Chapter Four

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Ich steige in den Aufzug und fahre bis nach ganz oben in den Freibereich der Kuppel. Dort gibt es einen für Besucher unzugänglichen Bereich, welcher auch gut geschützt ist. Ich habe schon mehrmals mitbekommen, dass Frau Weidel sich dort in den Pausen häufig aufhält um zu rauchen. Ich habe Glück und sehe sie schon von Weitem. Sie lehnt lässig an einem Zaun, in der Hand eine Zigarette und blickt nach in die Ferne in Richtung Charité. Plötzlich zögere ich, was mache ich hier eigentlich?! Ich drehe mich um und will gehen, doch meine Absatzschuhe hatten mich längst verraten. „Frau Wagenknecht.", ruft mir eine zarte Stimme hinterher. Ich reiße mich zusammen, drehe mich zu ihr und gehe auf sie zu. „Sie hier?.", fragt Weidel und bevor ich antworten kann hält sie mir ihre Schachtel Davidoff hin. „Danke, ich habe aufgehört.", entgegne ich. Ich werde immer nervöser und bevor sie ihre Schachtel zurückziehen kann, nehme ich mir eine heraus. Rauchen hatte mir schon früher in Stresssituation geholfen und das hier ist eindeutig eine solche Situation. 

Weidel lacht nur und fragt, was ihr denn die Ehre beschafft. Ich nehme einen Zug meiner Zigarette und bemerke, dass ich mir in dem ganzen Trubel noch nicht einmal überlegt habe, was ich überhaupt sagen möchte. „Hören sie auf mich anzustarren, zu beobachten, zu belästigen, Frau Weidel!". Ich bin schockiert von mir selbst, habe ich das gerade wirklich gesagt? Ich schiele zu Weidel hinüber doch diese zieht nur genüsslich an ihrer Zigarette und lacht in sich hinein. „Ach Frau Wagenknecht, haben Sie sich nicht so.". Ich werde wütend und zische: „Es wird geredet, viel geredet und schnell spekuliert. Hören Sie auf damit, sofort. Ich möchte weder mit Ihrer Partei, noch mit Ihnen in Verbindung gebracht werden!" Lässig bläst sie den Rauch ihres letzten Zuges aus dem Mund, wirft ihre Zigarette weg und dreht sich zu mir. Sie kommt näher und ich möchte ausweichen, doch hinter mir versperrt ein Pfosten den Weg. Sie ist so nah, dass ich ihren Atem spüren kann. Ich rieche den intensiven, trotzdem nicht zu aufdringlichen Duft ihren Parfüms. Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit und ich betrachte jedes Zucken ihrer tiefblauen Augen. Alice hebt ihren Arm und streicht mit ihrem Zeigefinger leicht über mein Kinn. Mich durchfährt ein Gefühl, welches ich jetzt noch nicht definieren kann. Es ist wie elektrisierend. Immernoch mit den Fingern an meinem Kinn streifend sagt sie mit leiser, fast flüsternder Stimme: „Haben Sie etwa Angst...Frau Wagenknecht?" Sie lässt von mir ab, dreht sich um und verschwindet im Gebäude.

UNPOLITICAL TENSIONS //WeidelknechtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt