3 - Ich werde Bergretter (oder so)

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𝔹𝕒𝕕 𝕚𝕕𝕖𝕒𝕤 𝕞𝕒𝕜𝕖 𝕥𝕙𝕖 𝕓𝕖𝕤𝕥 𝕞𝕖𝕞𝕠𝕣𝕚𝕖𝕤

Alissas Sicht:
Vorsichtig lugte ich über die Kante – und erlebte mein blaues Wunder. Denn dort hing Newt, lebendig wie eh und je, einige Meter über dem Boden und wurde von dem Seil gehalten, mit dem ich ihn gefesselt hatte. Scheinbar war das andere Ende irgendwo oben befestigt gewesen!

Aber leider war die Lage noch nicht gerettet. Denn ich hatte ihn nicht sonderlich gut gefesselt. Das Seil begann sich zu lösen. Die Jungs rannten hin und her, aber keiner von ihnen würde es rechtzeitig schaffen.

Intuitiv knotete ich ein zweites Seil fest und begann, mich abzuseilen. Die Jungs und Newt beobachteten mich argwöhnisch, zweifellos waren sie sich nicht sicher, ob es jetzt gut oder schlecht für Newt wäre, wenn ich ihn erreichte. Nur noch wenige Meter trennten mich von Newt. Dann war ich auf selber Höhe mit ihm.

Erneut stellte ich meine Fragen: „Wo zur Hölle sind wir und wer seid ihr?"

Newt sah mich ungläubig an, in diesem Moment löste sich das Seil endgültig, aber bevor Newt in den sicheren Tod stürzen konnte, packte ich seine Hand. Es wurde totenstill. Newt sah mich misstrauisch an, als würde ich jeden Moment „April April!" rufen und ihn doch noch fallen lassen.

Das mit dem Fallenlassen konnte ich gar nicht ausschließen, er war nämlich ganz schön schwer. Das teilte ich ihm auch mit, woraufhin er sich selbst am Seil festhielt. Jetzt hingen wir also beide an dem Seil, während die Jungs zu uns herauf starrten.

Die gute Nachricht: Vor lauter Hektik hatte ich ganz vergessen, dass ich ja eigentlich total panisch war. Naja, alles hatte sein Vorteile. Und noch eine gute Nachricht: Es gab keine schlechte Nachricht!

Newt und ich schauten uns an.

„Warum hast du das gemacht?", fragte Newt.

Ich war mir da auch nicht so sicher, deshalb antwortete ich: „Äh... Keine Ahnung."

Newt grinste mich an: „Tja, ähm, auf jeden Fall danke."

Ich brachte ein halbherziges Lächeln zustande.

„Hm, ja. Und tut mir leid wegen vorhin. Ich hatte total Panik und hab' wohl etwas überreagiert...", murmelte ich.

„Ja, etwas... Ist jetzt ja auch egal, wir sollten erst einmal machen, dass wir nach unten kommen. Ich erkläre dir nachher alles", bestätigte er nickend.

Wir kletterten nach unten, wo die anderen Jungs bereits warteten. Mir war nun doch wieder etwas mulmig zu Mute. Hoffentlich würde das gut gehen...

Kaum, dass wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten, umringten uns die Jungs auch schon und redeten wild durcheinander.

Ein Junge mit hellbraunen Haaren verschaffte sich schließlich Gehör: „Was machen wir jetzt mit ihr?"

Mir gefiel so gar nicht, welche Wendung dieses Gespräch nahm und in welchem Ton er das sagte. Gerade überlegte ich, wie weit ich wohl kommen würde, wenn ich jetzt wegliefe. Nicht weit, vermutete ich, aber vielleicht wäre es einen Versuch wert?

Der asiatische Junge meldete sich zu Wort: „Ich weiß auch nicht, Gally. Das sollte Newt entscheiden, finde ich."

Die anderen nickten zustimmend und sahen Newt an.

Ich wollte gerade weglaufen, wohin auch immer, als Newt meinte: „Ich würde sagen, wir machen erst einmal gar nichts. Ich zeige ihr jetzt mal alles." 

Dann wandte er sich mir zu: "Aber eine Frage hätte ich noch, wie heißt du eigentlich?"

Das hörte sich doch ganz in Ordnung für mich an und so verwarf ich meinen Fluchtplan schnell wieder. Hätte ja sowieso nicht geklappt, wenn ich mal ehrlich war.

„Ich heiße Alissa", sagte ich, denn das war mir in just diesem Moment wieder eingefallen.

The girl in the mazeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt