Kapitel 1

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Es war bereits Abend. Ein wolkiger, aber schöner Abend. Rosewood war still zu dieser Zeit. Ab und an kam ein Auto vorbei, das war aber auch alles.
Das ganze Städtchen war bereits verschlafen und ruhig. Und dann waren da Alison, Aria, Hannah, Emily und Spencer, die bei Alison Zuhause die Musik laut aufgedreht hatten und einen ihrer zahlreichen Mädelsabende abhielten. Sie probierten neue Tops an, die sie gekauft hatten. Ali zog sich gerade ein rosa Oberteil aus Seide an, richtete anschließend ihre Haare und schaute dann in den Spiegel: „Was meint ihr, Mädels?"
„Super süß! Das ist perfekt!", antwortete Emily sofort. Es war aber im Grunde auch egal, denn Emily fand eigentlich alles was Alison trug, schön und alles was sie tat, gut.
„Das musst du unbedingt mal mit dem Lippenstift hier kombinieren!", meinte Hannah.
Alison befolgte Hannahs Rat und war zufrieden.
Aria tippte wie wild auf ihrem Handy herum und textete ihrer Mom, dass sie noch bei Alison war.
Spencer saß auf Alis Bett und beobachtete die anderen Mädels. Sie suchten sich Outfits für den nächsten Tag heraus und tauschten auch untereinander ihre Klamotten. Aria hatte ein hellgrünes Schlauchtop mit zwei Schleifen an den Schultern in Alis Kleiderschrank entdeckt: „Oh mein Gott. Das ist voll schön. Das kenne ich gar nicht! Hattest du das schon mal an?"
„Was? Natürlich! Kannst du gerne haben. Ich weiß auch ganz genau was dazu passen müsste! Warte kurz!", meinte Ali und kramte in ihrer Schmuckschatulle, „Schau dir die an. Das würde super aussehen, Ari", Alison hielt Aria Ohrringe mit Federn an die Ohren.
„Ja, das sieht mega aus!", stimmte Emily zu.
Nachdem sie sich die Outfits für den nächsten Tag, den Montag, herausgesucht hatten, machten sie es sich bequem.
Spencer und Emily saßen auf Alis Bett, Hannah in dem Sessel, Aria auf dem Boden und Ali auf dem anderen Sessel.
„Habt ihr den neuen Englischlehrer gesehen?", fragte Aria und lächelte flirtend.
„Ja, natürlich! Mr. Fitz!", antwortete Alison.
„Er ist noch echt jung!", fügte Hannah hinzu.
„Und sexy!", ergänzte Alison.
„Was meint ihr?", Aria schaute zu Spencer und Emily.
„Ja, er sieht schon gut aus. Aber ich würde mich niemals auf einen Lehrer einlassen", stellte Spencer klar.
„Mach dich locker, Spence!", grinste Hannah.
„Ich weiß nicht, er sieht gut aus", sagte Emily etwas schüchtern.
„Stellt euch vor, er hätte ein Verhältnis mit einer Schülerin!", lächelte Alison nachdenklich.
„Kann ich mir nicht vorstellen. Er wirkt eher vernünftig", erklärte Spencer.
„Wäre es nicht aufregend mit einem Lehrer zusammen zu sein?", fragte Alison.
„Was? Ali!", lachte Spencer.
„Mit diesem Klischee müssen junge, gut aussehende Lehrer wahrscheinlich immer zurecht kommen", meinte Emily.

Ein paar Sekunden beherrschte Stille das Zimmer der sechzehnjährigen. Ali stand auf und schaute nachdenklich aus dem Fenster, hinein in die dunkle Nacht.
„Mädels, ich habe eine Idee."
Interessiert warteten die vier, dass Ali weitersprach. Doch sie wartete und drehte sich dann um: „Ich hatte gerade eine mega Idee. Mr. Fitz sieht vielleicht gut aus, aber er ist streng! Es wird Zeit ihm eine Lektion zu erteilen."
„Streng?", fragte Hannah nach.
„Ja, Hannah. Ist euch nie aufgefallen, dass er extrem viel erwartet. Wenn wir Texte analysieren sollen, müssen wir auch immer richtig liegen! Ich will ihn weg haben."
„Und woran hattest du gedacht?", hakte Emily nach.
„Wenn ein Lehrer unangemessen mit seinen Schülerinnen umgeht, wird er doch gefeuert", überlegte Alison.
„Ja, aber nur weil er deiner Meinung nach zu viel erwartet, wird er ja nicht gleich gefeuert", meinte Aria.
„Ich meine doch nicht so ein unangemessenes Verhalten. Ich meine eher ein unangebrachtes Verhalten. Wenn er dem weiblichen Part seiner Klasse näher stehen möchte, als es erlaubt ist."
„Was?", Spencer war erschrocken, denn sie hatte verstanden worauf Ali aus war, „Das geht eine Spur zu weit, Ali!"
„Wieso? Es ist gerade ziemlich langweilig in Rosewood. Was wir brauchen ist... Chaos!", sagte Alison wieder in Gedanken und setzte ihren finsteren Blick auf während sie wieder nach draußen starrte.
Mittlerweile wussten alle was Alison plante und sie waren alle ziemlich perplex.
„Aber damit das klappt, müssen wir alles genauestens planen! Wir wagen uns dann an die Königsdisziplin einer Lüge. Nicht nur ein kleines Flunkern, wie bisher. Wir müssen eine herzergreifende Geschichte liefern und sie perfekt präsentieren! Alles muss passen und bis aufs letzte Detail eingefädelt sein! Also Girls, seid ihr dabei?", sie schien begeistert von ihrem Vorhaben zu sein und wirkte nur allzu selbstverliebt.
„Das ist mir eine Spur zu doll, Ali. Wenn du das machen willst, dann tu es, aber lass mich da raus! Das ist ja gleichzusetzen mit der Jenna-Sache! Und das war wirklich schlimm und das bereuen wir doch alle", warf ihr Spencer vor und stand ebenfalls auf. Aber Alis Gesicht blieb kalt und emotionslos.
„Spencer! Wenn du jetzt gehst, sind deine Privilegien Geschichte! Du wirst nicht mehr zu uns gehören! Du bist dann nur noch Luft für uns! Man kann dich ersetzen, Spencer. Vergiss das nicht", Alison hatte ihren bösen, angsteinflößenden Blick aufgesetzt, „Und das gilt für jeden hier."

Alison DiLaurentis war ein echtes Alphatier. Sie hatte die Macht und die Kontrolle und das ließ sie auch alle anderen spüren. Sie war eine wirkliche Schauspielerin, denn egal was sie sagte, erzählte oder meinte, es klang immer nach der Wahrheit. Doch das war es meistens nicht.

Sie zögerten alle bei dem Vorhaben mit einzusteigen, doch im Endeffekt waren alle, ausnahmslos, dabei. Das zeigt wie viel Macht Alison wirklich hatte.
Nun könnte man sich fragen, was das für eine merkwürdige Freundschaft war, in der die eine die anderen vier so beherrschte. Doch eigentlich beherrschten sie sich alle gegenseitig. Auch Ali wäre von oben bis unten aufgeschmissen ohne die anderen. Oder etwa nicht? Nun ja, was ist eine Königin ohne Gefolge? Richtig: Nichts!

Pretty Little Liars - their biggest lieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt