Teil 2 [Part 2]

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Drei Wochen nach der verheerenden Geburtstagsparty zitierten ihre Eltern Kyungsoo und Baekhyun für ein Gespräch ins Wohnzimmer. Kyungsoo hielt seine Hand fest an seinen Bauch gedrückt, als er sich mit einem erschöpften Seufzen auf das Sofa setzte. Aufgrund seiner Albträume hatte er in den vergangenen Wochen kaum geschlafen und seine Hand hatte gestern angefangen, wie verrückt unter dem Gips zu jucken, was ihm seinen letzten Funken Nerv kostete.

Sie beide hatten sich nach der Party einer gehörigen Standpauke ihrer Eltern unterziehen müssen, die mit vier Monaten Hausarrest konkludierte. Kyungsoo hatte im Anschluss nicht nur die Hand, sondern auch seine Hörwege geschmerzt.

Er machte sich auf eine weitere Standpauke gefasst, als ihre Eltern zwei Stühle heranzogen, um sich hinter dem Abstelltisch aus Glas gegenüber von ihnen zu positionieren. Was sie tatsächlich sagten, kam so unerwartet, dass Kyungsoo für eine ganze Weile die Luft anhielt.

„Was?", sagte Baekhyun.

„Wir haben sehr lange darüber nachgedacht", sagte Hansun langsam. „Und wir denken, dass eine Adoption der beste Lösungsweg für uns ist."

„Der Unfall hat uns einiges vor Augen geführt", setzte Kyungsoos Mutter fort. „Ich will damit sagen, dass er uns unsere Grenzen vorgezeigt hat. Wir beide sind zwar verheiratet, aber uns fehlt das legale Recht für einen von euch einzugreifen, sollte etwas geschehen. Im Falle, dass erneut so etwas geschieht, wie beim letzten Mal, sollte Hansun für dich da sein können, Kyungsoo, und dasselbe gilt für mich und Baekhyunie."

Adoption. Das Wort dröhnte in Kyungsoos Kopf nach. Er sollte von Hansun adoptiert werden und seine Mutter wollte Baekhyun adoptieren... Das würde sie vor dem Gesetz ein für alle Mal zu Brüdern machen. Wahrhaftigen Brüdern. Kyungsoo wurde speiübel bei dem Gedanken.

„Wir wollen damit nur sagen, dass wir glauben, dass das das Beste für euch wäre."

„Ist das wegen der Frau vom Jugendamt? Kommt eure Entscheidung daher?"

Hansun und Kyungsoos Mutter wechselten einen Blick. „Ich kann nicht leugnen, dass das nicht auch ein wenig miteingespielt hat."

Zwei Tage nach der Party war eine Frau namens Frau Kwang in einem wallenden Maxikleid und einem Sommerhut vor ihrer Haustür erschienen, obwohl es dafür noch längst nicht warm genug war. Sie hatte zu persönliche Fragen gestellt und ihr widerlich-süßes Blumenparfum im gesamten Haus verteilt.

„Mit zwei legalen Elternteilen wird es auch dem Amt schwieriger fallen, in meine Erziehung einzugreifen, aber das ist nicht der Hauptgrund. Es geht uns um eine Absicherung vor dem Gesetz. Uns ist wichtig, dass ihr beide zwei Elternteile habt, die euch im Krankenhaus besuchen oder von der Polizei abholen können."

„So weit wird es nicht mehr kommen", sagte Kyungsoo.

„Das haben wir auch gedacht, aber es ist bereits passiert, Liebling. Wir haben unsere Lektion gelernt." Hansun und Kyungsoos Mutter hielten sich fest an der Hand.

„Ich weiß, dass es dir schwerfällt, einen Vater zu akzeptieren, Kyungsoo, und ich verlange nicht von dir, dass sich daran etwas ändert. Wir können weiterhin Freunde bleiben, aber lass mich das zumindest auf Papier für dich sein. Ein Vater vor dem Gesetz, nicht mehr oder weniger."

„Das ist doch Unsinn." Kyungsoo sah zu Baekhyun herüber, der nachdenklich auf seine Hände stierte. „Was? Du denkst ernsthaft darüber nach?"

Baekhyun zuckte die Achseln. „Ich habe nichts dagegen. Wenn Mama und Papa sagen, dass es das Beste für uns ist, dann glaube ich Ihnen."

Mama und Papa. Für Baekhyun würde sich rein gar nichts ändern, weil er sie bereits als eine Familie betrachtete. Tatsache war wohl, dass sich für niemanden etwas ändern würde, weil Kyungsoo allein mit seinen dummen, dummen Gefühlen für Baekhyun war und deshalb auf gar keinen Fall wollte, dass sie vor dem Gesetz für Brüder gehalten wurden. Auf gar keinen Fall.

Die vier Seiten eines PuzzleteilsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt