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Pumapfote stupste sie wach, kaum dass die Sonne aufgegangen war und beugte sich zu ihrem Ohr hinunter. "Wir müssen reden." Krähenpfote schüttelte den Kopf und drängte sich näher an Windpelz' steifen Leichnam. "Später" flüsterte sie. Ihr Wurfbruder nickte und entfernte sich wieder, legte sich - mit einigem Abstand, wie Krähenpfote bemerkte - an die kalten Pfoten seines Vaters und sträubte das Fell gegen die Restkälte der Blattfrische.
Als die Ältesten den Kater wegtrugen, um ihn zu begraben, sah sie ihn an. "Es geht um den Traum, nicht wahr?" "Du hast es also auch geträumt?" "Ja, ich kann nicht fassen, dass Windpelz nicht unser Vater ist!" "Was?!" Krähenpfote schnappte nach Luft, ihr wurde kurz so schwindelig, dass sie fast ungefallen wäre, und Pumapfote eilte neben sie, um sie zu stützen. "Nein!" fauchte sie, als sie ihr Gleichgewicht wiedergefunden hatte. "Du musst dich irren!" "A-aber was hast du denn geträumt?" miaute Pumapfote verwirrt. "Das ist nicht so wichtig. Von wem hast du das gehört?" knurrte sie unwirsch. "Von einer Kätzin namens Dornenstern. Ich habe letzte Nacht von ihr geträumt, und sie sagte, dass er nicht unser Vater ist. Sie sagte 'unsere Wurzeln entspringen einem einzigen Ort'." Die Welt schien um die beiden herum stehenzubleiben. "Weiß es Gewitterpfote schon?" "Nein. Ich dachte...du hast mich gestern so angesehen...ich dachte du wusstest es schon." "Das meinte Wurzelstern also damit, dass man falsches Blut nur schwierig bemerkt" murmelte sie. "Was?" "Nichts. Aber jetzt weiß ich auch, warum wir WolkenClan-Blut in uns tragen." knurrte sie und sah zu Boden, um nicht länger Pumapfotes ebenso verletzten wie wütenden Blick zu sehen. "Wie konnte unsere Mutter uns nur so belügen? Wer ist unser Vater?" fuhr sie umso verwirrter fort. Warum erfuhr sie das alles erst jetzt? "Vielleicht ist es ein Streuner, oder gar jemand aus einem anderen Clan!" maunze Pumapfote, hörbar entsetzt über den Gedanken, er könnte halb-Clan sein. "Wir müssen es Gewitterpfote sagen" zischte ihr Wurfbruder und grub seine Krallen aus Wut in einen dünnen Zweig, der vor ihm auf der kalten Erde lag. Knackend brach das Hölzchen und Krähenpfote blickte zu ihm auf. "Das erträgt sie nicht. Sie legt so viel Wert auf WindClan-Blut" murmelte Krähenpfote. "Mir egal. Ich werde nicht hier untätig herumsitzen, während Sturmstern in ihrem Bau sitzt und glaubt, wir wüssten von nichts! Unsere Schwester hat ein Recht darauf, die Wahrheit zu kennen!" Als sie zum Schülerbau liefen, um die graue Kätzin, welche Windpelz' Tod am stärksten getroffen hatte und die sich nach der Totenwache zurückgezogen hatte, zu wecken, sah Krähenpfote ihre Mutter auf dem Vorsprung liegen und mit leerem Blick in die Ferne schauen. Denkt sie an unseren richtigen Vater? Wie kann sie es wagen, so etwas zu tun? Der ganze Clan redet über uns...und sie hatten Recht!"

"Was? Das kann nicht sein!" Gewitterpfote sprang mit gesträubtem Fell aus dem Versteck außerhalb des Lagers und knurrte. "Sturmstern würde nie..." Ihre Stimme brach. "Ich meine..." "Schon gut. Wir haben es vielleicht eher geahnt als du" miaute ihr Bruder sanft und sah ihr dabei fest in die Augen. Die Schülerin senkte beschämt den Blick. "Ich dachte...ich dachte bloß...weil ich ja schnell laufen kann..." Sie schwieg erneut. Krähenpfote bedeutete ihr, wieder unter den Busch zu treten. "Komm her, sonst hören die anderen uns noch." "Wo ist das Problem?" zischte die graue Kätzin wütend. "Wir können das erst einmal alleine mit Sturmstern austragen! Es muss nicht jeder wissen, dass wir vielleicht sogar HalbClan-Katzen sind, wer weiß, mit wem unsere Mutter sich eingelassen hat!" fauchte Krähenpfote und wunderte sich über sich selbst, wie sie das so eiskalt sagen konnte. Doch der Zorn auf ihre Mutter war unglaublich. Mein Leben ist eine Lüge!

WarriorCats - Krähenlieds WegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt