Chapter Eight

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Mit panischem Blick versuche ich Alice mit meinen Gestiegen klarzumachen, dass wir wortwörtlich am Arsch sind, doch Alice bleibt ruhig. „Ich komme!", ruft sie aus der Kabine und deutet hektisch auf den geschlossenen Klodeckel. Schnell steige ich darauf und kauere mich zusammen. Ohne sich noch einmal umzudrehen verlässt Alice durch einen kleinen Spalt die Kabine und widmet sich ihrem Manager, der sie schon im Vorraum erwartet. Als die Luft rein ist lasse ich meine Beine auf den Boden sinken und lasse meinen Kopf nach hinten gegen die Wand fallen. Einige Minuten sitze ich so da und starre an die Decke. Mir ist noch immer verdammt heiß, also steuere ich die Waschbecken an und klatsche mir mit meinen Händen eiskaltes Wasser ins Gesicht. Mein MakeUp ist mir jetzt sowieso egal, wobei es durch das rumgeknutsche mit Alice schon komplett zerstört wurde. Meine Haare gleichen einer Hexe, mein Kleid hängt immer noch oben an meiner Hüfte und mein Slip ist klitschnass. Ich verlasse die Toilette vorsichtig um sicherzugehen, dass mich niemand sieht und steuere auf dem Parkplatz mein Auto an.

Inzwischen ist es ganze drei Tage her, dass ich mich vor der gesamten Mannschaft blamiert und anschließend auf der Toilette über die AfD Spitzenkandidatin hergefallen bin. Ich hatte mich direkt am nächsten Morgen für unbestimmte Zeit krank gemeldet, so elend fühlte ich mich. Ich war immer die Professionelle, die Vernünftige und jetzt? Jetzt bin ich kein Stück besser als jedes willkürliche Mitglied der AfD. Meine ganzen Karrierechancen und Zukunftsaussichten habe ich an einem Abend über Bord geworfen. Niemals hätte ich mir erträumen können, dass ich eines Tages für eine Person meinen Status aufs Spiel setze. Erst recht nicht für eine Alice Weidel. Wir könnten verschiedener nicht sein, wobei ja verschieden sein nicht einmal schlimm ist. Doch wir unterscheiden uns in solch wichtigen, grundlegenden Ansichten, dass so etwas wie eine Beziehung niemals funktionieren würde. Trotzdem macht sie irgendetwas mit mir. Das, was ich am letzten Freitag mit ihr gefühlt habe, das habe ich noch nie zuvor gefühlt. Es glich einer Explosion meiner Gefühle. Für diesen Moment dachte ich an nichts, ich gehörte ganz ihr und wollte nur sie spüren. Sofort. Wären wir nicht gestört worden, hätte ich vermutlich alles mit ihr gemacht.

UNPOLITICAL TENSIONS //WeidelknechtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt