SIEBEN

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Mittlerweile waren wir in der Bar angekommen und einige der Jugendlichen in unserem Alter waren gut angetrunken. Jackson hatte sich bei mir entschuldigt, als ich wie verloren inmitten der Kneipe stand. Und ich hatte ihm verziehen, so dass wir jetzt gemeinsam hier waren. Jackson war gerade auf der Tanzfläche und tanzte mit einem Brünetten Mädchen eng umschlungen. Er hatte mich auch gefragt, ob ich tanzen will, nachdem er mir eine Cola (ich wollte keinen Alkohol trinken) ausgegeben hatte. Doch ich hatte dankend abgelehnt. Mit meinen zwei linken Füßen war ich definitiv nicht dafür gemacht zu tanzen. Jackson schien nicht enttäuscht gewesen zu sein und machte alleine die Tanzfläche unsicher, während ich and der Bar gelehnt die anderen Leute betrachtete. Es hatte nicht lange gedauert bis sich ein Mädchen Jackson genähert hatte und aufreizend mit ihm tanzte. Auch andere Pärchen hatten sich gebildet, die gemeinsam tanzten oder eng umschlungen sich am Rand die Zunge in den Hals schoben. Angeekelt wandte ich den Blick ab und wollte gerade wieder aus meinem Glas trinken, als ich eine Bewegung an der Tür wahrnahm.

Fast verschluckte ich mich an meiner eigenen Spucke, als ich in moosgrüne Augen schaute, die mich genauso musterten wie ich ihn. Elian war hier. Augenblicklich begann mein Herz einige Takte schneller zu schlagen und ein warmes Gefühl breitete sich in meinem Inneren aus. Ich konnte meinen Blick nicht von ihm abwenden, aber ihm schien es nicht anders zu gehen, als er auf mich zukam. Wie immer trug er schwarz. Genauso wie ich heute. Mit einem kleinen Lächeln, was seine Augen strahlen ließ, blieb er neben mir stehen. 

"Hey."

"Hi." erwiderte ich seine Begrüßung und begann zu grinsen. Ich freute mich wahrscheinlich mehr als ich es sollte über sein Erscheinen, aber ich konnte es einfach nicht ändern.

"Was machst du hier?" fragte ich nach einiger Zeit, in der wir uns nur angesehen hatten.

"Das was du hier auch machst. Spaß haben." erklärte er mir. Elian wandte sich dem Barkeeper hinter uns zu und bestellte sich etwas zu trinken. Ich erwartete, dass er hochprozentigen Alkohol bestellen würde, denn es schien mir die beste Wahl für ihn zu sein. Doch als er sich wieder zu mir drehte, hatte er ein Wasserglas mit einer Scheibe Zitrone in der Hand.

"Ich war nur überrascht dich hier zu treffen. Schließlich habe ich dich bisher immer nur im Wald getroffen, wenn ich mich verlaufen habe." Ich wandte meinen Blick von ihm ab. Seine Augen waren so fesselnd, dass ich Angst hatte mich in ihnen zu verlieren. Ich nahm noch einen Schluck von meiner Cola.

"Vielleicht bin ich auch nur wegen dir hier. Und so kann ich auch auf dich aufpassen."

"Wieso solltest du auf mich aufpassen müssen?" Jetzt schaute ich ihn doch wieder verwirrt an.

Sein Blick sprach Bände. Es war für ihn offensichtlich, wieso er hier auf mich aufpassen müsste. Doch ich konnte ihm nicht folgen. "Ich muss dich vor den ganzen gierigen Blicken der männlichen Anwesenden beschützen. Du siehst heute Abend viel zu gut aus, um alleine hier zu sein."

"Danke." murmelte ich leise und errötete auch gleich wieder. Mein Herz machte bei seinen Worten einen kleinen Sprung. Und dann fiel mir ein, dass ich gar nicht alleine hier war. "Ich bin nicht alleine hier. Jackson ist auch da."

"Jackson?" fragend sah Elian zu mir und ließ dann seinen Blick durch die tanzende Menge schweifen. Seine Augen waren dunkler als noch vor einem Moment und seine Körperhaltung versteifte sich. Was war denn mit ihm auf einmal los? Passte es ihm nicht, dass ich mit Jackson hier war?

