9. Kapitel

48 10 3
                                    


„Danke für deine Hilfe! Du hast ihn gehörig erschreckt! Ich glaube kaum, dass er sich noch einmal blicken lässt", miaute Mondstrahl an Hasenpelz gewandt.

„Glaub ich auch nicht, aber wir sollten trotzdem kein Risiko eingehen! Morgenstern wird bestimmt eine Patrouille ausschicken, um sicherzustellen, dass er unser Territorium verlassen hat", erklärte Hasenpelz. An Sturmpfote und Regenpfote, die soeben nähergetreten waren, fügte er hinzu: „Geht es euch gut? Hat der Fuchs euch erwischt?"

„Nein, uns geht es gut! Mondstrahl ist genau im richtigen Moment aufgetaucht!", antwortete Sturmpfote.

„Ich wäre beinahe zu spät gekommen. Ich bin der Duftspur eines Kaninchens gefolgt, als ich den Fuchs roch. Da der Geruch von der Lichtung, auf der wir trainiert haben, herüberwehte, bin ich so schnell es ging, gekommen. Wenn ich nur ein paar Sekunden später eingetroffen wäre, wärt ihr jetzt Krähenfraß!", erklärte die silberne Kriegerin.

„Wir hätten den Fuchs auch besiegen können!" protestierte Sturmpfote lauthals. „Wir können uns verteidigen."

„Sturmpfote! Heute ist euer zweiter Tag als Schüler! Ihr könnt euch noch nicht verteidigen, geschweige denn richtig kämpfen!", wies Hasenpelz ihn zurecht.

„Aber", versuchte er zu widersprechen, doch Hasenpelz fuhr ihm mit seinem Schwanz über die Schnauze, um ihn zum Schweigen zu bringen.

„Wir gehen jetzt zurück ins Lager und erstatten Morgenstern Bericht! Verstanden? Gut! Dann gehen wir!", stellte Hasenpelz fest.

Mondstrahl übernahm die Führung, während Hasenpelz nach Gefahren von hinten Ausschau hielt. Sturmpfote ging neben seinem Bruder und hoffte, dass er bald das Kämpfen lernen würde, damit er sich nicht mehr zu verstecken brauchte.

Sturmpfote lag vor dem Bau der Schüler, in dem nur er und sein Bruder schliefen und nagte an einer Maus, während er Morgensterns Bau beobachtete.

Morgenstern hatte Hasenpelz und Mondstrahl in ihren Bau geladen und bat auch Wolkenschauer herein, damit er hören konnte, was sie zu erzählen hatten.

Nachdem Hasenpelz und Mondstrahl ihren Bericht vollendet hatten, kam Morgenstern aus ihrem Bau und sprang auf den Hochfelsen, um den Clan zu versammeln.

Sie erzählte ihnen von dem Fuchs und warnte die Königinnen, außerdem schickte sie eine Patrouille los, die überprüfen sollte, ob der Fuchs wirklich weg war. Die Patrouille wurde angeführt von Hasenpelz, da er wusste, in welche Richtung der Fuchs geflohen war.

Mondstrahl kam nicht mit, denn sie hatte eine Wunde an der Schulter, die zwar nicht wirklich tief zu sein schien, aber dennoch untersucht werden musste. Deswegen ging sie in den Heilerbau und ließ sich von Weißdorn eine Salbe auf ihre Verletzungen geben, damit sich keine entzündete.

Jetzt saß Mondstrahl neben Sturmwind und teilte sich mit ihm ein Eichhörnchen. Sie wirkte müde, doch sie machte keine Anstalten, sich im Kriegerbau schlafen zu legen. Wahrscheinlich wollte sie, wie viele andere auch, warten bis die Patrouille zurückkehrte.

Sturmpfote ließ seinen Blick über die Lichtung schweifen und entdeckte seinen Bruder am anderen Ende, der sich mit Blütenfell unterhielt. Er konnte zwar nicht verstehen, was die beiden redeten, doch das brauchte er auch nicht. Sturmpfote wusste, dass Regenpfote über den Fuchsangriff sprach, denn das war das Hauptgesprächsthema im Clan und sein Bruder würde alles ausführlich berichten. Sturmpfote wurde ebenfalls oft gefragt, wie der Kampf gewesen war, doch er hatte keine Lust darüber zu sprechen.

Ich hätte Mondstrahl helfen können! Ich hätte kämpfen können! Ich bin kein hilfloses Junges mehr! Oder etwa doch?, dachte Sturmpfote verzweifelt.

Doch bevor er weiter nachdenken konnte, hörte er ein Rascheln im Dornentunnel und die Patrouille tauchte auf. Sie waren alle unversehrt, was bedeuten musste, dass sie nicht mit dem Fuchs gekämpft hatten.

Hasenpelz gefolgt von Flinkschweif und Entenfeder, die ihn begleitet hatten, verschwanden in Morgensterns Bau. Wolkenschauer und Mondstrahl folgten ihnen, um zu hören, was sie berichteten.

Sturmpfote hoffte, dass der Fuchs ihr Territorium endgültig verlassen hatte. Wenn er seinen Bau weit außerhalb der Grenze angelegt hatte, bestand keine große Gefahr, doch falls er doch in der Nähe des Lagers war, mussten sie etwas unternehmen.

„Erzählst du uns alles über den Fuchsangriff? Hattest du Angst? Wie groß war der Fuchs?", fragte Löwenjunges aufgeregt.

Er und Abendjunges hatten sich unauffällig genähert und bestürmten ihn mit noch weiteren Fragen, bevor er auch nur eine beantworten konnte.

„Na gut. Ich erzähle euch ja schon alles, aber stellt bitte nicht so viele Fragen." „Ok!", willigte Abendjunges ein, während sein Schanz gespannt zuckte. „Wäre ich bloß dabei gewesen! Ich hätte dem Fuchs die Ohren zerfetzt!", miaute Löwenjunges mit voller Überzeugung. „Nein, das hättest du auf gar keinen Fall getan! Selbst Regenpfote und ich durften nicht mitkämpfen!", klärte Sturmpfote den kleinen Kater auf. „Oh, wie schade!"

Er erzählte den Jungen alles über den Kampf und beschrieb außerdem den Fuchs so genau wie möglich. „Er hatte ein rotes Fell, einen langen, buschigen Schwanz mit einer weißen Spitze, große, spitze Ohren und eine spitze Schnauze mit scharfen, glänzenden Reißzähnen. Seine Augen waren kleine, schwarze Punkte, die hasserfüllt glitzerten. Als er uns ansah, freute er sich schon auf eine leckere Mahlzeit. Er war hungrig, das konnte man ihm ansehen, auf Katzenfleisch junger Katzen, eine leichte Beute für einen Fuchs. Soll ich aufhören?", fragte Sturmpfote, nachdem er seine Beschreibung vollendet hatte. „Nein! Erzähl weiter!", riefen Löwenjunges und Abendjunges wie aus einem Mund.

Doch bevor er seinen Bericht weiterführen konnte, trat Morgenstern aus ihrem Bau. Die Katzen, die sie in ihren Bau geladen hatte, folgten ihr nach draußen und stellten sich vor dem Eingang ihres Baus auf. Währenddessen sprang Morgenstern auf den Hochfelsen und rief den Clan zusammen.

Als sich der ganze Clan eingefunden hatte, begann sie zu erzählen, was die Patrouille ihr berichtet hatte.

„Hasenpelz ist der Spur des Fuchses von der Lichtung aus bis zum Donnerweg gefolgt. Dort hat die Patrouille die Duftspur verloren, doch Flinkschweif fand Pfotenabdrücke auf dem Grasstreifen neben dem Donnerweg. Sie waren zwar undeutlich, doch sie stammten eindeutig von einem Fuchs, außerdem waren sie frisch. Hasenpelz überquerte den Donnerweg mit seinen Katzen und fand die Spur auf der anderen Seite wieder. Sie stießen nach einer Weile auf den Fuchsbau, doch der Fuchs war nicht zu Hause. Wahrscheinlich war er auf Beutezug, denn der Geruch war frisch. Derweilen können wir nichts gegen ihn tun, außer zusätzlich an dieser Grenze zu patrouillieren."

Mit diesen Worten sprang sie auf den Boden und überließ es Wolkenschauer, die zusätzlichen Patrouillen einzuteilen.

Warrior Cats - Regen und SturmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt