Kapitel 11

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Nach der Siegerehrung gab es natürlich eine Party. Es wurde getanzt, geflirtet und getrunken. Manche Gäste waren schon ziemlich betrunken, so wie auch Hannah.
Sie hatte keinerlei Kontrolle mehr was sie sagte oder tat.
Somit war es kein Wunder, als sie plötzlich knutschenderweise mit Noel auf der Couch landete. Als Alison das sah, war sie empört. Sie griff nach Hannahs Hand und zog sie weg von dem Jungen, der sich schon ausgemalt hatte, was noch alles hätte passieren können...

Hannah trug ein enges grünes Kleid mit einem grün glitzernden Gürtel verziert. Dazu wahnsinnig hochhackige Schuhe, auf denen sie so betrunken gar nicht mehr laufen konnte, sondern nur unbeholfen umher torkelte.
Alison nutzte ihre Chance und machte sich daran herauszufinden, wer hinter dem Synonym „-A" stand.
„Hannah", fing sie an und setzte sie auf einen Stuhl, „Wer ist A?"
„Hmmm?", Hannah schaute sie verwirrt an. Es war nich ganz klar, ob sie überhaupt zugehört oder die Frage verstanden hatte. Das hatte alles keinen Sinn.
Mit Hannah konnte man sich einfach nicht unterhalten.
Die Party war dann auch schon wieder vorbei, aber Ali gab nicht auf.
„Hannah, wer ist A? Bist du A?"
„Wie A? Du bist A! Du heißt Alison! Alison beginnt mit A! Ich bin vielleicht stockbesoffen, aber nicht blöd!", motzte Hannah los.
Die Partypeople gingen alle nach Hause und schliefen ihren Rausch aus. Sie hatten nichts zu befürchten, denn am nächsten Tag war endlich Wochenende.

Die Nacht war aber noch lange nicht vorbei. Nicht für Alison. Sie hatte nämlich ein Geheimnis. Ein Geheimnis, das bewahrt werden wollte und wovon nicht einmal ihre Freundinnen wussten, obwohl es auch sie indirekt betraf.
Als Alison gegen 23 Uhr nach Hause kam, erwarteten ihre Eltern sie. Die Polizei hatte sich gemeldet.
„Was ist los?", fragte Alison etwas nervös.
„Die Polizeisekretärin hat angerufen. Das Testergebnis ist angekommen", antwortete ihre Mutter.
Ali setzte ihr ernstes Gesicht auf. Denn sie hatte sich auf diesen Moment gefreut, nur durfte sie sich das nicht anmerken lassen.
„Es ist bestätigt. Die Spermienzellen in dir sind von Ezra Fitz."

Nun konnte man sich fragen wie Alison das schon wieder hinbekommen hatte. Es gab doch nie eine Vergewaltigung. Oder hatte sie vielleicht Geschlechtsverkehr mit ihm?
War der Test gefälscht? Wenn ja, wie hatte sie das gemacht?
Sie ging auf ihr Zimmer. Sie sagte sie sei müde. Doch wenn sie eines nicht war, dann war das müde. Jetzt ging es erst richtig los. In wenigen Tagen begann nämlich der Gerichtsprozess. Davor musste sie aber noch eine Sache erledigen.
Sie zog sich aus. Raus aus dem nach Alkohol stinkenden Partykleid. Sie kramte ihre schwarze mit Spitzen besetzte Reizwäsche aus ihrer Schublade und zog sie sich an.
Anschließend frischte sie ihr Make-up auf und machte sich ihre Haare.
Sie zog sich schwarze Pumps an und über ihre Unterwäsche lediglich einen roten Mantel. Dann schlich sie sich aus dem Haus und war gegen Mitternacht auf Spencers Grundstück. Was wollte sie da bloß?

Hannah übernachtete bei Aria, weil ihre Mutter durchgedreht wäre, wenn Hannah so betrunken nach Hause gekommen wäre. Sie machten es sich also bei Aria im Zimmer gemütlich und rollten eine ISO Matte aus, damit Hannah darauf schlafen konnte.
Nachdem sie sich fertig gemacht hatten, legten sie sich hin.
„Ali hat vorhin merkwürdigen Kram geredet."
„Alison? Nicht du?", scherzte Aria.
„Sie hat mich gefragt wer A ist. Was auch immer das heißen soll."
„A?", fragte Aria.
„Ja...", hauchte Hannah und schlief dann umgehend ein.
Aria überlegte was Ali damit meinte, sagte sich dann aber, dass sie keine Ahnung hatte und auch nicht weiter darüber grübeln wollte. Auch wenn sie es nicht zugeben wollte, Alison und ihr Plan nervten Aria. Sie hatte keine Lust auf diese Spielchen, aber hatte auch keinen Mut das öffentlich zu machen.

