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Es ist kalt. Ein eisiger Windhauch fährt durch seine Kleidung und sollte ihn frösteln lassen. Doch die Kälte und der Wind machen ihm nichts aus, er kann es nicht spüren. Immer wieder hadert er mit sich selbst. Er will es nicht zugeben, aber seine Unentschlossenheit und die vielen unklaren Gedanken in seinem Kopf lassen ihn unsicher werden. Dennoch setzt er einen Fuß vor den anderen und läuft die dunkle Straße entlang. Ihm war von Anfang an klar- noch bevor ihm klar war, dass er diese Nacht sein Haus verlassen wird-, dass es ihm am leichtesten bei Nacht fallen wird. Wenn es dunkel ist und die Straßen wie leergefegt sind, verschwindet er fast vollständig in der Dunkelheit. Er wird eins mit der Nacht.
Er hat eine grobe Vorstellung seines Planes, aber ist sich nach wie vor nicht im Klaren, ob er es wirklich durchziehen soll. Letztendlich ruft er sich immer wieder seine schwachen Momente in Erinnerung. Die Momente, in denen er sich selbst und das was er ist, hasst. Er hasst es kein Mensch zu sein. Obwohl es doch das ist was er so sehr will. Was er so sehr will, dass er dafür in Kauf genommen hat aus dem Himmel verbannt zu werden. Es war immer nur sein einziger Wille ein Mensch zu sein und er weiß ganz genau, dass es fast unmöglich ist diesen Wunsch Wirklichkeit werden zu lassen. Er weiß aber auch, dass es eine Chance für ihn gibt. Denn er hat schon einmal davon gehört. Jemand soll es geschafft haben. Ein Gefallener Engel soll es geschafft haben menschlich zu werden. Zu fühlen, zu altern, zu leben.
Darum wird er auch sein Ziel verfolgen. Heute Nacht wird er den Engel aufsuchen, ihn bedrängen und hoffen er kann ihm sagen, was er tun muss. Er würde alles dafür geben ein Mensch zu sein, wirklich alles. Schon zu lange hat er in seinem Körper darauf gewartet, und sich selbst für seine Dummheit gehasst. Nichts ist schlimmer für ihn als ein Gefallener Engel zu sein. Wenn er schon kein Mensch werden kann, dann will er wenigstens wieder als Engel in den Himmel aufgenommen werden. Denn erst nach der Verbannung ist ihm bewusst geworden, dass er lieber ein Engel ist als ein Gefallener. Aber er war jung, unwissend und naiv. Er dachte, wenn er auf die Erde verbannt wird, würde er automatisch zum Menschen werden. Aber so war es nicht.
Als er sein Ziel erreicht, es ist eine heruntergekommene Bar, atmet er noch einmal tief durch, bevor er die Tür aufstößt und den stickigen nach Zigarettenqualm und Alkohol stinkenden Raum betritt. Aufgrund seiner ausgeprägten, wochenlangen Recherche ist er sich fast zu einhundert Prozent sicher, dass er den verräterischen Engel hier finden wird. Er sieht sich zwischen den Männern eine Weile um, versucht unauffällig jeden Einzelnen genauestens unter die Lupe zu nehmen.
Schließlich wird er nach kurzer Zeit fündig. Der Engel sitzt in einer Ecke des Raumes etwas abseits der Masse mit vier anderen Männern und spielt ein Kartenspiel. Geld und Alkohol befinden sich auf dem Tisch. Schnell ist ihm klar, dass die Männer menschlich sind und keine Ahnung haben, dass ihr Gegenspieler ein schummelnder Engel ist.
Er durchquert den Raum mit langsamen Schritten, bis er schließlich am Tisch seiner Wahl ankommt. Er beugt sich etwas nach vorne, während er mit dunkler, kalter Stimme spricht. "Darf ich mitspielen, Gentleman?"
Überrascht blicken die Männer auf, sie hatten ihn nicht kommen hören. Aber wie auch, immerhin bewegt er sich geräuschlos für menschliche Ohren. Sein Blick ruht die gesamte Zeit über auf dem Engel, welcher augenblicklich nervös wird. Er kann spüren, dass der Fremde kein Mensch, sondern ein Gefallener Engel ist. Ihm tritt Schweiß auf die Stirn und geräsuchvoll versucht er zu schlucken, doch seine Kehle ist wie ausgetrocknet. Er weiß was es bedeutet, wenn ein Gefallener Engel einen Engel aufsucht. Und das ist nichts Gutes. Er weiß, er kann ihm nicht aus dem Weg gehen, also legt er seine Karten auf den Tisch, entschuldigt sich und erhebt sich, um gefolgt vom Gefallenen Engel die Bar zu verlassen. Ihm ist klar wie riskant es ist und was er dabei alles aufs Spiel setzt. Seine heiligen Flügel.
"Was wollen Sie?" fragt der Engel sichtlich nervös und fährt sich über seine feuchte Stirn. Er ist klein, ziemlich klein und nicht gerade das Abbild eines Engels wie man sich ihn vorstellen mag.
