4. Kapitel { Mittwoch, 25. Februar 2015, 1500 Uhr }

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Irgendwo im Nirgendwo waren wir nun. Vor lauter Bäumen konnte ich schon den Wald nicht mehr sehen. Ich blickte ständig auf den Waldboden, was mit der Zeit verwirrte. Immer dasselbe braun, Äste die immer und immer wieder den gleichen Ton von sich gaben, wenn man sie mit den Fusstritten zerbrach. Man fühlte sich schon beinahe hypnotisiert. Als ich nach einiger Zeit meine langen Haare aus meinem dünnen, pastellblauen Jäckchen zog, lief mir die kalte Luft durch den Flaum, der meinen Rücken überzog. Meine nackten Beinchen frohren. Die Waldwege waren leer. Der Boden sank minimal ein, wenn man darauf lief. Es war sehr angenehm. Meine schmalen Füsse frierten in meinen Nikes. Die frische Luft löste einen beruhigenden Effekt in mir aus. Der starke Wind riss die letzten abgestorbenen Blätter von den Bäumen. Ich dachte über das Leben nach. Was es mit ..- Eine tiefe, sowie raue Stimme riss mich aus meinen Gedanken. „Warst du schon öfters hier?" „Nicht direkt. Shirlie und Mason treffen sich meist in einer Höhle mit mir. Am Ende des Waldes gibt's eine riesige davon, die wir schön eingerichtet haben, mit Decken und anderem Zeugs." „Cool, hab ich bisher noch nie gesehen, obwohl ich schon­­­­ so lange im Wald wohne", rutschte aus Thomas' Mund. „Du wohnst im Wald?", fragte ich gelassen nach. „Nein, ähm ich meinte hier in der Nähe des Waldes", räusperte er sich und glotzte mich harmlos an. Ich verspürte ein Kratzen im Hals. Ist das ansteckend? Möglichst leise hüstelte ich. Das Husten wurde immer lauter und lauter. „Ist alles okay mit deinem Hals?", fragte Thomas, nachdem er sich fast Tod gelacht hatte. „ Ja es geht wieder." „Tut mir leid. Normalerweise lache ich nicht so schadenfreudig, aber... ich meine, schliesslich bin ich auch nur ein Tier."Was denkst du wer du bist? Hulk? In diesem Moment fühlte ich mich wie Shirlie, da ich meine Augenbraue beinahe hoch bis zu meinem Haaransatz gezogen hatte. „Wieso Tier? Du bist ein Mensch oder?!", fragte ich verwirrt nach. „Ja absolut. Ich fühle mich halt eben ein bisschen wie ein Tier, weil, weil ich halt so durchtrainiert bin und so... weisst du?", informierte er mich. Vor kurzem dachte ich noch er sei ein cooler Typ. Jetzt kommt er mir eher verwirrt vor. Ich nickte.


Das gibt's doch nicht! Bin ich eigentlich blöd oder was läuft schief? Ach, ist doch schnuppe. Ich hoffe sie hat nicht gecheckt, dass ich ein Tier bin, aber wenn doch? Oh mein Gott! Ich flipp gleich aus. Nein, nein. Dafür ist sie zu naiv. Sie kennt mich seit circa 30 Minuten und läuft mit mir in die Tiefen des Waldes. Tz. Wäre ich jetzt ein Bad Boy würde ich sie kidnappen. Also nicht das man es jetzt falsch versteht. Ich würde das auf keinen Fall tun, aber ich mein ja nur. Ich bin ein gut erzogenes Kind. Ich bin auch nicht so ein Typ, der seine Hosen an den Knien trägt. Nein. Ich bin cool und ja ich weiss selbstlob stinkt, aber jetzt mal ehrlich. Ich bin wirklich äusserst lustig. Ausserdem bin ich ein wahrer Freud. Nun ja, ich habe nicht besonders viele Freunde. Genau genommen keinen. Das mit Avagrace darf ich mir nicht verbocken. Wahrscheinlich findet sie mich bereits jetzt abstossend, weil ich verwirrt wirke, aber wenn sie doch nur den Grund dafür wüsste... L



 „Hier rechts abbiegen", befahl mir Thomas. Eine schäbige Hütte war zu sehen. Verrostete, dicke Nägel hielten die Bretter zusammen. Die Gegend sah mysteriös aus. Sehr mysteriös sogar. „Komm mit", sprach er mir freundlich zu und zog mich am Handgelenk mit. Ich stolperte ihm hinterher. Thomas nahm seine linke Hand aus der Hosentasche und bewegte sie zur Türfalle. „Nein Stopp! Wir wissen doch gar nicht, was sich dahinter verbirgt!", schrie ich ihm ins Ohr, sodass er seine Augen kräftig zusammen kniff und daraufhin versuchte sich zu beherrschen. Sorry! „Ich wohne hier." Kein Wort kam aus meinem sonst so grossen Mund heraus. Ich glotzte ihn an. Das glotzen muss ich mir sofort abgewöhnen! „Was ist? Gefällt's dir etwa nicht?", fragte mich Thomas in einem verletzten Ton. Jetzt gab es keine Hoffnung mehr. Avagrace mochte mich einfach nicht, aus welchem Grund auch immer. Natürlich wieso sollte sie mich überhaupt mögen. Sie hat doch sowieso was viel besseres verdient.

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