Kapitel 4

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Der Tag darauf war der Tag, der alles entschied. Es war früh. Ziemlich früh. Alison hatte alles ganz genau geplant. Sie trug noch ihren rosa Pyjama und saß weinend auf dem gemütlichen Sofa im Wohnzimmer.
Ihr Vater, ihr wohl größter „Verehrer", der ihr wirklich alles erfüllte, trottete die Treppe hinunter.
„Alison?", fragte er verwundert.
„Dad?", sie sah wirklich verzweifelt aus und man konnte ihr wirklich alles abkaufen. Es war erschreckend wie gut sie lügen konnte.
„Ist alles in Ordnung, Ali?", ihr Vater war besorgt.
„Ja... ich meine nein. Dad, ich brauche deine Hilfe", antwortete sie.
„Was ist passiert, Schatz?", fragte ihr Vater und legte seine Hand behutsam auf ihre Schulter. In dem Moment zuckte sie zusammen und stieß seine Hand wieder weg.
Sie wollte, dass es so herzergreifend und tragisch wie möglich aussah. Dass es um ein wirklich ernstes und schreckliches Thema ging, war ihr wahrscheinlich nicht einmal klar. Oder es war ihr egal.
„Ali?", hakte ihr Dad nochmals nach.
„Ich kann nicht", stotterte sie.
„Was kannst du nicht?"
„Es Dir sagen!"
„Ali! Was ist passiert?"
„Mr. Fitz!", schrie Alison und stand vom Sofa auf und weinte heftiger und schluchzte.
Ihr Vater stand ebenfalls auf, aber ging nicht auf Alison zu.
„Er hat...", begann Alison, „Ich wurde...", setzte sie leise fort, „Ich bin vergewaltigt worden!"
Ihr Vater war empört. Er begann sofort sich furchtbar aufzuregen und stellte die Geschichte seiner Tochter auch keinesfalls in Frage.
Davon wachte Alis Mutter auf und kam ebenfalls runter ins Wohnzimmer.
„Was ist denn hier los?", fragte sie ärgerlich.
„Oh, Mom!", schluchzte Alison und kam auf sie zu.
„Hey, was ist denn hier los? Ist etwas passiert?"
Kurz darauf saß die DiLaurentis Familie auf dem Sofa. Alison hatte einen Beruhigungstee von ihrer Mutter bekommen und erzählte dann ihre Geschichte.
„Ich hatte eine schlechte Note bekommen. Ich blieb im Klassenraum, um Mr. Fitz zu fragen was ich nur tun könnte, damit ich eine Bessere bekommen würde. Dann stand er von seinem Lehrerpult auf und..."
Sie erzählte jedes kleine Detail was sie sich mit ihren Freundinnen ausgedacht hatte. So detailliert als wäre es tatsächlich geschehen.
Nachdem sie fertig war, wählte ihr Vater die Nummer der Polizei und stellte Strafanzeige gegen den Englischlehrer seiner Tochter.

Es dauerte nicht lange bis ein Streifenwagen vor dem DiLaurentis Haus vorgefahren kam und zwei Polizisten heraus gestürmt kamen.
Sie begrüßten den Vater, der ihnen aufgemacht hatte, und gingen dann zu Alison, die immer noch auf dem Sofa saß mit der Tasse Tee in der Hand und einer Decke um den Schultern.
Mittlerweile war es sechs Uhr morgens. Auch der Polizei erklärte sie das Geschehene und legte wieder eine Show hin für die sie ein Oscar hätte bekommen müssen.
„Nachdem ich ihn gefragt hatte, was ich für eine bessere Note tun könnte, stand er auf und stellte sich hinter mich. Er legte seine Hände auf meine Schultern und fing an sie zu massieren. Das war mir nicht ganz geheuer und ich drehte mich um, sodass er nicht weitermachen konnte. Er sagte ihm würden da ein paar Dinge einfallen, die ich tun könnte. Mir wurde die Situation zu unheimlich und ich wollte gehen. Dann hielt er mich am Handgelenk fest und meinte er würde die Unterrichtsstunde beenden und meine sei noch nicht beendet. Er zog mich näher zu ihm heran und...", Alison stoppte und starrte ins Leere.
„Nehmen sie sich ruhig Zeit. Es ist schwer über so etwas zu reden Mrs. DiLaurentis.", sagte der kleinere von den beiden Cops.
„Er küsste mich. Erst auf den Mund, dann auf die Schulter", sie deutete auf die Kratzspuren auf ihrer Schulter und ihr lief eine weitere Träne über die Wange.
„Er küsste mich aber auch noch weiter", und zeigte auf den Knutschfleck in ihrem Dekolleté.
„Ich habe versucht mich zu wehren. Ja, wirklich! Aber er war viel zu stark und ich war viel zu überrumpelt. Ich hatte keine Ahnung was ich tun sollte! Und dann hat er weiter gemacht und mich auf den Boden gedrückt und mich ausgezogen. Er hat immer weiter gemacht!", Alison legte eine Pause ein, „Am Ende lag ich nackt im Klassenzimmer. Die Tür hatte er auch verschlossen. Ich konnte erst gehen, als er es mir erlaubte. Das war dann kurz vor dem Ende der Pause und ich zog mich an und ging raus und rannte ins Mädchenklo, wo ich mich erst einmal richtete."
„Hat dich da jemand gesehen?", fragte der größere von den Polizisten.
„Ja, Mona Vanderwall. Ich hatte sie angeschrien sie solle verschwinden. Ich wollte allein sein, aber ich hätte niemals so grob zu ihr sein dürfen!"
Innerlich musste Alison bei diesem Satz schmunzeln, denn sie hatte Mona schon viel schlimmeres angetan. Ein echtes Schmunzeln konnte sie sich aber verkneifen.
Niemand dachte auch nur daran, dass all dies gelogen sein könnte. Aber das war es. Und früher oder später würde darauf wohl auch noch jemand kommen. Oder?

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