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Krähenpfote wachte umgeben von Bäumen auf, deren Blätter im Sternenlicht beinahe glitzerten. "Wo bin ich?" miaute sie in die Stille hinein. "Du träumst." antwortete ihr eine Stimme von weiter oben und sie hob den Kopf, nur um einen dunklen Schatten auf einer der Buchen zu entdecken. "Das wusste ich schon" miaute sie trocken. "Wer bist du überhaupt?" "Etwas mehr Respekt vor dem letzten Anführer des WolkenClans, wenn ich bitten darf!" miaute der Schatten und sprang einige Äste tiefer ins Mondlicht. Nun konnte sie den Kater erkennen, er hatte braunes Fell, einen weißen Bauch und weiße Pfoten, und in seinen grünen Augen schimmerte etwas, das sie nicht genau einordnen konnte. War es Trauer? Freude? Sie wusste es nicht, aber sie erkannte den Kater. "Wurzelstern!" miaute sie überrascht. "Aber die Heiler sagen, du bist nicht beim SternenClan, sie haben dich nie dort gesehen!" Der ehemalige Anführer sträubte sein Fell, sah ihr jedoch nicht in die Augen, als er grummelte: "Heiler sagen viel. Ich habe eine Prophezeiung für dich." Krähenpfote blinzelte verwirrt. "Eine Prophezeiung? Aber ich bin doch gar keine Heilerkatze! Muss ich jetzt eine werden? Bitte nicht!" Wurzelstern schnaubte belustigt und bedeutete ihr, zu ihm heraufzuspringen. Sie sprang in einem einzigen Satz auf einen Ast einige Schwanzlängen über ihr, und der Kater schnurrte anerkennend, als sie sich so ihren Weg zu ihm hocharbeitete und sich ungeduldig zappelnd auf dem Ast vor ihm niederließ. "Nein, du musst natürlich keine Heilerin werden. Ich glaube, das wäre sogar kontraproduktiv." "Warum denn? Und warum ich? Ich bin bloß eine Schülerin!" "Manchmal sehen junge Katzen, die noch nicht fest in den Klauen der Kriegerpflichten gefangen sind, mehr als erfahrene Anführer, die sich auf ihren Clan verstehen, und nicht auf andere Dinge" miaute die alte Katze ruhig. "Und jetzt sei still und hör einfach zu. Der Vogel des Todes wird über den Wind sich erheben und den alten Seelen neues Leben geben. Der tiefe Sturm wird sich für ihn geben, tut er es nicht, sind die Wolken für immer verloren." Krähenpfote fuhr die Krallen aus und grub sie in die Rinde des Asts, auf welchem sie hockte. "Und was soll das bedeuten?" "Das musst du selbst herausfinden" miaute Wurzelstern. "Aber warum? Könnt ihr es mir nicht einfach sagen?" Er schüttelte langsam und betrübt den Kopf. "Es tut mir leid. Du musst jetzt gehen, Krähenpfote." Sie sprang auf, der Ast wippte dabei gefährlich, und starrte ihn an. "Nein, bitte!" Aber er schüttelte nur den Kopf, und sie wandte sich enttäuscht ab, bereit, zu gehen. "Krähenpfote! Noch etwas..." Sie drehte sich um, und in seinen Augen war wieder der gleiche Schimmer aus Trauer und Freude, den sie nicht einordnen konnte. "Falsches Blut bemerkt man nicht leicht." Bevor sie noch etwas erwidern konnte, drehte er sich um und sprang davon, von Ast zu Ast, von Baum zu Baum, ein einziger Schatten, sichtlich zuhause in seinem Wald. Krähenpfote sah ihm nach, dann wandte sie sich ab und sprang von ihrem Ast, doch ihre Pfoten trafen nicht auf den Erdboden, sondern unter ihr tat sich ein endlos tiefes Loch auf und sie fiel...

WarriorCats - Krähenlieds WegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt