Machtspiele - Part 6

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Als ich wieder zu mir komme, liegt mein Kopf auf deiner Brust, die sich ruhig und langsam unter mir hebt und senkt. Einen Arm hast du um meinen Oberkörper geschlungen und die Hand des anderen streicht mir sanft durch die Haare, während du ganz leise eine Melodie summst. Es fühlt sich viel zu gut an hier so zu liegen, und wieder bin ich zwiegespalten, ein Teil, der ewig so liegen bleiben will und einer, der schnell wegwill, um keine Gefühle mit ins Spiel zu bringen. "Ramon" ertappt halte ich die Luft an, "genieß es doch einfach" murmelst du, und ich gebe nach und lasse meinen Atem entweichen.

"Darf ich dich was persönliches Fragen?" fragst du wenig später. "Fragen ja, ob ich antworte, kommt auf die Frage an", grummle ich. "Wieso trifft dich das Wort Arschloch so?" fragst du sehr vorsichtig. Ich kneife die Augen zusammen, ich wusste, dass die Frage irgendwann kommt, aber musste es jetzt sein. Dein Finger streicht eine Falte zwischen meinen Augenbrauen glatt, und dass, obwohl du mein Gesicht nicht mal sehen kannst. "Ich wollte dich damit nicht verärgern, solange du die Antwort darauf weißt, ist es ja auch in Ordnung", höre ich dich munkeln. "Natürlich weiß ich warum, wieso sollte ich es nicht wissen." Mit wunderlichem Blick stütze ich mein Kinn auf und schaue dich an. Dein Blick mustert mich und deine Finger versuchen immer noch die Runzeln auf meiner Stirn zu glätten.

Du seufzt und erläuterst: "Es kommt oft vor, dass einem nicht bewusst ist, warum einem ein Wort oder eine Handlung schmerzt, das hat meistens etwas mit einer verdrängten Erinnerung zu tun. Ich zum Beispiel könnte bei dem Wort Liebling schreiend davonlaufen, laut losheulen oder in eine echt tiefe Depression rutschen."

Fragezeichen spiegeln sich auf meinem Gesicht wider, "Warum? Ist doch ein schönes Wort." Du senkst den Blick ab, schluckst und murmelst ganz leise und mit zittriger Stimme: "Weil mich nur mein Mann so nennen darf".

Ich springe beinahe aus dem Bett als ich das höre. "Du bist verheiratet und schläfst mit mir?" sage ich mit entsetzten, denn das ist meine Grundregel. Dir rollen die ersten Tränen über die Wangen. "Mein Mann ist tot." Ist dein nächster Satz und schon fühle ich mich wie ein Arsch für den Kommentar. "Das wusste ich nicht", flüstere ich und setze mich neben dich, du vergräbst dein Gesicht in deinen Händen und lehnst den Kopf an meine Schulter an.

Ich ertappe mich dabei dir aus Mitgefühl über die Haare zu streicheln und dir einen Kuss auf den Scheitel zu geben. Und dann macht sich mein Mund selbstständig: "Meine Mom hat mir das Wort zuletzt an den Kopf geworfen", deine traurigen Augen schauen mich fassungslos an. "Ist eine längere Geschichte" sage ich und hole tief Luft, bevor ich weitererzähle, "sie und mein Vater waren vom ersten Moment an Feuer und Flamme füreinander, sie hatten eine erfüllte Beziehung, bis meine Mutter krank wurde. Sie hat Alzheimer und weiß mittlerweile nichts mehr von ihrem Leben. Es hat meinem Vater das Herz gebrochen, aber er war bei ihr, jeden Tag, bis sie anfing zu behaupten, dass der neue Pfleger ihr Mann ist und nicht er, sie sagte er sein ein Betrüger und das er sie mit anderen Frauen betrügt. Es ging so weit, dass sie ihm mit einer Einstweiligen Verfügung gedroht hat. Von da an sind mein Bruder und ich meist allein hin, dass ging eine Weile gut, aber dann ging sie besonders auf mich los, weil ich meinem Vater so ähnlichsehe. Die Wut und der Zorn in ihren Augen, wenn sie mich oder meinen Vater beschimpft, war unbeschreiblich. Mein Vater ist an seinem gebrochenen Herz gestorben und als ich meine Mutter an einem ihrer guten Tage besucht habe, hat sie bitterlich um ihn geweint. Ihre Trauer ist allerdings kurz darauf in noch mehr Wut umgeschlagen und so ist sie auf mich Losgegangen, hat mich als Arschloch bezeichnet, weil ich sie allein gelassen habe und seitdem habe ich sie nicht mehr besucht."

Während ich meine Geschichte erzählt habe, habe ich stur aus dem Fenster gestarrt, und würde ich nicht deine Fingerspitzen an meiner Wange spüren, die mich mit sanftem Druck bitten meinen Kopf zu drehen, würde ich weiter hinaus in die Ferne starren. Seufzend und mit geschlossenen Augen gebe ich nach. Du murmelst nur ein kleines "danke", ehe du mich küsst.

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Das Kapitel war für diejenigen die etwas mehr über die Personen wissen wollen. Lasst mich wissen was ihr davon haltet.

Machtspiele- Heiße Nächte 4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt