schien, ganz ohne sein Einverständnis oder dem kleinsten Funken von Erbarmen, dem hübschen jungen Mann mit dem blassblauem Haar nachzuhängen.
Es gab kaum mehr etwas, das ihn nicht an ihn erinnerte, ganz egal, wo er sich befand und was er tat.
Wann immer die süßen Klänge seiner Lieblingslieder in seine Ohren drangen, dachte er an die weichen Konturen von Sugas Gesicht und mit welch einer unverschämten Grazie sie sich zu dem herzerwärmenden Lächeln verzogen, das Jimin so liebte.
Wann immer der liebliche Geschmack von Rotwein seinen Gaumen liebkoste, schmeckte er stattdessen Sugas Küsse, die so viel berauschender waren, als der Wein.
Wann immer er sich im Spiegel betrachtete und sein Blick auf seine rosarote Haarpracht fiel, dachte er an Zuckerwatte und wie viel an Bedeutung sie in den letzten Monaten für ihn gewonnen hatte. Und das nur wegen diesem bezaubernden Jungen.
Der Gedanke an Suga begleitete Jimin, wohin er auch ging und er konnte stets einen zarten Hauch von ihm in allem erkennen, was er wahrnahm. Alles schien ihn an den hübschen Verkäufer zu erinnern.
Wenn er für Taehyung und sich selbst kochte, malte er sich aus, wie es wohl wäre, wenn er stattdessen ein Gericht für den Mann zaubern würde, den er so begehrte. Wie es wohl wäre, wenn dieser nach einem nervenaufreibenden Arbeitstag nach Hause käme und Jimin mit allen Mitteln versuchen würde, ihm den Abend zu versüßen?
Wenn er unter der Dusche stand und das heiße Wasser seinen zierlichen Körper umschloss, stellte er sich vor, Suga würde ihn in diesem Moment in seinen Armen halten und sanft seine erhitzte Haut liebkosen.
Wenn er am Morgen seine Augen aufschlug, wünschte er sich stets, den jungen Mann mit dem blassblauen Haar neben ihm vorzufinden. Er stellte sich vor, wie schön es wäre, wenn Sugas Gesicht das Erste sein würde, was er zum Anbeginn eines neuen Tages erblicken würde.
Und jeden Morgen stellte er fest, wie schmerzhaft es doch war, dass all das nur seinen sehnsüchtigen Vorstellungen entsprach.
So schön der Gedanke an Suga auch sein mochte, so vernichtend war die unerfüllte Sehnsucht, die mit ihm einher ging.
Und je öfter Jimin in den folgenden Wochen den Weg in das Bett des Älteren fand, mit dem Ziel besagte Sehnsucht zu lindern, sie vielleicht sogar zu stillen, desto mehr begann sie an seiner zarten Seele zu zehren.
Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als die beiden es sich, wie so oft, mit einem Glas Wein auf Sugas Couch bequem gemacht hatten und die Frustration völlig ungeplant aus Jimin herausbrach.
"Können wir ... reden?""Tun wir das nicht gerade?", fragte Suga sein Gegenüber daraufhin irritiert.
"Nein ... ich meine, ja, das tun wir. Aber ich meine, kann ich ... naja, etwas ansprechen?", korrigierte Jimin mit zittriger Stimme, während sich ein verwirrter Ausdruck auf Sugas Gesicht zu bilden begann.Als dieser schließlich zögerlich nickte, wurde Jimin bewusst, dass er nun das Gespräch führen würde, vor dem er sich gefürchtet hatte, seit sie zum ersten Mal miteinander geschlafen hatten. Sein Körper versteifte sich mit jeder Sekunde, die verstrich, ein Stück weit mehr und kein einziges Wort wollte über seine Lippen treten.
"W-was ist das ... zwischen uns eigentlich?", stellte er nach einer quälend langen Zeit schließlich die Frage, die ihn tagtäglich plagte.
Er starrte seinem Gegenüber abwartend entgegen, während dieser ihn kalkulierend musterte. "Was das zwischen uns ist?", fragte er sichtlich verwirrt. Jimin nickte.
"Naja, ... wir haben der Sache keinen Namen gegeben. Ich denke, es ist, was es ist."
Durch Sugas vage Antwort zunehmend verunsichert, brach Jimin den in diesem Augenblick viel zu intensiven Blickkontakt ab und sah hinab in sein Weinglas, in dem seelenruhig jene tiefrote Flüssigkeit lag, die er nun am liebsten komplett seinen Rachen hinunterstürzen würde.
"Und ... wenn du der Sache einen Namen geben müsstest ... wie würdest du das zwischen uns nennen?", hakte er nach, ohne den Blick zu heben.
Eine Weile herrschte eine Stille, die Jimin wahnsinnig machte. Die plötzliche Geräuschlosigkeit dröhnte in seinen Ohren und sein Herz hämmerte mit einer solchen Intensität gegen seine Brust, dass er befürchtete, Suga könnte jeden einzelnen seiner Herzschläge hören.
"Wir ... teilen schöne Gespräche, sowie schöne Nächte miteinander.", gab ihm Suga schließlich zur Antwort und mit jedem Wort, das die Lippen des jungen Mannes verließ, fühlte Jimin sich ratloser.
Mit jedem Wort entfernte er sich ein Stück weit mehr von der erlösenden Klarheit, der er verzweifelt nachjagte.Die Tatsache, dass Suga ihm keine klare Antwort zu geben vermochte, bestätigte Jimin in der Annahme, dass er nun alle Karten auf den Tisch legen musste. Er musste den Anfang machen, damit ein aufschlussreiches Gespräch zu Stande kommen konnte, denn Suga würde ihn weiterhin mit vagen Halbwahrheiten abspeisen, wenn er nicht bald erfahren würde, woran er war.
Doch das gab Jimin die Hoffnung, dass es Suga vielleicht genauso ging, wie ihm; dass er nur zu viel Angst hatte, ihm seine Gefühlswelt offen darzulegen, weil er ihre derzeitige Verbindung nicht gefährden wollte; weil er nicht wissen konnte, was Jimin für ihn fühlte.
"Hör zu. Ich ... mag dich wohl ein bisschen mehr, als ursprünglich geplant. Ich hab' wirklich etwas für dich übrig. Und ... ich denke, ich will mehr als nur Sex mit dir.", sprach Jimin nun seine Gefühle offen aus und fixierte Sugas Gesicht. Schock hatte sich auf diesem gebildet und je länger der Student mit dem rosafarbenen Haar hinsah, desto genauer konnte er eine unleugbare Verständnislosigkeit im Blick seines Gegenübers erkennen und mit einem Mal wünschte er sich, er hätte diese Worte nie ausgesprochen.
Nun waren sie real und es bestand keinerlei Möglichkeit mehr, sie zurückzunehmen. Sie standen zwischen ihnen im Raum und erstickten die feurige Sinnlichkeit, die sonst zwischen ihnen geherrscht hatte.
"Ich ... ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.", brach Suga letztlich die Stille zwischen den beiden. In seiner Stimme schwang deutliches Unbehagen mit und in Jimin keimte der Wunsch auf, augenblicklich von hier zu verschwinden.
"Also, ... versteh' das nicht falsch, du bist großartig und ich verbringe gerne Zeit mit dir, aber-"
"Ich versteh' schon.", unterbrach Jimin sein Gegenüber und blickte zum wiederholten Male abwesend in sein Weinglas. Er wollte nicht, dass Suga seinen Satz beendete. Er wollte nicht, dass er die Worte aussprach, die Jimin das Herz zerreißen würden. Er wollte es nicht hören, denn er kannte seine Antwort bereits. All die Hoffnung, die er noch vor wenigen Augenblicken verspürt hatte, war mit diesen Worten, denen es gewiss nicht an Verlautbarung bedarf, rückstandslos im Keim erstickt worden.
"Ich werde dann jetzt gehen.", murmelte Jimin noch, ehe er den gesamten Inhalt seines Weinglases in einem Zug leerte, aufstand und zielstrebig seine Jacke anzog, um anschließend die Wohnung zu verlassen. Sugas Lippen verließ kein Wort mehr.
Der eisige Wind schlug Jimin ungehalten entgegen, während ihm der Wein in den Kopf stieg und seine Wangen von innen heraus wärmte. Heiße Tränen bahnten sich ihren Weg über sein vor Enttäuschung verzerrtes Gesicht, während er die Bushaltestelle ansteuerte.
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Ich muss mich hier mal kurz dafür entschuldigen, zwei Wochen lang kein einziges Mal geupdatet zu haben und im gleichen Zuge ankündigen, dass das jetzt hoffentlich nicht mehr passieren wird, weil ich beschlossen habe, meine andere fortlaufende Story 'The Seven Wonders' vorübergehend auf Eis zu legen und erstmal 'Cotton Candy' fertigzustellen! Das heißt, ich kann mich jetzt voll und ganz auf diese Story konzentrieren und kann wieder viel regelmäßiger updaten!
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Cotton Candy | Yoonmin [✔]
Fanfiction"Ich wette, du schmeckst süß wie Zuckerwatte." Man sagt, die Natur strebt stets ein Gleichgewicht an. Ein Jeder erlebt im Laufe seines Lebens die ein oder andere bittere Enttäuschung. Doch zum Glück gibt es diese kleinen, unverhofften Momente, die d...