14. Held?

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CHARLIE
Gestern als Emily und Dylan schon längst gegangen waren, bückte sich Shelby mit einem besorgten Blick zu mir herüber und fragte mich, ob es mir gut ginge, ob ich irgendwelche Anzeichen hätte. Und heute als ich aufwachte zog sich ein schmerzhaftes pochen über meine Schädeldecke. Das erste Anzeichen von allen und die Übelkeit. Eine schreckliche Übelkeit, die sich in meinen Magen fraß, sich durch meinen ganzen Körper zog. Ich stolperte hastig ins Bad und bückte mich über die Kloschüssel. Ich würgte, würgte mir die Seele aus dem Leib, würgte bis nichts mehr von mir übrig blieb, aber nichts kam heraus. Nichts. Mein Magen war leer. Ich war leer. Verzweifelt grub ich meine Finger in meine Haare und mein Kopf pochte immer mehr. Durch diese Schmerzen, in meinem Kopf, blieb kein Gedanke, sie flutschten weg wie Fische, die man zu fangen versuchte. Ich fuhr mit meiner Zunge über meine spröden Lippen und plötzlich fing ich an zu grinsen. Ich grinste, weil ich an normalen, alltäglichen Glück starb. Und es hörte sich fantastisch an. Ich musste bestimmt schrecklich aussehen mit meinem kalkweißem  Gesicht, den pechschwarzen Haaren, den eisblauen Augen, die alle irgendwie abschreckten und meine rissigen Lippen, die anfingen zu bluten und sich trotzdem zu einem grotesken lächeln verzogen. Aber der Gedanke, er war so wunderbar. Er brachte mich sogar ein bisschen zum lachen. Ich war ein Held. Ich, ein kleiner Mensch, ein kleiner Held auf einer großen Erdkugel, in einem gigantischen Universum. Ich war ein glückloser, der starb, ein Held. Aber es war nur Wunschdenken. Ich war kein Held. Ich war erbärmlich.  Ein nichts.

Sein Name war CharlieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt