Kapitel 13

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Die scharfe Klinge setzte er direkt an Alisons Hals an. Sie zuckte leicht. Sie schien aufzuwachen. Blitzschnell presste der Angreifer seine linke Hand auf Alis Mund. Davon wachte sie dann endgültig auf. Sie begann zu schreien. So gut wie es ihr möglich war, natürlich. Denn die Hand auf ihrem Mund verschluckte den Schrei fast.
Mit einer rauen und extrem verstellten Stimme hauchte der Einbrecher ein bedrohliches: „Schrei weiter und du bist tot!"
Sie war still. Eine Träne lief ihr die Wange hinunter und berührte den schwarzen Lederhandschuh ihres Angreifers.
„Na na...", begann dieser, „Du bist eine Schlampe! Eine idiotische Zicke! Eine Egoistin! Ich weiß, dass ihr lügt! Vergiss das nicht!"
Sofort lief der Eindringling zum Fenster, sprang auf den Baum über und verschwand in der Nacht. Alison begann zu schreien. Sie zitterte am ganzen Körper, als ihre Eltern zu ihr kamen.

Besorgt kamen sie zu ihrer Tochter und nahmen sie in den Arm und fragten, was passiert sei.
„Es war jemand hier! Hier in meinem Zimmer und er hatte ein Messer!"
Ihre Eltern redeten ihr ein, alles wäre nur ein Traum gewesen. Sie glaubten ihr nicht. Sie vermuteten, dass Ali traumatisiert war und nun Albträume hatte.
„Keine Sorge Schatz. Bald sitzt Fitz hinter Gitter. Dann hören mit Sicherheit auch die Albträume auf", tröstete sie ihre Mutter.
Ali war sich sicher, dass das alles real war. Erst versuchte sie ihre Eltern davon zu überzeugen, gab dann aber doch auf. Vielleicht war es besser so.
Sie schloss das Fenster und zog zusätzlich noch die Gardinen zu. Das Licht ließ sie an. Erstmal zumindestens. Sie lief auf und ab. Sie grübelte. Das war A, keine Frage, doch wer war A? Eines stand fest: Sie war felsenfester Überzeugung, dass das keine von ihren Freundinnen war. Ihre Stimme hätte sie ja wohl erkannt, oder?
Dieser Vorfall versetzte die Blondine in Angst und Schrecken. An Schlaf war nicht mehr zu denken.

Am Morgen des Tages vor dem ersten Prozesstag, war Schule. Und Ali hatte sich geschworen ihren Freundinnen von A zu erzählen. Wie sich aber herausstellte, brauchte sie das gar nicht zu tun....
Warum? Diese Geschichte kommt jetzt....

Machen wir einen Zeitsprung zu dem Zeitpunkt, bevor A bei Alison einbrach. Spencer kam gerade nach Hause, als ihr Handy den charakteristischen Pling Ton machte, als sie eine Nachricht bekam.
Sie schaute nicht sofort auf ihr Handy. Sie zog ihre Strickjacke aus und platzierte diese auf ihrem Stuhl. Sie öffnete ihren Pferdeschwanz, aus dem sowieso schon ein paar Strähnen herausstanden. Sie fuhr sich durch die Haare. Sie war ein wenig gestresst, hatte schon seit Stunden nichts mehr gegessen und wollte auch nicht. Trotz der Tatsache, dass ihr Magen knurrte. Sie bekam einfach keinen Bissen hinunter.
Sie schnappte sich ihr Handy und legte sich mit dem Rücken auf ihr Himmelbett.
„Eine neue Nachricht von Anonym", sagte ihr ihr Handy.
Spencer zog eine Augenbraue hoch. Von Anonym? Sie öffnete die mysteriöse Nachricht.
„Ich weiß, dass ihr lügt, ihr Schlampen! - A", hieß es.
Spencers Herz blieb vor Schrecken fast stehen. Sofort setzte sie sich auf ihre Bettkante. Mit panischem Gesichtsausdruck starrte sie ihr Handy an. Ihre Schwester kam rein. Natürlich ohne anzuklopfen.
„Spencer, Essen ist fertig", teilte sie ihr mit.