"Informationen." Seine Antwort ist schlicht und dennoch ist ihm bewusst, was er damit in seinem Gegenüber auslöst, blanke Panik.
"Ich habe keine Informationen." versucht der Engel abzulenken.
Doch er gibt nicht auf und wird genauer in seiner Antwort. "Ich habe gehört, dass ein Gefallener Engel zum Menschen geworden ist. Wie konnte das geschehen?" Sein Blick ist intensiv und er geht immer wieder einen langsamen Schritt auf den kleinen Mann zu, der seinem Blick nicht standhalten kann und zur Seite sehen muss.
"Ich weiß es nicht." gibt der Engel eine piepsige Antwort.
"Und ich denke, du weißt es ganz genau. Schließlich kannst du in die Zukunft und Vergangenheit von Jedem sehen. Zudem hast du meine Behauptung nicht abgestritten. Also nehme ich an, es ist wahr. Was hat er also getan, um ein Mensch zu werden?"
"Nochmal: ich weiß nicht wovon Sie sprechen. Ich kann Ihnen keine Informationen geben." widerspricht der Engel. Er sieht sich nach Fluchtmöglichkeiten um, doch das wird ihm nicht gelingen. Seine Angst ist ein zu großer Nachteil für ihn.
"Möchtest du deine Flügel verlieren und für immer mit deinen Freunden da drinnen Karten spielen?" Er deutet auf die Bar und ihm ist anzusehen, dass er es ernst meint. Er hat schon einmal einen Engel um seine Flügel erleichtert. Es war in seiner Anfangsphase als Gefallener Engel und er dachte, wenn er einem anderen die Flügel abnimmt, könnte er sie stattdessen haben. Aber natürlich hat das nicht funktioniert.
"Nein." übertrieben schüttelt er seinen Kopf.
"Sag mir was ich tun muss."
"Das ist mir nicht möglich, ich-"
"Sag es mir!" Er schreit ihn an und schubst ihn blind vor Wut ein ganzes Stück von sich weg.
"Das geht nicht, ich kann nicht-" stottert der Engel und stolpert immer wieder über seine Füße im Versuch vor dem Gefallenen Engel zu flüchten.
"Ich nehme dir deine Flügel ab, wenn du nicht-" Dieses Mal unterbicht ihn der Engel.
"Gib mir deine Hand, ich kann es dir zeigen." Dabei blickt er sich immer wieder unsicher um, als wolle er nicht bei etwas Illegalem erwischt werden. Lächerlich.
Skeptisch streckt der Gefallene Engel ihm seine Hand entgegen. Er würde wirklich alles für diese Informationen tun.
Der Engel greift nach seiner Hand und kurz darauf fluten Bilder sein Gedächtnis. Verschiedene Farben tanzen vor seinem inneren Auge, er kann nicht viel erkennnen. Die Bilder ziehen zu schnell vorbei, sind verschwommen. Doch dann taucht ein klares Bild auf. Es spielt sich wie in Zeitlupe ab. Ihm wird ein Wald von oben gezeigt. In den verschiedensten Farben leuchten die Baumkronen auf. Es muss also Herbst sein, schlussfolgert er.
Das Bild bewegt sich weiter, seine Perspektive wechselt blitzartig. Nun befindet er sich zwischen den Bäumen, er kann den Waldboden sehen, er folgt einem Weg. Dann taucht eine Gestalt auf. Nach kurzer Zeit erkennt er sich selbst. Seine Illusion läuft vor ihm. Er scheint etwas zu tragen, aber er kann nicht erkennnen was, weil er sich selbst nur von hinten betrachten kann. Doch dann sieht er es.
Er trägt ein Mädchen.
Viel erkennt er nicht von ihr, nur ihre langen, honigblonden Haare, die bei seinen Schritten auf und ab wippen. Sie sehen unfassbar weich aus. Eine kleine zarte blasse Hand baumelt an der Seite. Dann legt sich ihr Kopf in den Nacken und er kann ihr Profil betrachten. Er zuckt zusammen. Sie ist wunderschön. Doch ehe er sie weiter mustern kann, wechselt das Bild und ein kleines Dorf wird von oben am Rande des Waldes gezeigt.
Dann lässt der Engel seine Hand los.
"Mehr kann und darf ich dir nicht zeigen."
"Aber was muss ich tun?" fragt er noch etwas benebelt. Immer wieder blitzen einzelne Bilder von eben durch seinen Kopf.
"Finde sie und du wirst es wissen."
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Fall in Love
FantasySeit Ivy dem gutaussehenden Elian im Wald begegnet ist, gehen ihr die grünen Augen des jungen Mannes nicht mehr aus dem Kopf. Sie sollte Angst vor ihm haben, doch je öfter sie ihm begegnet, umso mehr trifft das Gegenteil ein. Sie fühlt sich sicher u...