Kapitel 10

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„Ich weiß es nicht", sagte Alan wahrheitsgemäß.

Die Tatsache, dass er es nicht wusste, stimmte mich traurig. War es vielleicht heute Nacht das erste und letzte Mal, dass ich mit ihm zusammen gewesen war? Ich wusste es nicht.

Inzwischen waren wir beide angezogen und gingen nach unten. Ich bot Alan noch einen Kaffee an, doch er lehnte dankend ab. Er trat auf mich zu und umarmte mich fest. „Du musst wissen, dass ich dich liebe, verstehst du das?", murmelte er an meinem Hals, „aber ich kann dir im Moment nichts versprechen."

„Okey", flüsterte ich nur, denn ich hatte einen dicken Klos in meinem Hals und ich traute meiner eigenen Stimme nicht mehr. Langsam ließ er mich wieder los und küsste mich zum Abschied auf meine Lippen. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, trat er durch die Terrassentüre und verschwand.

Ich ließ meinen Kopf hängen, aber ich wollte nicht weinen, also riss ich mich zusammen. Ich würde jetzt nach nebenan gehen, dort konnte ich mich etwas ablenken.

Als ich bei meiner Schwester am Sofa saß und meiner Nichte beim Spielen zusah, drifteten meine Gedanken immer wieder ab. Warum nur war das Schicksal so grausam und ich verliebte mich in jemanden, den es gar nicht wirklich gab.

Die Stimmung war heute allgemein nicht so aufregend. Schließlich war Kristin auch nicht gerade begeistert gewesen, dass die Zahnfee nicht gekommen war. Der Tag verlief schleppend und am späteren Nachmittag verabschiedete ich mich von den beiden und ging zu mir. Ich wollte einfach alleine sein.

Kaum war Alan aus ihrem Haus gegangen, fühlte er die Kälte des nahenden Winters noch stärker als sonst. Er musste die Angelegenheit klären und zwar schnell! Noch nie hatte er seinen Job vernachlässigt und einen Zahn nicht abgeholt, das war eine Premiere!

Naja, wenn er ehrlich war, waren ein paar mehr Dinge eine Premiere für ihn gewesen. Seine Gedanken gingen sofort wieder zu ihr und der heißen Nacht. Alan schüttelte ungeduldig seinen Kopf. Nein, für Träumereien war jetzt keine Zeit, er musste sich um etwas kümmern und er verschwand ins Nichts.

***

Mittlerweile waren ein paar Tage vergangen und Alan war nicht mehr aufgetaucht. Er hatte bei Kristin den Zahn scheinbar abgeholt, war aber nicht mehr zu mir gekommen.

Ich sperrte meine Haustüre auf und trat in den dunklen Flur. Ich kam gerade von einem langen Arbeitstag nach Hause. Immer wieder versuchte ich meine Gedanken abzulenken und an etwas anderes zu denken. Doch ich hatte keine Kraft mehr und ließ deshalb meine Tasche einfach fallen. Ich zog meine Jacke und Schuhe aus und ließ diese ebenso achtlos auf dem Boden liegen.

Ich fuhr mir fahrig durch die Haare und stolperte nur noch zu meinem Sofa und warf mich darauf. Die ersten Tränen liefen meine Wangen entlang und ein Schluchzer entwich meiner Kehle. Warum nur hatte er zu mir gesagt, dass er mich liebte! Er hatte damit alles nur noch schwerer gemacht, denn ich verstand jetzt noch weniger, warum er nicht mehr kam.

Viel zu vertieft war ich in meiner Traurigkeit. Ich hätte fast überhört, dass meine Terrassentüre wieder einmal geöffnet wurde. Erst als ich die tiefe und zärtliche Stimme von Alan wahrnahm, wachte ich aus meiner Trance auf.

„Alan!", rief ich mit verweinter Stimme, „du hast mich doch nicht verlassen!" Sofort rappelte ich mich auf und stürzte mich ihm entgegen.

Alan hatte alle Hände voll zu tun um nicht umzukippen, so schwungvoll warf sie sich an ihn. Sein Herz sprang vor lauter Freude, weil er sie endlich wieder in seine Arme nehmen konnte. „Ich werde dir alles erklären, aber nicht jetzt", sprach er etwas atemlos und senkte sofort seine Lippen auf ihre. Er presste ihren Körper noch näher an sich und küsste sie hingebungsvoll. Alan spürte ihre Finger in seinen Haaren, was ihm unglaublich guttat. Es kam ihm so vor, als hätte er sie Jahre schon nicht mehr gesehen, so vermisst hatte er sie.

Aber damit würde nun Schluss sein, wenn sie seinem Vorschlag zustimmen würde.

Lange standen sie in der Dunkelheit, küssten und hielten sich fest. „Alan, ich liebe dich du hast mir so gefehlt. Ich dachte schon du kommst nie mehr zu mir zurück", flüsterte sie leiste zu ihm.

Ich konnte nicht glauben, dass er wirklich noch gekommen war. Ich wollte ihn überhaupt nicht mehr loslassen und klammerte mich deshalb an ihn. Langsam ließen wir uns auf dem Sofa nieder und hielten uns weiter in den Armen.

„Vielleicht wäre es doch besser, die Dinge zuerst zu besprechen, bevor wir auf andere Ideen kommen", sagte Alan zu ihr und drückte sie ganz nah an sich. Nie mehr wollte er sie verlieren oder sie im Stich lassen und doch hatte er keine andere Wahl gehabt.

„Ja Alan, erkläre mir bitte alles", bat ich ihn nun und sah ihn im Zwielicht aufmerksam an.

„Gut. Du weißt ja, dass ich in einer Zwischenwelt lebe", begann er mit seiner Erklärung, „natürlich musste ich mich darum kümmern, ob es in Ordnung ist mit dir eine Beziehung zu führen. Immerhin bin ich eigentlich eine Zahnfee und habe eine andere Aufgabe zu erfüllen. Die schlechte Nachricht ist, dass ich weiterhin in dieser Welt bleiben muss."

Als ich realisierte was er sagte, liefen die ersten Tränen über mein Gesicht. „Heißt das, wir sehen uns nie wieder?", fragte ich ihn mit zittriger Stimme und fühlte gerade, wie sich der Boden unter meinen Füßen in Luft auflösen wollte.

„Doch, wir können uns weiterhin sehen und zusammen sein. Aber die Frage ist, ob du damit leben kannst, dass sich niemand an mich erinnern kann, den du mir vorstellen wirst. Ich kann nie ein gewöhnlicher Partner für dich sein, so wie du es eigentlich verdient hättest", antwortete er traurig auf ihre Frage, denn er glaubte nicht, dass sie damit auf Dauer leben könnte.

„Das, das ist mir egal! Ich liebe dich nun Mal!", rief ich ungeduldig und beachtete die Konsequenzen die er angeführt hatte einfach nicht.

„Bist du dir wirklich sicher? Ich bin so viel älter als du und dein Leben wäre nie dasselbe. Manchmal wäre es besser, wenn du mich vergessen würdest", gab er noch einmal zu bedenken.

„Dich vergessen? Wie kannst du nur so etwas von mir verlangen!", sprach ich aufgebracht zu ihm und gab ihm einen Kuss auf seine Lippen. Sein Bart kratzte etwas an meiner Haut, aber das störte mich nicht. Nie mehr wollte ich ihn loslassen, das würde ich ihm beweisen!

 Nie mehr wollte ich ihn loslassen, das würde ich ihm beweisen!

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No Dust for Alan (Alan Rickman FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt