7 - Öhm. Ja. Oder besser gesagt: NEIN!

39 3 7
                                    

𝕄𝕖𝕞𝕠𝕣𝕚𝕖𝕤 𝕥𝕒𝕜𝕖 𝕦𝕤 𝕓𝕒𝕔𝕜, 𝕕𝕣𝕖𝕒𝕞𝕤 𝕥𝕒𝕜𝕖 𝕦𝕤 𝕗𝕠𝕣𝕨𝕒𝕣𝕕

Alissas Sicht:
Als ich das nächste Mal wach wurde, stand Gally neben meinem Bett. Ich erschreckte mich fast zu Tode und das sollte schon etwas heißen, denn soweit ich das wusste, war ich eigentlich alles andere als schreckhaft. Gally sah mich zerknirscht an.

"Hör mal, Alissa... Ich wollte mich nur entschuldigen, ich weiß, ich hätte dich nicht angreifen sollen und ich wollte nur, dass du weißt, dass ich dich nicht wirklich verletzen wollte", sagte er betreten.

Ich starrte ihn immer noch an, aber wenn ich ehrlich zu mir selbst war, dann war es keine Angst mehr, das mich dazu brachte. Es war etwas anderes, etwas, das ich nicht genau erklären konnte.

Immer noch zerknirscht, murmelte Gally schließlich: "Ich... ich glaube, ich gehe dann besser mal wieder. Gute Besserung, Alissa!"

Jetzt erst bemerkte ich den äußerst lästigen Kopfverband. Sofort machte ich mich daran, ihn zu lösen, aber entweder war ich zu dumm dafür, oder er war einfach für längere Zeit und mit Superkleber und allem drum und dran an meinem Kopf befestigt worden. Toll, danke dafür. Dann hatte ich einen Geistesblitz.

"Gally, kann ich mir mal dein Messer ausleihen?", rief ich ihm hinterher.

Gally drehte sich auch sogleich wieder zu mir um und sah mich alarmiert an.

"Was genau willst du denn jetzt mit einem Messer?!", erkundigte er sich stirnrunzelnd.

"Einen Mord begehen, was denn sonst!", verkündete ich so ernst ich konnte.

Gally starrte mich perplex an. Ich rollte mit den Augen.

"Natürlich nicht! Der geht nicht ab!", stellte ich richtig, während ich auf den Verband deutete.

Aus irgendeinem Grund schien ihn das zu beruhigen. Aber jetzt mal im Ernst, warum fragte er denn auch so blöd? Dumme Frage, dumme Antwort, so schwer war das eigentlich gar nicht.

"Ach so! Soll ich dir helfen? Ich glaube nämlich nicht, dass es so eine gute Idee ist, wenn du das mit einem Messer machst!", schlug Gally vor.

Hm. Vermutlich hatte er recht. Ich würde mir wohl höchstens selbst den Kopf abschneiden. Also nickte ich und Gally machte sich an dem Verband zu schaffen.

Endlich war er weg! Halleluja! Juhu! Da erst bemerkte ich, dass er mich ziemlich merkwürdig anschaute. Irgendwie... nachdenklich.

"Äh, ist irgendwas?", hakte ich verwirrt nach.

Vielleicht hatte ich noch Schokolade im Gesicht? Wobei, nein, ich hatte auf der ganzen Lichtung noch keine Schokolade gesehen, also wohl eher nicht. Also wirklich, wieso gab es hier keine Schokolade? Ich sollte irgendwo eine Beschwerde einreichen.

"Nein, es ist nur... Ich habe so ein komisches Gefühl, als ob ich dich kennen würde. Schon länger, meine ich", klärte Gally mich stirnrunzelnd auf.

Hm. Ja, jetzt wo er es sagte...

"Ich auch irgendwie. Glaubst du, wir haben uns vor dem Labyrinth gekannt?", stimmte ich ihm zu.

Er nickte bestätigend.

"Glaubst du, wir...", begann ich, brach dann aber ab. Ich wusste gar nicht so recht, was ich jetzt genau sagen wollte. Zu viele Möglichkeiten.

Gally erwiderte: "Ein Paar? Nein, das halte ich für unwahrscheinlich. Ich meine, das könnte man sicher herausfinden..."

Ich nickte zustimmend. Eigentlich war ich da ganz seiner Meinung. Kein Paar. Nö. Da klingelte jetzt so gar nichts.

Plötzlich küsste er mich. Einfach so. Mitten auf den Mund.

Ich holte aus und klatschte ihm erst einmal ordentlich eine. Was dachte der sich eigentlich?! Wütend funkelte ich ihn an.

"Tut mir leid. Aber ich würde sagen, definitiv kein Paar. Und, nur zu deiner Information, das hat weh getan!", stellte er fest.

"Das sollte es ja auch! Und selber Schuld! Mach das ja nie wieder!", teilte ich ihm ärgerlich mit.

Irgendwie sah er schon wieder komisch aus. Wobei, nein. Wenn ich das richtig interpretierte, konnte er sich nur mit Mühe das Grinsen verkneifen. Frechheit!

"Ich muss dann auch mal wieder gehen. Aber, Alissa, du kannst allen hier auf der Lichtung vertrauen, ich hoffe das weißt du", meinte Gally.

Er war schon fast wieder zur Tür hinaus, als mein Gehirn auch mal hinterherkam. Entrüstet sprang ich auf.

"Hey, wo willst du hin? Warte auf mich, ich komme mit! Ich habe genug vom Herumliegen! Ich bin genug herumgelegen für ein ganzes Leben!", rief ich ihm hinterher.

Er öffnete den Mund wie um zu widersprechen, aber ich erstickte den Protest im Keim: "Du brauchst es gar nicht erst zu versuchen, du kannst mich sowieso nicht umstimmen!"

Er zuckte mit den Schultern und dann traten wir gemeinsam auf die Lichtung hinaus. 

The girl in the mazeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt