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Kaffeeflecken
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Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen als Niall neben mir auftauchte und seine Hand auf meine Schulter legte. Nur war ich gerade dabei Kaffee zu trinken und da ich absolut nicht mit ihm gerechnet hatte, verschüttete ich natürlich etwas von dem heißen Getränk auf meinem Hemd.

"Oh...", murmelte er, sah mich mit zusammengezogenen Augenbrauen entschuldigend an und hielt mir eine Sekunde später schon ein Taschentuch vor die Nase. "Ich wollte dich nicht erschrecken, tut mir leid", murmelte Niall, musste sich aber zeitgleich auch ein Lächeln verkneifen.

Ich hingegen brummte nur, nahm ihm das Tuch ab und versuchte damit noch etwas von dem Kaffee aufzufangen, bevor er in mein Hemd sickerte. "Shit... So kann ich doch nicht zu meiner Klasse... Was werden denn die Eltern denken?", murrte ich und bereute es, nicht noch ein Wechselhemd dabeizuhaben.

"Naja... Also... Immerhin passen die Kaffeeflecken zu deiner wuscheligen Frisur und zu der Brille, welche immer schief auf deiner Nase sitzt...?", witzelte er und sah mich mit einem breiten Grinsen an. Doch ich seufzte nur leise und sah an mir herab.

"So schlimm?"

"Lou, du wirst nicht umsonst als der chaotische Lehrer hier bezeichnet." - "Aber..." Ich wollte Niall widersprechen, doch mir fiel nicht ein Wort, welches ich ihn hätte an den Kopf schmeißen können, ein. "Fantastisch..."

Innerlich war ich schon dabei meinen Kopf gegen die Wand zu schlagen. Der Versuch einmal nicht wie der letzte Trottel vor den Eltern aufzutreten war erneut vollkommen gescheitert.

"Was willst du überhaupt von mir?", fragte ich meinen Kollegen und langjährigen Freund. "Die Eltern sind gleich da, es ist schon fast 9 Uhr. Ich dachte du möchtest zu deiner Klasse." Ich nickte nur und dankte ihm für die kleine Erinnerung.

Mein Blick wanderte zur großen Uhr, welche im Lehrerzimmer hing. Hoffentlich hatten die Eltern und ihre Kinder die schlechte Laune Zuhause gelassen. Mir war bewusst, dass 9 Uhr an einem Samstag morgen nicht die schönste Uhrzeit war, doch in vier Wochen war die Theateraufführung von Nialls Klasse und meine war für das Bühnenbild verantwortlich, welches wir heute und in den kommenden Samstagen basteln wollten.

Bevor ich zu meinem Klassenraum ging, versuchte ich auf der Toilette noch ein wenig mein Aussehen zu richten, doch egal wie sehr ich mich bemühte, der Kaffeefleck blieb in meinem Hemd und auch meine Frisur ließ sich einfach nicht bändigen.

Nicht gerade gut gelaunt lief ich mit meiner Tasche und einigen Bastelutensilien zu meinem Klassenraum, bei dem jedoch noch niemand wartete. Erleichtert atmete ich auf, öffnete die Tür und schaltete das Licht an. Ich hatte schon gestern nach der letzten Unterrichtsstunde die Tische zusammengeschoben, für die Eltern größere Stühle besorgt und alles an Material aus meinem Auto hergeschafft.

Ich wollte mich gerade noch ein letztes Mal umsehen, da wurde an die Tür geklopft. Ich hob meinen Blick und entdecke eine Mutter, mit ihrer Tochter, welche lächelnd eintraten. In den nächsten zehn Minuten kamen immer mehr Elternteile mit ihren Kindern. Leider hatten es auch mehrere nicht geschafft, weshalb ein paar Kinder bei ihren Freunden mitgefahren waren.

Kurz zählte ich alle durch und stellte fest, dass eines meiner Lieblingskinder, Tommy, fehlte. Er hatte sich so auf das Basteln gefreut. Erst gestern hatte er mir das mit einem breiten Lächeln und strahlenden grünen Augen vor der Pause verraten.

Ich überflog noch ein letztes Mal meine Notizen, bis ich alle willkommen hieß und über den heutigen Samstag sprach.

"... ich werde gleich noch mit einem Kollegen einen der hinteren Tische vorbereiten, da finden Sie dann Kaffee, Kakao, Tee und einige belegte Brötchen sowie Naschereien für die Kleinen. Ich würde das jetzt holen, wenn keine Fragen mehr offen sind."

24 ways [l.s.] AdventskalenderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt