Kapitel 6

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Mein Wecker läutete und ich wachte vollkommen erledigt auf. Ich schaltete das nervige Ding aus und rieb mir mit meiner Hand über das Gesicht. Zum kotzen! Ich fühlte mich einfach furchtbar und grauenhaft! Was hatte ich heute nur wieder für einen ausgemachten Schwachsinn geträumt!

Vollkommen erledigt stand ich auf und ging in das Bad. Als ich mein Spiegelbild sah, wäre ich beinahe umgefallen! Ich sah sonst schon nie aus wie das rosige Leben, aber heute sah ich entsetzlich aus! Hatte ich etwa wirklich geweint? Meine Augen sahen verquollen aus und meine Wangen hatten rote Flecken.

Ich fühlte mich tatsächlich aber noch mieser als ich aussah, das musste ich mir leider selbst eingestehen. Während ich mich langsam für die Arbeit fertig machte, dachte ich ständig über meinen Traum nach. So etwas Reales hatte ich ja noch nie erlebt und es machte mich fertig. Ich musste dauernd an diesen Mann denken, dessen Namen ich nicht einmal wusste, was sollte das? Immerhin konnte es ja nicht Alan Rickman sein. Langsam bekam ich Angst, ob ich das alles nur fantasierte?! War ich etwa schon verrückt geworden?

Während ich meine restlichen Sachen für die Arbeit zusammensuchte hoffte ich, dass meine Schwester wieder fit genug war und sich um Kristin kümmern konnte. Schließlich konnte ich ihr heute nicht helfen. Ich sperrte die Haustüre hinter mir zu und machte mich zu Fuß auf den Weg zu meinem Job in die Innenstadt.

Immer wieder hielt ich Ausschau, ob ich den Mann von gestern wiedersehen würde, aber es war weit und breit niemand zu sehen, der ihm ähnlich sah. Mittlerweile war ich bei der Firma angekommen und ich schlüpfte durch die Türe des Ladens und machte mich in der Garderobe fertig für meinen Dienstbeginn.

Es waren ein paar Stunden vergangen, als mir meine Chefin auftrug, das kleinere unserer Schaufenster auszuräumen, damit wir eine weihnachtliche Auslage daraus machen konnten. Innerlich verdrehte ich die Augen, musste es jetzt schon sein? Warum konnten wir nicht etwas Herbstliches hineingeben. Aber solche Dinge lagen nicht in meiner Entscheidung und daher begann ich, ohne einen Kommentar darauf zu geben, mit dem ausräumen der Ware. Immer wieder blickte ich durch das Glas auf die vorbeigehenden Leute, die gelegentlich neugierig einen Blick auf meine Tätigkeit warfen.

Doch plötzlich erweckte etwas anderes meine Aufmerksamkeit, hatte ich da nicht eben den Mann wiedererkannt? So viele trugen doch nicht rotbraune Hosen und einen knielangen Mantel und hatten noch dazu weiße Haare. Ich blinzelte noch ein paar Mal mit meinen Augen, doch er war verschwunden. Jetzt begann ich schon wieder zu fantasieren! Weit war ich gekommen, ermahnte ich mich selbst und fuhr weiter mit meiner Tätigkeit fort.

Nachdem Alan ihr Haus verlassen hatte, ging er ziellos durch die Gegend. Immer wieder strich er sich mit seinen Fingern durch die Haare. Er hatte sie verletzt, er hatte ihr weh getan, das wollte er doch überhaupt nicht! Noch dazu hatte ihre Tochter heute den Zahn verloren, somit musste er diese Nacht noch einmal in ihr Haus gehen. Sein schlechtes Gewissen nahm ungeahnte Höhen an. Am besten wäre es, er würde den Zahn so schnell wie möglich holen und verschwinden und nie wieder kommen. Doch er wusste ganz genau, dass er sich gerade selbst anlog. Natürlich würde er wieder nach ihr sehen. Er überlegte auch ernsthaft darüber nach, ob er sich bei ihr entschuldigen sollte. Aber ob das so gut ankommen würde? Eher nicht.

Mein restlicher Arbeitstag verging langsam und ohne dass noch etwas Besonderes vorkam. Wir hatten noch die weihnachtliche Auslage fertig gestellt, damit die Kunden in Kaufstimmung kommen und die ersten Weihnachtsgeschenke jetzt schon besorgen würden.

Als ich endlich nach Hause gehen durfte, trottete ich lustlos und langsam zurück in mein Heim, schließlich erwartete mich sowieso keiner. Zuvor war ich wieder bei der besagten Parkbank stehengeblieben und hielt Ausschau. Doch das Wetter war heute unwirtlich und keiner setzte sich heute freiwillig ins Freie bei dieser Kälte. Ich wollte noch kurz nach meiner Schwester und Kristin sehen, bevor ich mich schlafen legen würde, denn Appetit hatte ich heute auch keinen. Viel zu sehr schlug mir die letzte Nacht noch auf den Magen.

Kaum hatte ich die Türe meiner Schwester aufgesperrt, sprang mir meine Nichte schon entgegen und umarmte mich fröhlich. „Du wirst kaum glauben was heute passiert ist!", schrie sie aufgeregt und hüpfte von einem Bein auf das andere. Ich lächelte sie erwartungsvoll an, auch wenn mir überhaupt nicht danach war.

„Erzähl! Ich bin mehr als gespannt was du mir zu berichten hast", antwortete ich sogleich und wollte sie somit motivieren mir ihre Neuigkeit zu erzählen.

„Mein Zahn ist endlich ausgefallen! Heute Nacht kommt die Zahnfee!", verkündete sie den Grund ihrer Freude.

„Das ist doch wunderbar!", rief ich und hob sie hoch und wirbelte sie herum, „du wirst auch immer schwerer, warum musst du so schnell wachsen." Schnell setzte ich sie wieder auf dem Boden ab und sah nach, wo ich meine Schwester finden würde.

Diese stand gerade in der Küche und holte einen Gemüseauflauf aus dem Backofen. „Willst du mitessen?", fragte sie mich, als sie mich sah.

Eigentlich wollte ich ablehnen, da mir nicht nach essen zu Mute war, aber meine Nichte sah mich ebenso erwartungsvoll an. „Okey, eine kleine Portion esse ich mit", gab ich nach und half den Tisch zu decken.

Das Abendessen war doch noch ganz nett geworden, da es mich abgelenkt hatte. Trotzdem war ich froh, als ich wieder alleine in meinem eigenen Heim war. Müde, erledigt und traurig setzte ich mich auf die Couch. Ich schaltete aber das Licht nicht ein, da ich es nicht für notwendig befand. Ich grübelte schon länger in der Dunkelheit vor mich hin, als ich ein Geräusch an der Terrassentüre hörte!

 Ich grübelte schon länger in der Dunkelheit vor mich hin, als ich ein Geräusch an der Terrassentüre hörte!

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Alan wartete in der Nähe des Hauses bis es im Inneren dunkel wurde. Mittlerweile brannten keine Lichter mehr, somit wagte er sich wieder hineinzugehen und den Zahn abzuholen. Wie gestern schlich er wieder auf die Hinterseite des Gebäudes an die Glastüre und versuchte sie zu öffnen. Als er dies endlich geschafft hatte und eintrat, hatte er mit seiner Bewegung die ausgeschaltete Tischlampe und eine Vase auf dem Schrank umgestoßen. Schnell bückte er sich nach der Vase, die zum Glück nicht kaputt gegangen war, als sie von Schrank gerollt war. Als er sich wieder erhob, starrte er in die zornigen Augen vor sich. Diese schimmerten in der Dunkelheit gefährlich.

 Diese schimmerten in der Dunkelheit gefährlich

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No Dust for Alan (Alan Rickman FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt