fanclub ... oder eher Mobbing Club?

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Jun lehnte müde in seinem Stuhl zurück. Seine Augenlider fielen zu, doch eine Stimme riss ihn aus seinen Träumen. Er öffnete ein Auge und sah ein Mädchen mit rotem Gesicht vor sich stehen. Wer war das und was wollte sie von ihm? Normalerweise ließ man ihn in Ruhe. Sein Blick huschte zu Jia, die nicht an ihrem Platz war. Wahrscheinlich war sie schon gegangen oder noch in der Schulsprecherversammlung. Er wandte sich wieder der unbekannten zu, einer Blondine, die eher brünett schien.
"Ich sage es einfach direkt: Bist du mit Jia zusammen?", fragte sie unverblümt.
Jun zog eine Augenbraue hoch. "Wie kommst du denn darauf? Als würde ich jemals mit so einer Streberin zusammen sein." Er grinste sarkastisch. "Moment... stehst du auf sie? Mach dir keine Sorgen, schnapp sie dir doch einfach!"

Das Mädchen stotterte etwas, aber Jun ignorierte sie und schaute auf die Uhr. Es war fast sieben. Zeit zu gehen. Er schnappte sich seinen Rucksack und machte sich auf den Weg zur Tür.
"Ich stehe auf Jungs!", rief das Mädchen ihm noch nach.

Draußen atmete Jun tief durch und holte sein Handy heraus. Keine neuen Nachrichten. Er steckte es wieder ein und machte sich auf den Weg. Vor dem Raum der Schulsprecher blieb er stehen. Jia saß allein dort und wirkte konzentriert. Er verdrehte die Augen. Typisch.
Plötzlich hörte er weibliche Stimmen. Vorsichtig spähte er durch die Türschlitze. Ein Haufen Mädchen hatte sich um Jia versammelt. Er schlich näher und lauschte.
„Wie wägst du es, mit Jun zu sprechen?!“ Die Stimme schrillte durch den Raum, und Jun fuhr zusammen. Wer zum Teufel war das? Er suchte nach der Quelle des Lärms und entdeckte ein Mädchen mit einem rot gefärbten Gesicht. Das müsste die Unbekannte von eben sein.
„Ah, glaubst du, du bist jetzt etwas Besonderes? Du bist doch nur eine Schlampe!“ Die Worte schnitten durch die Luft wie Messer. Jun runzelte die Stirn. Ging das jetzt ihn etwas an?
„E-er hat mit mir geredet und nicht umgekehrt“, hörte er Jias Stimme, klein und ängstlich. Die anderen Mädchen fingen an, Jia an den Haaren zu ziehen. Jun beobachtete die Szene, ein Gefühl der Ungläubigkeit breitete sich in ihm aus.
„L-lass mich doch! Ich habe nichts getan!“ Jias Schreie hallten durch den Raum.
Ein Mädchen hielt eine Schere in der Hand. „Du hast nichts getan? Na warte!“ Jun schloss die Augen für einen Moment. Er stellte sich vor, wie Jia mit kurzen Haaren aussehen würde. Ein Bild, das ihm gar nicht gefiel.
Als er wieder aufblickte, sah er, wie Jia weinte. Ihre Augen waren rot und geschwollen. Es war, als ob er ihre Seele weinen hörte. Ein Stich der Schuld durchfuhr ihn. Hatte er sie in diese Situation gebracht?
„Habt ihr nichts Besseres zu tun?“, rief Jun und trat energisch in den Raum. Alle Augen richteten sich auf ihn. „Wenn ihr schon so etwas tut, dann wenigstens außerhalb der Schule. Und was geht euch das an, mit wem ich rede?“
„A-aber Jun! Ihr habt heute miteinander gesprochen und zusammen Mittagessen gegessen!“ Eine andere Stimme, diesmal etwas bekannter. Es war das Mädchen, das ihm immer heimlich Schokolade schenkte. Anscheinend hat sie eine schnelle Antwort von mir erwartet, da sie diesmal wütend etwas aus ihre Jacke rausnehmt und es vor mir haltet. Das Trinkpäckchen von heute! Sie ist doch nicht mehr normal. „Erklär das!" 

"Als muss ich mich gegenüber dir rechtfertigen. Wer bist du schon? Ich kenne nicht einmal deinen Namen", erwiderte ich gleichgültig. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Ein merkwürdiges Gefühl breitete sich in mir aus. Ich näherte mich ihr, doch sie wich zurück. Hatte sie Angst vor mir? Niemals würde ich ein Mädchen schlagen. Ihre Augen, ein leuchtendes Braun mit einem Hauch Grün, waren eigentlich ganz schön. Doch ihr Charakter... Ich wandte den Blick ab und ließ meinen Blick über den Raum schweifen. Jia kauerte am Boden, den Kopf gesenkt. Ein Bild, das mich nicht losließ. Warum fühlte ich mich plötzlich so schuldig?

"Wehe, ihr tut ihr das nochmal an!", rief ich. "Wenn ich es sehe oder höre, gibt's Ärger, verstanden?!"
Die andere schrie zurück: "Was geht's dich an? Dich interessiert doch sonst niemand!" Sie zählte auf, was sie alles für mich getan hatte. Ein Fanclub? Das war neu für mich. Irgendwie amüsant, aber auch irgendwie... beängstigend.

"Dazu bin ich viel hübscher als sie!", fügte sie hinzu. "Sei mit mir zusammen!"
Ich schüttelte den Kopf. "Wie schon gesagt, ich kenne dich nicht einmal."
Ich ging an ihr vorbei und zu Jia. Sie sah so zerbrechlich aus. Ich half ihr hoch. Als sie mich ansah, sah ich in ihren Augen eine Mischung aus Dankbarkeit und Traurigkeit.

"Lass uns gehen." Wow, hatte ich gerade einen Schauer? Weil sie ihr weißes Top trug? Ich brauchte dringend eine Freundin, wenn ich schon bei Jia so reagierte. Ich schnappte mir meinen Rucksack und meine Jacke. Als ich neben ihr ging, legte ich ihr die Jacke über die Schultern. Sie zog sie sofort enger und senkte den Blick. Tränen rollten über ihre Wangen. Sie war so anders als sonst.
"Danke", sagte sie leise.
"Kein Problem", erwiderte ich.
Wir gingen eine Weile schweigend nebeneinander her. Ich überlegte, ob ich sie umarmen sollte, wie in den K-Dramas. Aber das passte irgendwie nicht zu uns.

"Danke."
"Kein Problem. Gib mir die Jacke morgen zurück."
Sie blieb stehen, und ich tat es auch. Sie wischte sich die Tränen weg.
Und schon war die alte Jia wieder da. Ich schmunzelte. Also musste ich nicht mehr den Babysitter spielen. Als ich losgehen wollte, hielt ich inne. Die anderen waren bestimmt noch da. Sollte ich mich um Jia kümmern? Ich seufzte. Seit wann war ich so mitfühlend?
"Jia, lass uns gehen. Ich begleite dich."
"Muss nicht sein. Nach deiner Rede lassen sie mich in Ruhe."
"Okay, wie du willst."
Sie ging einfach weiter. Wow, so schnell konnte sie wieder zur alten Jia werden.
Ich folgte ihr ein Stück. Meine Jacke sah an ihr so groß aus.
"Hör auf, mir nachzulaufen!", rief sie sich umdrehend.
"Ich folge dir nicht. Wie soll ich sonst nach Hause gehen? "

Ich wähle das Taxiunternehmen und schaue zu Jia. Sieht mein Gesicht rot aus? Ich habe heute genug auf ihr Gesicht gesehen. Das reicht für heute. Nein, für eine Woche.

'Du kannst ruhig gehen. Ich verfolge dich auch nicht, gehe.' 'Jun?', höre ich sie und seufze. Warum fühle ich mich so komisch um sie herum? Erst bin ich genervt, dann besorgt und jetzt... Ich schaue hoch und sie lächelt mich an. Geweint, arrogant und jetzt lächelt... ah, Kim Jia ist so unberechenbar. Aber irgendwie faszinierend. 'Lass uns morgen weiter machen. Leben retten. Wir sehen uns morgen in N Seoul Tower.'
N Seoul Tower? Warum gerade dort? Was hat sie eigentlich vor?

Normalerweise würde jeder sie anbieten mitzufahren. Aber nicht ich. Ich brauche Abstand. Ich lehne mich zurück und starre aus dem Fenster. Die Straßenlichter ziehen vorbei, ein unscharfer Streifen in der Dunkelheit. Ich denke an Jia. Sie ist so stark, so unabhängig. Und ich? Ich bin einfach nur... ich. Ich schließe die Augen und versuche, den Lärm der Stadt auszublenden. Aber ihre Worte hallen in meinen Ohren nach: 'Lass uns morgen weitermachen. Leben retten.' Ich seufze. Vielleicht ist sie stärker als ich denke. Vielleicht brauche ich sie mehr, als ich zugeben möchte."

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⏰ Letzte Aktualisierung: 5 days ago ⏰

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