Da sass ich auf meinem Bett mit verheulten, blutroten Augen und verlaufenem Mascara und dachte mir, was wäre gewesen, hätte ich Heute nicht meinen 16. Geburtstag gehabt? Nun ja, dann wäre meine 11 Jährige Schwester nicht von einem Lastwagen, mit einem Gewicht von dreieinhalb Tonnen überfahren worden. Das alles ist nur wegen mir passiert, dachte ich mir. Nur weil ich das Geburtstagskind war.
Sie machte sich für mich auf den Weg, um kurzfristig ein Geschenk zu besorgen.., aber das Schlimmste daran war, dass mich meine Eltern jetzt noch mehr hassten wie zuvor. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass sie mich am liebsten Todschlagen würden, seit Jozie verunglückte.
Jozie, die kleine süsse Jozie war bereits einige Stunden nach ihrer Geburt deren Lieblingskind. Ich wurde ignoriert, eiskalt ignoriert, mit meinen damals fünf Jahren.
Es ist ja nicht so, dass ich wollte das Jozie stirb, oder ich sie nicht mochte. Im Gegenteil! Ich liebte sie über alles. Schliesslich war sie meine kleine Schwester. Auch wenn sie erst 11 Jahre alt war, kam es mir manchmal so vor, als ob sie meine grosse Schwester gewesen war und ich die kleine unerfahrene Avagrace.
Ich fühlte mich schrecklicher als je zuvor. Ich war ein Mörder.
Einige Stunden vergingen. Meine Eltern hatten mir noch immer nicht gratuliert.
„ Grrrriiinngggg“
„Avagrace! Öffne die Tür! Ich habe keine Lust auf zu stehen.“, schrie meine Mutter mit scharfer und gereizter Stimme hoch in mein Zimmer.
„ Ja, bin sofort unten!“, erwiderte ich und trampelte zügig die Steintreppen hinunter. Ich trampelte so fest, dass meine Fersen pulsierten und ich ausser Atem war. Bah, wie anstrengend!
Die silberne Türklinke gab einen quietschenden Ton von sich, als ich sie mit voller Kraft hinunter drückte. Ich zog die Tür auf und blickte mit meinen Glubschaugen in die zwei harmlosen Gesichter, die vor der Tür standen.
Es waren Shirlie und Mason. Die treusten und besten Freunde, die man nur haben konnte.
„Happy birthdaaaay!!“, brüllten die beiden mit einem fetten Grinsen und streckten einen muffelnden Cupcake in mein Gesicht.
„Dankeschön.. ich bin echt froh darüber, dass ihr da seid. Im Moment bin ich aber ziemlich depressiv drauf und möchte euch mit meiner Laune nicht den Tag verderben.“, teilte ich Shirlie und Mason miesgelaunt mit.
„ Ist mir ziemlich egal. Heute ist dein Geburtstag und wir werden ihn mit dir verbringen. Wie, ist mir eigentlich egal. Von mir aus können wir auch alle in eine Zimmerecke sitzen und heulen.“, meinte Shirlie und wurde plötzlich von Mason unterbrochen.
„Shirlie..Stopp. Ich glaube nicht, dass Avagrace deine Idee aufmunternd findet.“, warf er zwischen Shirlie’s Worte und setzte einen Killerblick auf. Mason könnte durch regelmässiges trainieren Menschen umbringen.
„ Was glotzt du mich so an Mason?“
„Shirlie.. manchmal frage ich mich echt wie wir Freunde wurden.“
„Was willst du damit sagen?“, fragte Shirlie in einem arroganten Ton und zog ihre linke Augenbraue hoch.
„Oooh, Mann! Shirlie bitte. Hör auf mit deiner doofen Augenbraue. Irgendwann reiss ich sie dir von der Stirn!“, befahl Mason und presste seine dicken Lippen aufeinander.
Ich begann zu grinsen. Die Snickerswerbung schoss mir durch den Kopf. Iss 'nen Snickers. Immer wenn du hungrig bist wirst du zur Diva.
In Situationen, wie Diskussionen und kleinen Streitereien, kam mir immer diese Werbung in den Sinn. Äusserst oft bei Shirlie, wegen ihrer doofen Augenbraue, wie es Mason immer so schön ausdrückte.
„Avagrace! Was sagst du dazu?“, fragte Shirlie und riss mich aus meinen Gedanken.
„ Ehm, was? Hab nichts mitbekommen.“, antwortete ich darauf etwas verwirrt und blinzelte wie wild mit meinen Augen.
Wir standen nun schon seit zehn Minuten an der Tür. Mason lief schon der Schnodder runter und Shirlie sah beleidigt um sich herum. Ich klammerte mich an der Tür fest und hielt die kalte Türklinke, im herunter gedrückten Zustand, fest.
„Hey, ähm ich sollte mich jetzt von euch verabschieden.“, teilte ich ein wenig gekränkt mit und umarmte Shirlie. Sie fühlte sich mollig an in ihrer dicken, blauen Winterjacke. Mein Puls sank. Es fühlte sich so schön an zu wissen, dass man Freunde hat, die immer hinter einem stehen werden.
Als ich dann langsam meine Arme von ihr löste, flüsterte sie mir ins Ohr. „Es war nicht deine Schuld.“
Ich wandte meinen Blick zum Beton Boden, um nicht zu weinen. Mason kam auf mich zu und drückte mich so fest, dass ich kaum Luft bekam.
„ Alles wird gut Avagrace.“
Ohne weitere Blicke auszutauschen drehten sie mir den Rücken zu und verschwanden in der Dunkelheit.
Mason und Shirlie wären ein entzückendes Paar.
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Who are we essentially
ParanormalIch bin Avagrace Prudence Stramves und heute an meinem 16. Geburtstag ist meine Schwester wegen mir gestorben... Eigentlich hatte ich ein ganz gewöhnliches Leben, bis ich diesen Anhänger von meiner Mutter gekriegt hatte. Alles wurde anders... Ich...