8. Kapitel

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Am nächsten Morgen übten Sturmpfote und Regenpfote mit ihren Mentoren das Jagen. Sie lernten das geräuschlose Anschleichen und das leichte Aufsetzen der Pfoten.

Es war schon fast Sonnenhoch, als Hasenpelz sagte: „Wollt ihr eurer Jagdkauern nicht bei wirklicher Beute ausprobieren?" „Ja!", riefen die beiden Schüler wie aus einem Mund und hüpften aufgeregt auf und ab. Endlich darf ich jagen! Das ist so aufregend! , dachte Regenpfote und stellte sich vor, wie er seine erste Maus erlegte.

„Vergesst nicht, dass eine Maus eure Schritte spürt, bevor sie euch riecht, aber ein Kaninchen oder ein anderes Beutetier euch riecht, bevor es euch sieht!", wiederholte Mondstrahl die wichtigste Regel.

„Das hast du schon gesagt! Können wir jetzt anfangen?", fragte Sturmpfote ungeduldig. „Ja, aber wir jagen gleich hier, wenn ihr nicht die gesamte Beute verscheucht habt. Also, was könnt ihr riechen?", fragte Hasenpelz.

Regenpfote hob den Kopf und prüfte die Luft. Der Duft von Wühlmaus hing in der Luft und er kam von einem Brombeergestrüpp am Rande der Lichtung.

Als er sich hinkauerte, sah er zu seinem Bruder. Sturmpfote musste eine andere Beute gerochen haben, denn er schaute in die entgegengesetzte Richtung und duckte sich ebenfalls.

Regenpfote versuchte seine Pfoten so leise und sanft aufzusetzen, damit die Wühlmaus ihn nicht bemerkte, bevor er zum Sprung ansetzen konnte. Er achtete auch auf die Windrichtung, damit sein Geruch ihn nicht verriet.

Ganz langsam schlich er vorwärts und war sich ganz sicher, kein Geräusch gemacht zu haben, doch von der Maus hörte er bloß noch ein Rascheln und schon war sie weg.

„Mäusedreck!", fluchte Regenpfote und schlug mit seinem Schwanz über den Boden. „Ich hätte sie erwischen müssen!"

Sturmpfote kam zu ihm und miaute: „Ich habe meine Beute auch verpasst, aber beim nächsten Versuch lassen wir sie nicht entwischen! Einverstanden, Bruder?" „Klar! Aber ich frage mich, was die Maus aufgeschreckt haben könnte? Ich habe bestimmt kein Geräusch gemacht!", fragte sich Regenpfote.

„Bei mir war es genauso! Ich habe mich so lautlos angeschlichen, wie ich konnte, aber die Taube ist trotzdem weggeflogen", miaute Sturmpfote überrascht.

In diesem Augenblick wehte den Schülern ein eigenartiger Gestank entgegen. Regenpfote rümpfte die Nase und fragte: „Was ist das für ein widerlicher Gestank? Woher kommt der auf einmal?" „Vielleicht hat das die Beute verscheucht?" wollte Sturmpfote wissen. „Vielleicht. Aber was ist das?", miaute Regenpfote, doch in diesem Moment raschelten die Zweige eines Ginsterbusches und ein roter Kopf mit einer spitzen Schnauze kam zum Vorschein. Die Kopfform war zwar katzenähnlich, doch dieses Tier war viel größer, hatte eine spitzere Schnauze und größere Ohren. Als es vollständig ins Freie getreten war, sah Regenpfote einen langen, buschigen Schwanz.

Ein Fuchs! Wir müssen so schnell wie möglich weg, bevor er uns bemerkt! , dachte er, doch es war schon zu spät. Der Fuchs ließ ein tiefes, furchterregendes Knurren hören und lief auf die beiden Schüler zu, die ganz alleine am anderen Ende der Lichtung standen. Wo sind Mondstrahl und Hasenpelz? Wie können wir uns ohne sie verteidigen? Ich bin doch erst seit gestern ein Schüler! , fragte sich Regenpfote.

Genau in dem Moment, als der Fuchs keine Schwanzlänge mehr von ihnen entfernt war, stürzte ein silberner Blitz aus dem Gebüsch hinter ihnen und stellte sich dem Fuchs fauchend entgegen. Es war Mondstrahl, die ihnen zu Rettung kam.

„Klettert auf den Baum dort!", rief sie ihnen zu und hieb gleichzeitig auf den Fuchs ein. Der wirkte zwar überrascht über die Ankunft der Kätzin, doch er gab nicht nach.

Regenpfote wollte schon zu dem Baum rennen, doch als er bemerkte, dass Sturmpfote ihm nicht folgte, blieb er stehen. „Sturmpfote! Komm schon! Wir müssen uns in Sicherheit bringen!", rief er seinem Bruder zu. „Aber wir können Mondstrahl nicht alleine lassen! Wir müssen ihr helfen!", erwiderte dieser und machte einen Schritt auf den Fuchs zu, welcher aber zu beschäftig mit Mondstrahl war, um ihn zu bemerken. „Wir können ihr aber nicht helfen! Komm jetzt!", versuchte er es noch einmal.

Widerstrebend wandte sich Sturmpfote von dem Kampf ab und rannte seinem Bruder hinterher.

Als sie gerade auf den Baum klettern wollten, hörten sie ein wildes Jaulen und sahen Hasenpelz aus dem Dickicht stürzen.

Er rannte zu Mondstrahl und hieb dem Fuchs mit der Pfote über das Ohr. Der Fuchs hatte wohl genug und drehte sich um, doch Hasenpelz biss ihm noch ein letztes Mals in den Schwanz, bevor er verschwinden konnte. Der Fuchs stieß ein schmerzerfülltes Heulen aus, doch bald darauf war er verschwunden.

Warrior Cats - Regen und SturmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt