chapter 3: home
Changbin
Ich saß im Bus auf dem Rückweg nach Hause und ließ mir alles was heute passiert war nochmals durch den Kopf gehen. Felix. Der Junge bewohnte meine Gedanken nun schon seit ein paar Stunden und obwohl ich mich versuchte abzulenken, kam ich immer wieder auf ihn zurück. Nach wiederholtem Nachfragen, ob er nicht wirklich mit hoch kommen wollte, blieb er stur und meinte, dass nichts und niemand ihn von diesem Ort stehlen könnte. Dieses Lost Place war für den Jüngeren wirklich eine Art Komfortplatz. Für mich wirkte es aber eher so, als diente dieser lediglich dazu ihn vor dem was draußen auf ihn wartete zu beschützen. Ich wüsste nur allzu gern was er bei sich Zuhause passiert ist, dass er nicht mal diesen Bunker verlass aus Angst gefunden zu werden.
Wurde er vielleicht von seinen Eltern geschlagen? Das würde vielleicht die Wunden und Blutergüsse an seinem Körper erklären. Vielleicht lebte er auch gar nicht bei seinen Eltern. Das alles war so verwirrend und da er über den genaueren Grund auch kein Wort verlor, musste ich wohl warten bis ich sein Vertrauen gewonnen hatte.
Ja, ich hatte entschlossen ihn öfter dort zu besuchen und ihn zu versorgen.
So hatte ich mir meine Herbstferien zwar nicht vorgestellt, aber dieser verwahrloste Junge hatte einfach Vorrang. Ich hatte auch schon überlegt einfach die Polizei zu rufen, aber die würden ihn wahrscheinlich direkt den Erziehungsberechtigten übergeben und das versuchte er ja gerade zu vermeiden, also nein.
Ich seufzte aus und sah aus dem Fenster in die dunkle Nacht heraus. Es war bereits 22 Uhr und ich wusste, dass meine Mutter mich sofort umbringt, sobald ich das Haus betrete. Wir hatten ausgemacht, dass ich zum Abendessen immer da bin und das ist 20 Uhr. Naja, wäre die ganze Sache mit Felix nicht gewesen, hätte ich dieses Versprechen auch halten können.
Etwas ängstlich vor der Reaktion meiner Mutter verließ ich den Bus an meiner Haltestelle und sah sofort zu dem Haus, welches direkt vor mir lag. Das Licht in der Küche war an und ich sah bereits den Schatten meiner Mutter auf mich herabsehen.
Das kann nur schief gehen. Ich atmete einmal tief ein, ging die Treppen zu der Haustür hoch und holte den Schlüssel aus dem Rucksack. Wir waren etwas reicher und das sah man auch, aber da wir sowieso in einer reichen Umgebung wohnten, fiel es nicht so auf. So drehte ich den Schlüssel um und betrat das Haus schweigend.
Mir war bewusst, dass meine Mutter jede Sekund-
„Na, mein Freundchen?", hörte ich ihre Stimme und im selben Moment ging das blendend helle Licht an. Sofort hielt ich mir die Auge zu und blinzelte mehrfach. Wenn man vom Teufel spricht.
„Hallo Mutter", meinte ich dann einfach und stellte den Rucksack gefolgt von meinen Schuhen auf dem Boden ab. Ich roch komplett ranzig von diesem Kellermuff des Bunkers. Sie wird mich nach der Ansage direkt ins Bad schieben.
Ich wollte meine Jacke ausziehen bis mir auffiel, dass ich unter dieser komplett nackt war. Okay, bevor meine Mutter auch das hinterfragt, sollte ich sie vorerst anbehalten.
Gerade wollte ich mich zu ihr zurückdrehen, da zog etwas an meinem Ohr und drückte mich nach unten. Meine Mutter hatte mein Ohr gegriffen und zog mich daran zu ihr. Das machte sie immer, wenn sie so kurz davor war auszurasten.
„Was fällt dir ein so spät hier aufzukreuzen?! Ich hab mir Sorgen gemacht, Idiot! Du kennst die Abmachung!", mahnte sie und hob ihren Zeigefinger erzieherisch.
„Immer spätestens 20 Uhr nach Hause kommen, besonders wenn das Lost Place so weit weg von der Stadt entfernt ist", wiederholte ich alles und kniff die Augen durch den Schmerz an meinem Ohr etwas zusammen. Manchmal war sie echt grob, aber ich verstand ihre Sorge.
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Latibule
FanfictionLatibule - (n.) a hiding place; a place of safety and comfort - changlix (changbin x felix) - lost places - fluff - dark & comfy