Kapitel 27...Der Koch - Unterricht

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Max stieg aus der Limousine, die vor'm Hotel anhielt. Mister Crawford hatte von Benjamin den Auftrag bekommen, Max vom Flughafen abzuholen. Max hatte am gestrigen späten Abend noch seine Eltern angerufen und ihnen die Situation erklärt, die hier gerade herrschte. Er hatte Billy bei ihnen vorerst untergebracht, bis sich die Lage hier etwas beruhigt hatte. Er versprach seinem Sohn, am Wochenende wieder zu ihm zu fliegen. Er spannte seinen Regenschirm auf, als er die Limo verließ und kurz vor der Drehtür stoppte ihn Sybil ab.

"Wir müssen reden, Max!", sprach sie eilig zu ihm.

Er schob ihre linke Hand von sich, die sie auf seinen Oberkörper gelegt hatte. Er ging ohne ein Wort an ihr vorbei und begrüßte den Pagen Tom, der an der Drehtür stand und Max den Schirm abnahm.

Sybil ging ihm nach und passte ihn in der Lobby abermals ab und zog ihn mit einer Wucht zu sich herum. "Du kannst mich nicht einfach so im Regen draußen stehen lassen, Max Harper, wenn ich mit dir rede!", fauchte sie ihn an.

"Geh zu Stanford ins Büro, wenn du reden willst. Ich hab dir nichts zu sagen!...Schon lange nicht mehr!"

"Ich hab aber mit DIR etwas zu bereden, nicht mit Stanford, diesem alten Mann!", brüllte sie ihn an.

Ein paar Gäste hatten sich bereits nach den Beiden umgedreht, denn sie unterhielten die ganze Lobby mit ihrem Theater.

"Was ist dein Problem, Sybil?"

"Was mein Problem ist?...Deine kleine Möchte - Gern - Freundin oder sollte ich sagen...dein neues Betthäschen...ist mein Problem!"

Max begann zu lachen.

"Meine WAS?", fragte er sie belustigt. "...Sie ist meine Vorgesetzte und deine auch!", entgegnete er. "Also behandle sie mit Respekt, so, wie es ihr zusteht! Und rede nie wieder so über Miss Stanford!"

Sybil war verärgert und sauer auf Max.
"Verteidigst du sie etwa gerade?...Ich glaub's einfach nicht!...Du bist scharf auf sie!...Oh mein Gott!...Max!...Mach dich nicht lächerlich!...Sie ist gar nicht dein Typ!"

"Und das weißt du woher so genau?", stellte er ihr schroff die Frage.

"Du hast ihr von uns erzählt!...Wieso?", fauchte sie.

"Ich habe keine Geheimnisse vor dieser Familie. Du hast bei deinem Vorstellungsgespräch selbst gesagt... - Wir kennen uns bereits - ...Da war REDEN total überflüssig!"

"Das geht niemanden etwas an, Max, was dich und mich betrifft!", wütete sie herum.

"Genau so sehe ich das auch, MISSES STEWARD! Sie sind Sekretärin und ich Ihr Vorgesetzter!....Reden Sie nie wieder in diesem Ton mit mir!!!" Max war ihr jetzt ganz nah und seine Worte kamen Zähne knirschend aus ihm heraus.

"Dass du hier bist, ist Stoff genug in diesem Hotel!", und Max ließ sie wütend stehen, kehrte ihr den Rücken zu und holte seine Schlüssel vom Penthouse, denn er hatte eine Verabredung mit Sam und Mister Brooks in der Küche.

***
Sam hatte alles für das Diner bereit gelegt. Das erste Gemüse attackierte sie bereits, als Max neben ihr auftauchte. Sie hörte auf mit dem Messer herum zu hantieren und sah zu ihm auf. Ein kleines, leichtes Lächeln huschte über ihre zarten Lippen.

"Bereit Mister Harper?"

"Bereit Miss Stanford!...Legen wir los!...Was liegt heute Abend für das Diner an?"

Sam legte das scharfe Messer beiseite und verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust.

"Sie wollen das wirklich durchziehen?", fragte sie ihn unsicher.

"Sie können kochen!...Ich kann es nicht! Ich bin gelernter Architekt. Ich kann mit Lineal, Zahlen und exakten Zeichnungen und Berechnungen umgehen und Häuser, Wohnblöcke, Villen bauen.
Aber kochen?...Was ist falsch daran, es zu lernen, Miss Stanford? Der Mensch soll seinen Horizont erweitern und nicht stehen bleiben."

"Wer sagt denn, dass das falsch sein soll? Es ist nie dafür zu spät, den Kochlöffel zu schwingen."
"Zeigen Sie es mir!", bat er aufrichtig.

"Okay!...Dann ziehen Sie das bitte über. Den brauchen Sie. Es wird Zutaten geben, die sich hartnäckig an die Kleidung heften und sich da drauf einnisten." Sie reichte ihm einen weißen Kittel, den er ohne zu murren überzog, die Ärmel bis zu den Ellenbogen krempelte und eine Hüftschürze um sich binden ließ. Mister Brooks wollte ihm eine Kochmütze aufsetzen. Max zog den Kopf ein. "Ehm...muss das sein?"

Sam holte Luft. "Tut mir leid! So sind nun mal die Vorschriften! Sie müssen sich leider breit schlagen lassen, Mister Harper! Ihre Frisur ist danach so oder so ruiniert.", und Sam wollte sie ihm aufsetzen. Max zog seinen Kopf erneut weg.

"AUFSETZEN!", befahl sie ihm streng.

Mister Brooks, der Chefkoch, beobachtete die ganze Sache aus einer kleineren Entfernung und fand sie sehr lustig.

Max neigte widerwillig leicht seinen Kopf zu ihr herab und sie stülpte ihm die Mütze über den Kopf.
"Das wird Rache geben Sam!", flüsterte er ihr zu und richtete sich wieder auf.

Sam schmunzelte nur.

Dann wartete er brav auf ihre nächste Anweisung.

"Hände gründlich waschen!", und er ging zum Waschbecken neben der Spüle und drehte den Wasserhahn auf und wusch seine Hände sorgfältig. Sie gab ihm ein Handtuch zum Abtrocknen und schob ihn an das angefangene, geschnittene Gemüse. Sie gab ihm das scharfe Messer zur Hand.

"Okay Mister Harper!...Legen Sie los!"

Sie stellte sich zu seiner Rechten und nahm ein neues Messer und half ihm beim Gemüse schneiden. Seine Augen huschten immer wieder zu ihr und beobachteten sie dabei, wie schnell und wie sorgfältig präzise sie das Gemüse unter ihrem Messer bearbeitete. Sogar ihr Arbeitsplatz blieb unversehrt von Unordnung und herum geworfenen Gemüsestückchen. In der Küche war sie also auch sehr konzentriert. Sie hatte eine gute Lehrerin.

Die Erbin  - Stanford - HotelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt