„Endlich was zu essen!", seufzte Sturmpfote erleichtert, als er an die Reihe kam, um sich ein Stück vom Frischbeutehaufen auszusuchen. „Ich bin halb verhungert!"
Mit seinem Kaninchen ließ er sich neben seinem Bruder vor dem Schülerbau nieder und begann zu essen. Da Regenpfote sich als Erster eine Drossel ausgesucht hatte, war er schon fertig und putzte sich gerade die Schnauze.
„Das war eine tolle Trainingsübung! Wir könnten öfters solche Gruppenkämpfe veranstalten!", miaute Regenpfote zwischen dem Putzen. „Findest du nicht auch?"
Sturmpfote nickte eifrig, denn er konnte nicht mit vollem Maul sprechen. Als er hinuntergeschluckt hatte, schnurrte er laut und bemerkte mit blitzenden Augen: „Das nächste Mal gewinnt aber meine Gruppe! Dafür werde ich sorgen!"
„Ach, wirklich! Das will ich aber sehen!" Regenpfote stupste seinen Bruder mit der Schnauze am und dieser ließ ein spielerisches Knurren ertönen. „Wenn ich fertig gegessen habe, werde ich dir schon zeigen, wer gewinnen wird!", forderte Sturmpfote ihn heraus.
Nachdem er den letzten Bissen hinuntergeschluckt hatte, stürzte Sturmpfote sich ohne Vorwarnung auf seinen Bruder und die Geschwister rollten auf der Lichtung umher. Sie waren ungefähr gleich stark und kannten die Tricks des anderen, weshalb keiner länger als ein paar Augenblicke am Boden blieb.
„Ich ergebe mich ja!", rief Regenpfote, als Sturmpfote ihn mit seiner Schwanzspitze an der Schnauze kitzelte.
„Ok! Komm, legen wir uns in den Bau, es wird schon langsam kalt!", miaute Sturmpfote und ließ seinen Bruder aufstehen.
„Du hast Recht! Es dauert nicht mehr lange bis Blattfall!", stimmte Regenpfote ihm zu und trottete in den warmen Bau.
Sturmpfote und Regenpfote kuschelten sich in ihre Nester und hörten den Wind an den Bäumen rütteln und die Blätter rascheln. Wenige Katzen unterhielten sich noch auf der Lichtung, denn die meisten waren schon in ihren Bauen.
Als Sturmpfote nach oben blickte, sah er den abnehmenden Mond durch das Zweigengeflecht des Schülerbaus leuchten und die Sterne funkeln.
Er drehte sich noch ein letztes Mal im Kreis, um eine bequeme Lage zu finden, doch kurz darauf war er schon eingeschlafen.
Wo bin ich? Was mache ich hier? Träume ich noch?
Die Gedanken schossen wie Lichtblitzte durch seinen Kopf, als er die Augen öffnete und sich auf einer Lichtung im Wald wiederfand. Sturmpfote wusste instinktiv, dass er sich nicht im Territorium des BlitzClans befand und auch nicht am Baumgeviert. Doch seltsamerweise kam ihm diese Lichtung bekannt vor, als ob er schon einmal hier gewesen wäre.
Als er sich genauer umschaute, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Das ist die Lichtung, auf der mich Diamantenrose im Traum besucht hat, als ich noch ein kleines Junges war!
Die nette SternenClan-Kätzin hatte gesagt, dass sie die Schwester seiner Großmutter und für kurze Zeit die Heilerin des BlitzClans war, bevor sie in den Fluss fiel und starb. Sturmpfote hatte sie schon beinahe ganz vergessen, doch jetzt, während er auf dieser Lichtung stand, fiel sie ihm wieder ein.
„Diamantenrose! Bist du hier irgendwo?", rief er laut und schaute um sich. „Ich bin hier, Sturmpfote!", kam die Antwort und ihr schönes cremefarbenes, fast weißes Gesicht tauchte vor ihm aus den Schatten auf. Ihre verschiedenfarbigen Augen funkelten ihn freundlich an und sie strich mit ihrem langen, buschigen Schweif an seiner Flanke entlang. „Du hast mich also doch noch nicht ganz vergessen! Weißt du noch, was ich bei meinem letzten Besuch gesagt habe?", fragte ihn Diamantenrose und schaute ihm dabei direkt in die Augen.
Sturmpfote musste kurz nachdenken, denn er wusste nicht ganz genau, was sie meinte. Plötzlich erinnerte er sich an ihre letzten Worte, bevor er aufwachte.
„Meinst du, dass du immer über mich wachst?", fragte er deshalb nach. „Nein, das meine ich nicht. Obwohl ich das gesagt habe und es stimmt! Ich wollte etwas anderes von dir hören. Was waren meine letzten Worte?"
„Du sagtest, dass ich meinen Clan und meine Familie beschützen sollte!", fiel Sturmpfote ein.
Diamantenrose fing an zu schnurren und blinzelte erfreut. „Aber vor was sollte ich sie beschützen? War das eine Warnung vor einer großen Gefahr?", wollte er wissen.
„In gewisser Weise, ja. Es gibt viele Gefahren die du und die Clans bestehen müssen, aber es gibt noch einen anderen Grund, warum ich das gesagt habe. Dir wurde ein großes Schicksal vorhergesagt, Sturmpfote. Du wirst wie ein Feuersturm an der Spitze deines Clans lodern und ihn durch schwierige Zeiten führen. Dein Glaube und deine Treue werden oft auf die Probe gestellt werden und du musst Entscheidungen für deinen ganzen Clan und nicht nur für dich allein treffen."
Sturmpfote dachte über Diamantenroses Worte nach. Wenn das, was sie gesagt hatte, stimmte, würde er vielleicht Anführer des BlitzClan werden.
Hat mich der SternenClan wirklich erwählt? Werde ich immer die richtigen Entscheidungen treffen können und welche Gefahren stehen uns noch bevor?
Er hätte sie noch so vieles fragen wollen, doch sie drehte sich schon um und trottete zum Waldrand zurück. „Warte Diamantenrose! Ich will dich doch noch so vieles fragen!", rief er ihr noch hinterher, bevor sie im Schatten verschwand.
Im Rascheln der Blätter im Wind glaubte er noch ihre Stimme flüstern zu hören: „Habe keine Angst vor der Zukunft! Der SternenClan wird immer über dich wachen! Lebe wohl, Sturmpfote!"
Nachdem er seine Augen schloss und sie wieder öffnete, fand er sich in seinem Nest im Schülerbau wieder. Es war noch stockfinster und er konnte nicht einmal die graue Flanke seines Bruders, der neben ihm schlief, erkennen.
Er fragte sich, ob er ihn aufwecken und ihm von seinem Traum erzählen sollte. Ich kann ihm morgen immer noch von meinem Traum erzählen. Jetzt ist es noch zu früh, denn ich muss noch über alles nachdenken.
Diamantenroses Worte schwirrten ihm in seinem Kopf herum, bis er endlich wieder einschlief.
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Warrior Cats - Regen und Sturm
Teen Fiction„Unsere Jungen werden einmal großartige Krieger sein, da bin ich mir ganz sicher!", miaute Wolkenschauer voller Stolz. In einer Nacht bei stürmischem Regen, mit Blitz und Donner, werden im BlitzClan zwei Junge geboren, denen eine große Zukunft bes...