Es war eine sternenklare Nacht. Keine einzige Wolke zierte den Himmel. Es war ein wenig windig, aber trotzdem warm.
Alison huschte zur umgebauten Scheune, in der Spencers große Schwester mit ihrem Verlobten lebte. Melissa war gerade nicht da. Nur Wren, ihr Verlobter, war Zuhause und öffnete die hölzerne Tür, nachdem Alison geklingelt hatte.
„Hey", begrüßte er die Blondine vollkommen unüberrascht von ihrem Erscheinen.
„Es hat funktioniert", verkündete Alison in einem flirtenden Ton.
Wren trat zur Seite und Ali ging ein paar Schritte ins Haus. Und während Wren die Haustür wieder verschloss, fing Ali an ihren Mantel aufzuknöpfen.
Wren kam näher und küsste die sechzehn Jährige und zog ihr den roten Mantel vom Leib und schmiss ihn auf die Couch.
Er berührte sie überall, genauso wie sie ihn überall berührte. Langsam gingen sie zum Schlafzimmer und Alison positionierte sich posend auf dem Bett.

Etwa eine Stunde später lagen Ali und Wren Arm in Arm im Bett. Doch dann stand Ali auf. Sie fing an sich wieder anzuziehen.
„So, das war's", meinte sie herablassend.
„Wir werden das hier also nicht wiederholen?", schmunzelte Wren.
„Nein! Wir haben das heute zum zweiten und letzten Mal gemacht"
„Awww... Ich könnte mich aber daran gewöhnen."
„Deine Verlobte tut mir leid", lachte Alison. Obwohl ihr Melissa natürlich überhaupt nicht leid tat.
„Wrenny, ich bin kein x-beliebiges Flittchen. Wenn du mich willst, dann musst du mich, und zwar nur mich, wollen! Und ich muss dich wollen. Und das will ich nicht. Unsere Beziehung, diese Affäre, all dies, ist ausschließlich aus geschäftlichen Gründen passiert", verkündete Alison eiskalt und knallhart.
„Ich weiß, dass du gelogen hast. Dass Fitz dich nicht vergewaltigt hat, Süße. An deiner Stelle wäre ich vorsichtig was solche Sachen anbelangt."
„Und woher weißt du das? Weil du deinen Job missbraucht hast und den Spermientest gefälscht hast. Wenn du mich verpfeifst, verrätst du auch dich, Süßer."
Wo sie Recht hat, hat sie Recht...
„Du bist ein durchtriebenes Miststück, Alison."
„Danke."
Mittlerweile hatte sich Alison wieder komplett angezogen und ging aus dem Haus, küsste ihren Liebhaber zum Abschied und flüsterte: „Du weißt gar nicht wie durchtrieben ich wirklich bin!"

Sie trat aus der Tür und wollte gerade zurück, als Spencer aus ihrer Haustür kam.
„Was machst du hier, Alison?", fragte sie sie verdächtigend.
Alison fühlte sich sichtlich ertappt, weshalb ihr keine gute Lüge einfiel, die das ausbügeln konnte.
„Was machst du denn überhaupt hier?", kam als Gegenfrage.
„Ich wohne hier!"
„Schnüffelst du mir etwa nach?", fragte Alison triumphierend.
„Ich würde nur gerne wissen was du planst! Außerdem... Was hast du da eigentlich an? Warst du etwa bei Wren?"
„Du hälst schön deine große, große Klappe, Spence! Es gibt Dinge, die versteht man nicht. Das musst du endlich mal einsehen. Und wenn du deine Klappe nicht halten willst, habe ich hier einen kleinen Ansporn für Dich! Ich weiß, was letzten Sommer in deinem Zimmer mit Wren passiert ist. Es war vielleicht nur ein kleiner, winziger Kuss, aber selbst das dürfte deiner verklemmten Schwester nicht gefallen! Akzeptiere es Spencer! Gegen mich kommst du nicht an! Und jetzt geh rein und lies eines deiner Bücher oder geh schlafen, bevor noch jemand mitbekommt, dass du draußen warst!", zickte Alison. Spencer hatte feuchte Augen bekommen. Das hatte sie wirklich verletzt. Alison war ein Monster. Soviel war klar.

Nachdem Ali Zuhause ankam, duschte sie und setzte sich vor ihren Schminktisch und bürstete sich ihre noch leicht nassen, wunderschönen Haare.
Sie war selber geschockt über das was sie zu Spencer gesagt hatte. Diese riesige und anstrengende Lüge hatte sie verändert, ob sie das nun einsehen wollte oder nicht. Das war zu viel für den Teenager.
Für Alison DiLaurentis war das Lügen vielleicht wie atmen, doch auch das Atmen ist, wenn einem das Wasser bis zum Hals steht, schwierig, wenn nicht sogar unmöglich.

Pretty Little Liars - their biggest lieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt