Als Sturmjunges die Augen öffnete, befand er sich nicht mehr in der Kinderstube. Er war mitten im Wald auf einer, von der Sonne beschienenen, Lichtung. Überall um ihn herum blühten wunderschöne Blumen und die grünen Blätter der Bäume wiegten sich in einer sanften Brise.
Auf einmal merkte Sturmjunges, dass er träumte. Sein Herzschlag beruhigte sich etwas. Er hatte nämlich am Anfang geglaubt, dass ihn jemand im Schlaf entführt hätte. Doch es war nur ein Traum.
Als er hinter ihm ein Rascheln im Gebüsch hörte, erschrak Sturmjunges und drehte sich sofort um. Er sah eine wunderschöne Kätzin aus einem Farnbusch herausgleiten. Sie hatte helles cremefarbenes Fell und verschiedenfarbige Augen. Eines war in zartes Grün getaucht und das Andere war so lichtblau, wie die Augen von Wolkenschauer. Ihr Fell war mit lauter funkelnden Sternen besetzt. Sturmjunges war von ihrem Anblick so gefesselt, dass er nichts Andereres tun konnte, außer die Kätzin einfach nur anzustarren. Erst als sie anfing zu sprechen, konnte er wieder klar denken.
Die Kätzin miaute ihm zu: „Hallo Sturmjunges!" „W-Woher kennst du meinen Namen?", fragte Sturmjunges etwas schüchtern. „Ich bin eine SternenClan-Kätzin. Ich kenne alle Namen von allen Katzen, die bei den Clans leben und ich passe auf jede einzelne Katze auf, damit ihr nichts passiert", erklärte die Kätzin. „Wow", hauchte Sturmjunges. „Aber warum bist du zu mir gekommen? Hast du denn nichts Wichtigeres zu tun, als mit mir zu reden?", fragte Sturmjunges. „Du hast Recht, ich hätte dich nicht besuchen müssen, aber ich wollte es. Es gab noch keinen so guten Augenblick, wie jetzt". „Aber warum mich?", wollte er wissen. „Ich bin keine Heilerkatze und auch kein Anführer! Ich bin noch nicht einmal ein Schüler! Ich bin doch bloß ein Junges!", miaute er ungläubig. „Und wer bist du überhaupt?", fragte Sturmjunges.
„Mein Name ist Diamantenrose und ich war vor nicht allzu langer Zeit die Heilerin deines Clans und bin auch mit dir verwandt. Die Mutter deines Vaters war meine Schwester. Das sind schon einmal zwei Gründe, wieso ich zu dir gekommen bin", beantwortete sie seine Fragen. „Aha", miaute Sturmjunges und fragte dann: „Und wieso habe ich dann noch nie von dir gehört? Und weshalb bist du nun im SternenClan?"
„Also, ich starb schon in eher jungen Jahren. Ich hatte vor kurzem meinen vollen Namen als Heilerin bekommen, doch als ich eines Tages Kräuter sammelte, ging ich zu nah an den Fluss. Er war ziemlich angeschwollen, weil es zu dieser Zeit viel geregnet hatte. Als ich an ein großes Büschel Bachminze heran wollte, das ganz nah am Rand wuchs, rutschte ich ab und fiel ins Wasser. Weil die Strömung zu stark war, riss sie mich einfach mit und ich konnte nicht schwimmen." „Bist du ertrunken?", fragte Sturmjunges schockiert. „Ja", flüsterte Diamantenrose leise. „Aber wieso höre ich das zum ersten Mal? Wolkenschauer hat dich nie in den Geschichten seiner Familie erwähnt!", fragte Sturmjunges ein wenig verwirrt. „Ich weiß auch nicht. Damals war Weißdorn noch nicht Heilerin, meine Mentorin war Lotusblüte. Sie hatte blaue Augen, einen weißen Bauch und war am Rücken silbergetigert. Lotusblüte hat nach mir Weißdorn als Schülerin bekommen. Aber ich weiß nicht, wieso du nichts von mir oder meinem Tod gehört hast." „Ich kann Weißdorn oder Wolkenschauer ja nach dir fragen", bot sich Sturmjunges an.
„Das würdest du tun?", fragte Diamantenrose. Sturmjunges nickte. „Aber pass gut auf, mein Kleiner. Du könntest ein Geheimnis lüften, das sich um dich und deine ganze Familie windet. Es könnte auch wichtig für deine weitere Zukunft sein", mahnte sie ihn.
Als er noch etwas erwidern wollte, merkte er plötzlich, dass Diamantenrose langsam verblasste. Sturmjunges konnte jetzt die Bäume durch sie hindurchschimmern sehen. Langsam verblassten auch das Licht, die Bäume und die Blumen am Rand der Lichtung. Ihm wurde schwindelig und alles fing sich an zu drehen. Sturmjunges wurde in tiefschwarze Dunkelheit gerissen.
Er hörte nur mehr die Stimme von Diamantenrose neben ihm so leise flüstern, dass er sich anstrengen musste, um sie zu verstehen. Sie sagte ganz leise, kaum noch hörbar zu ihm: „Sturmjunges! Ich werde immer über dich wachen, doch vergiss nie meine Worte! Schütze deinen Clan und deine Familie!"
Als er seine Augen wieder öffnete, fand er sich zusammengerollt neben Kirschblüte und Regenjunges wieder. Beide schliefen noch. Die Kinderstube war hell erleuchtet. Es musste schon nach Sonnenhoch sein. Sturmjunges dachte nach, was er jetzt tun sollte. Ich könnte gleich zu Weißdorn gehen und sie nach Diamantenrose fragen, denn sie ist immer im Heilerbau. Aber ich sage ihr nicht, dass mich eine SternenClan-Kätzin besucht hat. Sie würde mir sowieso nicht glauben. Aber ich bin noch viel zu müde, dachte Sturmjunges schläfrig und bevor er auch noch weiter darüber nachdenken konnte, was er als nächstes tun sollte, war er auch schon wieder in tiefe Dunkelheit geglitten, aber diesmal kamen keine Träume und er schlief tief und fest.
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Warrior Cats - Regen und Sturm
Teen Fiction„Unsere Jungen werden einmal großartige Krieger sein, da bin ich mir ganz sicher!", miaute Wolkenschauer voller Stolz. In einer Nacht bei stürmischem Regen, mit Blitz und Donner, werden im BlitzClan zwei Junge geboren, denen eine große Zukunft bes...