Gedicht 06: Lebensbaum

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Das Leben wie des Baumes Rinde
Verworren wie des Asts Gewinde*
bröckelig, ob zart ob rau**
das weiß man selbst nie ganz genau

Der Baum in all seiner herrlich Pracht
ist leicht geschoren, leicht geschält
zerstört hoch hinauf zum Blätterdach
Sei'n die Lebensringe*** wohl gezählt

Denn immer kann es schnell geschehen,
dass jemand dir viel Unrecht tut,
ohne dass du's kommen geseh'n
wird dir geschadet in blinder Wut

Drum passe auf, bleib immer forsch,
sonst wirst du bald schon ziemlich morsch
Und vertraust du dieser Welt zu sehr
hält dich keine Wurzel mehr

*etwas aus Blumen, Laub o. Ä. gewundenes, in dem Fall Äste
** Beschaffenheit der Rinde ~ Beschaffenheit des Lebens
*** Gemeint sind hier die Jahresringe eines Baumes

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