Entgeistert und noch immer mit panischem Ausdruck im Gesicht starrte sie nun Melissa an. Diese schaute verwirrt zurück: „Wobei habe ich dich denn jetzt erwischt?"
„Ehm... Was?", stammelte Spencer, „Nein, nichts... Hm... Ich, ich komme."
Unten wartete ein reich gedeckter Tisch und ihre Familie auf sie.
Es gab allerlei gesunden Dinge. Salat, Schwarzbrot und Vollkornbrot und so weiter.
Spencer aß lediglich eine kleine Schüssel Salat und entschuldigte sich eine Viertelstunde später. Sie konnte nicht mehr.
Sie rannte erst in ihr Zimmer, ging auf und ab, bis sie in Tränen ausbrach und zusammensackte. Sie hielt sich an ihrem Bett fest und schluchzte. Was sollte sie jetzt nur machen? Wenn rauskam, dass sie gelogen hatte, würde sie buchstäblich in der Hölle landen. Ihre gesamte Zukunft wäre vernichtet.

Auch die anderen erhielten diese Nachricht. Emily musste sich übergeben, als sie das las. Die anderen beiden nahmen das besser auf. Hannah konnte sich an die Frage von Ali nicht mehr erinnern, konnte den Zusammenhang also nicht sehen. Aria jedoch erinnerte sich daran, dass Ali Hannah gefragt hatte, wer A war. Das musste also heißen, dass Ali vor ihnen schon eine solche Nachricht erhalten hatte.

Zurück im hier und jetzt...
Spencer stolperte vollkommen übermüdet und ausgehungert durch die Schule. Alison sah verschreckt und schüchtern aus. Emily sah schwach und zerbrechlich aus. Diese Zombies ihres Alltages trafen sich in einem offenstehenden Klassenraum.
Alison positionierte sich weiter vorne und begann von ihrer gestrigen Horrornacht zu erzählen.
Den anderen lief ein Schauer über den Rücken, als sie das hörten.
„Ok, stopp!", rief Hannah, „Stopp! Hört auf damit! Gesteht, dass ihr gelogen habt! Das hat doch keinen Sinn!"
„Spinnst du komplett?", kam von Alison zurück.
„Hannah hat Recht", stimmte ihr Aria zu, „Sonst seid ihr bald tot!"
„Lieber tot, als das was dann auf uns zukommt", nuschelte Spencer und ließ sich auf einen der Stühle fallen.
„Was?", fragte Aria überrascht.
Emily fuhr sich nervös durch ihre Haare.
„Was soll das heißen, Spence?", hakte Hannah nach.
„Wenn wir reinen Tisch machen, landen wir im Gefängnis! Alles ist ruiniert! Und das wissen wir doch alle hier!", flüsterte Spencer vorwurfsvoll.
„Wir haben alle einen Maineid geleistet, wir sind dann alle am Arsch", kommentierte Emily nüchtern und kalt.
„Egal was wir machen, wir müssen uns einig sein!", meinte Aria.
„Was meinst du, Ali?", fragte Hannah.
„Weiterspielen! Ich sage weiterspielen! Spencer hat Recht! Wir wären ruiniert. Unsere Familien wäre ruiniert. Einfach alles wäre kaputt!", antwortete Ali kühl.
Sie setzte sich auf das Lehrerpult. Sie schien über irgendetwas nachzudenken, teilte ihre Gedanken aber nicht.
Dann begann Spencer zu weinen.

„Hey Spence", Aria legte ihren Arm um ihre beste Freundin.
Emily kniete sich neben den Stuhl auf dem Spencer saß.
„Ihr habt ja keine Ahnung was bei mir Zuhause los ist!", sagte sie, „Seit ich meinen Eltern das alles erzählt habe, ist alles komplett anders! Sie... sie haben sich niemals für mich interessiert! Es hieß immer nur: Sei die beste, Kind! Aber jetzt sind sie einfach für mich da. Sie fragen mich, ob es mir gut geht. Sie wollen wissen wie es in der Schule war, was ich so gemacht habe. Gestern saß Melissa über eine Stunde an meinem Bett und hat mich getröstet! Sowas kam noch nie vor! Wir dürfen nicht die Wahrheit sagen, bitte! Dann hassen sie mich! Ich fühle mich zum ersten Mal in meinem Leben akzeptiert und geliebt von meiner Familie! Nehmt mir das nicht weg!"

Pretty Little Liars - their biggest lieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt