Die, für einen der ersten Tage im Frühjahr, ungewöhnlich warme Nachmittagssonne fiel durch die großen Fenster direkt auf den hellen Dielenboden. Sie tauchte den Raum in warmes Licht, wodurch er unsagbar freundlich und einladend wirkte.
Nicht, dass er das sonst nicht tat, doch das ansehnliche Spiel, das die Sonne zu dieser Tageszeit gut und gerne zu spielen wusste, harmonierte ungemein mit dem Gefühl, das im Raum herrschte.
Es handelte sich wohl um nicht weniger als die sagenumwobene golden hour; die kurze Zeitspanne, in der sich kaum etwas mehr anbot, als sich vom Licht einlullen und dabei vielleicht das ein oder andere Foto von sich schießen zu lassen.
Taehyung, der sich, wie üblich mit seiner Kamera ausgestattet, im großen Saal des Tanzstudios befand und ursprünglich vorgehabt hatte neue Fotos für Hoseoks Website zu schießen, nutzte diese Zeit anders als geplant.
Durch den Raum schallte Musik, die Hoseok als "funky" beschrieben und beteuert hatte, sie würde genau seinem "Vibe" entsprechen.
Irgendwann an diesem Nachmittag hatte Taehyung damit begonnen, seinem Freund Vorschläge für Bewegungen zu machen, die sich seiner Meinung nach unvergleichlich gut auf den Fotos machen würden.Und nun stand der Kunststudent inmitten des Raumes, seine Schuhe lagen irgendwo auf dem Boden herum, das Stirnband hielt seine mittlerweile völlig zerzausten Haare schon lange nicht mehr an ihrem Platz und er verlor sich in Bewegungen, die laut Hoseok "gar nicht legal sein dürften".
Dieser saß seit geraumer Zeit auf dem Boden des Saales und hielt sich den Bauch, der von seinen unkontrollierten Lachanfällen, die immer dann über ihn hereinbrachen, wenn Taehyung ihm einen neuen "unwiderstehlichen Move" zeigte, bereits schmerzte.
Hoseok wusste sich ab einem gewissen Punkt nicht mehr zu helfen und strampelte unter lauten Lachern mit seinen Beinen, was Taehyung jedoch keineswegs verunsicherte. Der Kunststudent nutzte schamlos jeden Beatwechsel, um noch einen draufzusetzen und trug dabei einen solch selbstsicheren Ausdruck auf dem Gesicht, dass Hoseok beinahe daran zweifelte, ob das nun ein Scherz war oder doch sein bitterer Ernst.
Doch ab einem gewissen Zeitpunkt konnte auch Taehyung sein Gesicht nicht mehr kontrollieren und brach bei einigen Bewegungen ebenfalls in haltloses Gelächter aus.
"Ich sag' dir, keiner würde mich anheuern, wenn ich solche Bewegungen machen würde!", rief Hoseok unter Lachen aus.
"Ach Blödsinn, niemand würde dir widerstehen können!", erwiderte Taehyung ein wenig außer Atem und begann sich zu bewegen, als würde er eine 70er-Jahre-Disco besuchen.
"Du hast recht, das ist wirklich unwiderstehlich!", lachte Hoseok.
"Ja, nicht wahr? Schau dir mal das an!", rief der Kunststudent und machte Bewegungen, als würde er ein Pferd reiten und mit einem Lasso ausholen. Als er zu allem Überfluss auch noch mit dem Lasso auf Hoseok zielte und tat, als würde er ihn einfangen und näher zu sich ziehen, brach dieser erneut in Gelächter aus."Du bist unglaublich, ich liebe dich!", lachte Hoseok, ehe Taehyung urplötzlich in seiner Bewegung stoppte und dem Tänzer mit großen Augen entgegenblickte.
"Du ... was?"Plötzlich herrschte Stille im Raum, einzig die Musik lief weiter ungeachtet vor sich hin. Hoseoks kratzte sich verlegen seinen Nacken, ließ seine Hand wieder sinken und erhob zögerlich seine Stimme.
"Ich ... oh man, das ist mir rausgerutscht ... Tut mir leid, falls das zu viel war, Taehyung.""Ich, ... du ... liebst mich?" hakte Taehyung ungläubig nach.
"Ja, ... so ist es ... ich meine, wir führen seit Monaten eine Beziehung, ich dachte ...", erklärte Hoseok dem Studenten mit einer unanfechtbaren Selbstverständlichkeit in seiner Stimme, die jedoch nicht minder von Unsicherheit belegt war."Ja! Natürlich ... es ist nur so, naja, du hast mir das so noch nie gesagt.", stammelte Taehyung mit sichtlicher Anspannung in seinen Zügen.
"Entschuldige, ich wollte dich damit nicht überfordern.", murmelte Hoseok und verringerte mithilfe der Fernbedienung die Lautstärke der Musik etwas.
"Nein ... ich, Hoseok, verdammt, ich liebe dich doch auch.", rief Taehyung schließlich unbeholfen aus und dem resoluten Tänzer entgleisten sogleich sämtliche Gesichtszüge.
"Ja?", hakte er verunsichert nach.
"Ja, und wie. Ich bin absolut verrückt nach dir, es ist nur ... ich weiß nicht, wir haben diese drei verhängnisvollen Worte noch nie ausgesprochen und das hat mich gerade einfach unvorbereitet getroffen.", erklärte sich der Kunststudent, der mit einem Mal völlig neben der Spur war.Hoseok unternahm einige Schritte in seine Richtung, bis er letztlich kurz vor ihm zum Stehen kam und ihm eindringlich in die Augen blickte.
"Du hast recht. Aber ja, ... ich liebe dich, Taehyung."Im Brustkorb des hochgewachsenen jungen Mannes breitete sich mit einem Mal ein Flattern aus, das ihm den Verstand zu rauben drohte.
Er erwiderte Hoseoks Blick, studierte sein Gesicht, sein atemberaubend schönes Gesicht und konnte gar nicht fassen, dass dieser Mann ihn tatsächlich liebte und Gott, er hätte sich in diesem Moment gar nicht sicherer sein können, dass er ihn ebenfalls liebte. Zweifellos.
Wenn man ihm vor einem Jahr erzählt hätte, dass er sich einmal in einer solchen Situation befinden würde, dann hätte er es mit einem Lachen abgetan und nie wieder auch nur einen Gedanken daran verschwendet. Er hatte so etwas schlichtweg nie für möglich gehalten; er hatte nicht daran geglaubt.
Und nun stand er hier, mit diesem großartigen Menschen und liebte ihn mit jeder Faser seines Körpers.
Seine Hand fand wie von allein ihren Weg an Hoseoks Wange, ehe er die Distanz zwischen ihnen mit einer Selbstverständlichkeit überbrückte, die Hoseok für einen Augenblick den Atem
raubte. Doch ehe er ihn zurückerlangen konnte, hatte Taehyung ihn bereits gestohlen, mit seinen Lippen, die sich liebevoll auf den seinen zu bewegen begannen.Die Sonne hatte ihren Weg bereits fortgesetzt, die golden hour war vorbei, doch für die beiden jungen Männer hatte sie gerade erst begonnen.
Und so verloren sie sich in ihren Küssen, verloren sich in stillen Liebesgeständnissen und auch in jenen, die seit je her mit Worten gemacht werden.
DU LIEST GERADE
Cotton Candy | Yoonmin [✔]
Fanfiction"Ich wette, du schmeckst süß wie Zuckerwatte." Man sagt, die Natur strebt stets ein Gleichgewicht an. Ein Jeder erlebt im Laufe seines Lebens die ein oder andere bittere Enttäuschung. Doch zum Glück gibt es diese kleinen, unverhofften Momente, die d...