"Ja, er tanzt grade mit einem Mädchen." erklärte ich ihm und fragte mich immer noch was auf einmal mit ihm los war.

"Wenn er mit dir hier ist, sollte er dich nicht alleine lassen und mit anderen Mädchen tanzen." Der Blick mit dem er mich ansah sprach Bände. Er war absolut nicht begeistert von Jackson.

"Dafür bist du ja jetzt da." Lächelnd betrachtete ich Elian wieder. Was ihn wohl dazu veranlasst hatte in diese Stadt zu kommen? Oder lebte er schon immer hier? Zugern würde ich ihn fragen, aber wir hatten bisher noch keine Gespräche über private Themen geführt. Aber wir waren gestern Hand in Hand durch den Wald gelaufen. War das denn nicht auch schon Privat?

"Soll ich dich nach Hause bringen?"
Überrascht sehe ich auf. Wie kam Elian jetzt darauf mich zu fragen, ob ich nach Hause wollte?
"Dir fallen fast die Augen zu, Ivy." Belustigt sieht er mich an.

Er hatte Recht. Jetzt wo ich darüber nachdachte, war ich ziemlich müde und wollte so schnell wie möglich in mein Bett. Ich nickte nur und stand mit ihm gemeinsam von den Barhockern auf. Schweigend verließen wir Seite an Seite die Bar. Ich überlegte kurz wie ich am besten nach Hause kommen könnte. Sam hatte uns in seinem Auto hergefahren, da die Strecke zu Fuß etwas weit ist. Der Plan war gewesen, dass Jackson mich wieder nach Hause fährt. Jackson! Ich hätte ihm sagen sollen, dass ich eher gehe.

"Ich sollte noch mal rein gehen, um Jackson Bescheid zu sagen." teilte ich meine Gedanken mit Elian.

"Ich denke, er wird gerade anderweitig beschäftigt sein." Elian sah mich bedeutungsvoll an und sofort wusste ich was er meinte. Vermutlich stand Jackson gerade mit einem der Mädchen in einer Ecke und steckte ihr die Zunge in den Hals. "Mein Motorrad steht da vorne, ich kann dich fahren."

Danken lächelte ich ihn an und folgte ihm. Erst als er vor einem schwarz glänzenden Motorrad halt machte, realisierte ich es. Er wollte mich auf einem Monster von Gefährt nach Hause bringen. Motorräder waren verdammt gefährlich! Da konnte ich auf keinen Fall mit ihm mit fahren, mal von dem dabei entstehenden Körperkontakt abgesehen für den ich definitiv noch nicht bereit war.

"Auf keinen Fall fahre ich mit dir auf diesem Monster!" beschwerte ich mich und hielt einige Meter Abstand zu dem Gefährt.

Elian sah belustigt zu mir. Was fand er denn daran schon wieder lustig? "Komm schon, Ivy. Es passiert dir nichts. Ich hatte noch nie einen Unfall. Und deine anderen Möglichkeiten sind weitaus weniger reizvoll."

Schon wieder hatte er Recht. Entweder ich störte Jackson oder ich konnte nach Hause laufen. Aber dennoch hatte ich unfassbare Angst vor diesem verdammten Motorrad. Es gab vermutlich nur zwei Dinge vor denen meine Mutter mich gewarnt hatte. Männern zu vertrauen, die ich nicht kannte. Und auf Motorrädern fahren. Und jetzt war ich dabei gleich beides zu tun. Ich vertraute Elian mein Leben an, wenn ich mit ihm fahren würde. Aber andererseits vertraute ich ihm auch.

Seufzend gab ich nach und ging die wenigen Schritte zu Elian. Er hielt einen Helm in der Hand, den er mir sanft auf den Kopf drückte. Als er den Verschluss an meinem Kinn schloss, kam er mir dabei so nah, dass ich hellgrüne und goldene Sprenkel in seinen moosgrünen Augen ausmachen konnte. Mein Herz schlug augenblicklich schneller. Als er sich wieder von mir entfernte, stieß ich die Luft aus, die ich bis eben angehalten hatte. Er setzte sich auf sein Motorrad, startete den Motor und schaute mich dann auffordernd an. Ich konnte nicht glauben was ich tat. Aber nach einem kurzen Zögern setzte ich mich hinter Elian auf sein Motorrad.

Fall in LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt