🕯🕯🕯 China - Der Apfel des Anstoßes

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Der Apfel des Anstoßes

von karodel

💫~Papperlapapp~💫

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„Was ist das?"

„Deine Überraschungszutat." Ich sehe zu der Produktionsassistentin und wieder zurück zu dem leuchtend roten Apfel, den sie mir in die Hand gedrückt hat.

„Alles, was dein Kochherz ersehnt hat, gib es zu, Theo!", fährt sie witzelnd und mit einem Augenzwinkern fort als ich nicht sofort antworte, "Für die heutige Live-Sendung tauscht ihr die Rollen. Du, das Süße. Teak, das Herzhafte." Ihre blinkende Weihnachtsmütze setzt dem Ganzen eine zusätzliche Lächerlichkeit auf.

„Wie bitte?"

„Carlson sagt, dass erhöht den Spannungsaufbau", flötet sie. Einer der Autoren mal wieder.

„... und das Katastrophenpotenzial", entgegne ich ernüchtert und wenig überzeugt von der ganzen Idee. Süßspeisen sind keine meiner Stärken und unser Produzent weiß das ganz genau.

„Ach Papperlapapp, das wird großartig!" Ihre Freude in allen Ehren, aber ich spüre wie ein unangenehmes Kribbeln in meinen Zähnen beginnt und sich langsam über meinen Körper ausbreitet. Es sammelt sich in meinem Kopf und verursacht mir prompt Schmerzen. Wieso haben sie uns nicht früher darauf vorbereitet? Die Frage echot unausgesprochen durch meinen Kopf, weil sie schon wieder in der Menge verschwunden ist und nun niemand mehr da ist, den ich dazu befragen kann. Ich sehe zurück zu meinem Arbeitsbereich, auf dem die saftigen süßen Kollegen zu einer kleinen Pyramide aufgestapelt sind. Unschuldig und prachtvoll strahlen sie mir entgegen und mein Magen wird noch etwas flauer. Doch dann ertönt schon die erste Durchsage. Wir sollen unsere Plätze einnehmen. Gleich beginnt die Live-Übertragung. Ich gehe zögerlich auf den Stapel Äpfel zu und schlucke. Ich bin überhaupt nicht vorbereitet. Unwillkürlich schaue ich zur anderen Seite und sehe zu Teak. Seines Zeichens Patissier, Erfolgsblogger und aktueller Albtraum meines Berufslebens. Ich habe mich noch immer nicht daran gewöhnt, dass sie ihn mir einfach aufgezwungen haben. Auch wenn ich verstehen kann, wieso sie es taten. Ein neues Konzept für die Show war dringend nötig, das weiß ich, aber das hier überfordert mich vollkommen. Aber was solls. SHOW MUST GO ON, ruft es in meinem Kopf in bester Queen-Manier.

Ich schaffe das. Ich weiß nicht, wie oft ich diese Phrase bereits wiederholt habe als sich die Kameras auf uns richten und mein sonstiger Törtchenkollege damit beginnt, dass besondere Speziell vorzustellen. Er spricht von Herausforderungen und Experimenten, schwingt dabei etliche Küchenutensilien umher, die er für gewöhnlich nicht benutzen muss und eigentlich in mein Metier gehören. Wie immer ist er voller Elan und Witz. Teak ist ein geborener Entertainer. So ganz anders als ich. Als ich dran bin, lasse ich Zucker rieseln und puste, wie von mir gewünscht Mehl ins Bild, was mich direkt qualvoll husten lässt. Die ersten Lacher folgen.

Ich lasse mich nicht davon beirren und gebe mein Bestes. Ich brauche nicht lange, um mich für ein Gericht zu entscheiden. Im Grunde habe ich es schon die ganze Zeit gewusst. Ein Apfelstrudel. So, wie ihn meine Mutter gemacht hat.

Mit sanft gebräuntem Teig. Knusprig beim ersten Bissen und mit dem vollmundigen Geschmack süßer Äpfel, buttrig und zart beim Abgang. Jeder Bissen sollte ein herrlich duftender Nebel von sanft sauren Apfelaromen, Zimt und süßem Rum sein, der auf der Zunge tanzt und jedem die Sinne berauscht. Muskatnuss und geröstete Mandeln runden es ab. Tonkabohne und Karamell bringen den Kick. Es wird perfekt.

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