Family first?

Kapitel 11

Sicht von Matteo:

„Die OP dauert mittlerweile schon 2 Stunden länger als geplant Matteo also rede mit mir." Leyla drückte mir die ganze zeit solche Sprüche und ich konnte sie nicht beantworten. Einerseits habe ich Raya versprochen nicht zu petzen, andererseits bin ich einer ihrer besten Freunde und ein Kollege von ihr. Ich war ganz kurz davor im OP anzurufen und zu nerven wann sie denn endlich fertig sind, doch das konnte ich auch nicht bringen, da ich sonst das gesamte Team unter Druck setzen würde. Nach einer weiteren Stunde kommt Niklas aus dem OP und ich sah ihm als auch Leyla ein kleines Grinsen an. „Matteo können wir kurz reden?" kam es von Niklas und ich sagte schnell Herrn Ahlbeck Bescheid, dass er sich zu seiner Frau setzen soll.

Als Niklas und ich in mein Forschungslabor gingen, war ihm der Ernst und die Anspannung ins Gesicht geschrieben. „Matteo, Raya hatte im OP mehrere Minuten lang Kammerflimmern und wir müssen sie sofort wahrscheinlich ins Koma setzen. Allerdings will ich das nicht. Julia will das nicht und Ben und Leyla bestimmt auch nicht." „Sonst ist ihre Chance das zu überleben aber gering und das wissen wir alle. Ich will es auch nicht, aber ich sehe keine andere Möglichkeit. Ihr Zustand bereitet mir Gedanken Niklas. Sie ist heute an der Bushaltestelle zusammengebrochen und sie nimmt immer weiter ab, also lügt sie uns alle an. Wir müssten sie eigentlich so lange überwachen, bis sie fast im Übergewicht ist und damit nichts passiert." „also wie ich raushöre, bist du ganz klar für das künstliche Koma oder?" ich nickte und versuchte mir die Tränen zu verdrücken. Ich hatte noch nie so einen emotionalen Fall. Raya gehörte quasi zum Kollegium und sie verbrachte in den letzen paar Jahren mehr zeit hier als bei ihr zu Hause. Raya war wie ein eigenes Kind und ich will sie nicht ins Koma setzen, allerdings wäre es besser wenn sie von all dem nichts mitbekommt.

Niklas dann lass es jetzt Ben und Leyla sagen und sie ins Koma setzen bevor sie irgendwas mitbekommt. Also so wie sie jetzt noch unter Narkose ist würde ich mich dabei tatsächlich besser fühlen." „Matteo du bereitest alles vor und ich sage es Familie Sherbaz-Ahlbeck okay?" ich sagte nur kurz ja und ging direkt zu Frau Berger. Wir beide sagten nicht viel. Ich wusste, sie hat sich in letzter Zeit viel um Raya gekümmert und es immer wieder versucht, aber es ging nicht. Raya hat keinerlei Hilfe angenommen, auch nachdem sie es mir damals versprochen hatte.

Sicht von Niklas Ahrend:

Ich habe mich auf dem Weg zu Ben und Leyla auf das Gespräch vorbereitet, aber ich wusste ich hatte Angst davor. Angst meiner besten Freundin zu sagen, ihr Kind wird nach mehreren Minuten Kammerflimmern und einem immer schlechterem Zustand ins Koma gelegt. Angst mitteilen zu müssen, das wir alle darunter leiden und ihnen sagen zu müssen, das ihr neues Familienmitglied wahrscheinlich ohne Schwester für die nächste Zeit auf die Welt kommen wird. „Niklas" hörte ich Leyla von weitem sagen und ich zeigte mit meinen Augen auf ein freies Zimmer. Wir gingen rein und ich bat sie, sich hinzusetzen. „Ich weiß ihr könnt es euch denken, aber wir haben Raya gerade in ein künstliches Koma legen müssen." Mehr habe ich nicht herausbekommen, da schossen Leyla schon Tränen in die Augen. Ich erklärte ihnen alles, was mir durch den Kopf ging. Leyla war mittlerweile komplett verweint und ich wusste nicht mehr wie ich sie beruhigen konnte. Bens Arm war um sie und er umarmte sie, er probierte stark zu sein. Für Leyla. Für Raya. Für die Familie.

„Ich lasse euch beiden mal alleine" sagte ich und stehe auf. Aus Bens Mund kam aber nur ein : „Bitte geh nicht, kannst du Bährchen holen und dann mit ihm einfach bei uns bleiben?"

Also saßen wir keine 20 Minuten später in einem Behandlungsraum und schwiegen