11. Kapitel Mittwoch, 25. Februar 2015, 2130Uhr

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Verzweifelt sass ich an meinem Schreibtisch und versuchte komplizierte Gleichungen zu lösen. Eigentlich bereitete mich das überhaupt nicht vor, auf mein zukünftiges Leben. Ich war jetzt so etwas wie James Bond, einfach eine harmlosere Version. Wahrscheinlich war ich Made in China und er Made in Switzerland, aber was soll's. Der verbringt seine Zeit auch nicht damit, Gleichungen zu lösen oder für einen Gestörten Kerl den Preis für seine 100 Tomaten auszurechnen. Ich schob Panik, da ich schon seit zwei Stunden an diesen Aufgaben sass und es immer noch nicht geschafft hatte, x heraus zu finden. Eigentlich wären die Aufgaben auch auf heute gewesen, da aber ein Lehrer abgebrannt war, mussten wir diese nicht abgeben – zu meinem Glück. Jemand schoss Kieselsteine an mein Fenster. „Komm nach unten! Jetzt!", brüllte eine tiefe Stimme. Ich blickte aus dem Fenster. Thomas. Durch ein nicken, informierte ich ihn, gleich bei ihm zu sein. Ich rannte die Treppen hinunter, riss die Haustüre auf und liess sie hinter mir ins Schloss fallen. Ich umarmte Thomas, was er trauriger Weise nicht erwiderte. Langsam nahm ich wieder abstand von ihm. „Was ist los? Wiese sind deine Augen blutrot gefärbt?", ich stoppte für einen Moment und fuhr fort, „Hast du geweint?" Sorgsam führte ich meine Daumen auf seine Tränensäcke und strich sanft darüber. „Wann wolltest du mir es sagen", flüsterte er, worauf ich ihn nur Ahnungslos anblicken konnte. „Ich weiss nicht was du meinst", sprach ich ihm zu. Er griff mich derbe an meinen Handgelenken, drückte mich an die raue Oberfläche der Hauswand und schaute mir tief in die Augen. „Tu nicht so, als wüsstest du nichts!", schreite er beherrschungslos in mein Gesicht. Ich hatte keine Angst vor ihm. Wahrscheinlich lag das daran, dass ich ein Atreuses war. „Schau mich an!", zwang er mich, bis ich ihm in die Augen blickte und sprach dann weiter. „Du hast mir das letzte Stückchen Liebe gestohlen! Zuerst nahmen sie mir meine Mutter weg, jetzt meinen Vater! Wenn ich dann zu Asche verbrenne, wird wahrscheinlich eine Party für die Ausrottung der Maddox-Family veranstaltet", meinte er mit Tränen in den Augen. Thomas atmete unruhig ein und aus. „So etwas Grausames würde ich dir nie bewusst antun und das weisst du!" „Du hast meinen Vater umgebracht Avagrace! So sieht's aus! Er ist tot und das einzig und alleine wegen dir!", schmetterte er mir ins Gesicht. Seine Worte trafen mich, und das Loch in meinem Herzen, das fast wieder verheilt war, begann wieder zu wachsen. „Ich will eine Erklärung! Wieso verbrennen?! Wieso auf die gleiche Methode wie bei meiner Mutter! Ich verstehe es einfach nicht!",  brach er aussichtslos  heraus. Ich hatte einen Gedankenblitz. Natürlich! Meine Haarmacht!   „Jetzt hör mir Mal gut zu Sir Daven", sprach ich ihm ruhig zu. Ich konzentrierte mich und drückte mich mit voller Kraft von der Wand weg. Mit meinen Händen machte ich eine kreisförmige Bewegung und konnte mich dadurch von Thomas lösen. Jetzt hielt ich Thomas' Handgelenke und hatte ihn vollkommen im Griff. Hart packte ihn mit der rechten Hand am Hals und klopfte seinen Kopf gegen die Wand. Es entstanden Risse und Betonteile rasselte auf den Boden. Ein ächzen entfuhr ihm, die Augen fest zusammen gekniffen. Man konnte den Schmerz nur schon durch seinen Gesichtsausdruck fühlen. Ich gab ein unheimliches Lachen von mir. „Wusstest du nicht, dass ich auch anders sein kann?" „Um ehrlich zu sein, nicht wirklich", presste er schmerzvoll zwischen den Zähnen durch. Um meine Wut herauszulassen erwürgte ich ihn ein wenig, nur um ihm klar zu machen, dass er keinen für seine Unschuld verletzten darf. „Du willst eine Erklärung? Als die Rückblende zu Ende war, spielte sich anschliessend ein anderer Film ab. Einer von meiner Urgrossmutter für mich ganz persönlich. Deshalb wurdest du auch herausgeschmissen." „Das ist deine Erklärung?", fragte er mich währenddessen er nur schwer atmen konnte. „Nein das Beste kommt immer zum Schluss. Meine Urgrossmutter sagte mir, dass meine Haarmacht Feuer sein wird und sie hatte anscheinend Recht." Thomas lachte mich dreckig aus. „Wenn du die höchste Haarmacht besitzt, dann fall ich auf meine Knie!", prustete er los. Meine rechte Hand immer noch an seinem Hals. Die linke Hand löste ich von seinem breiten Handgelenk und platzierte sie auf seiner Brust. Ich drückte gegen sie, sodass es ihm den Atem verschlug. „Avagrace, bitte", flehte er mich in einem dumpfen Ton an. „Jetzt bist du mit erklären dran!" „Okay, aber bitte lass mich los."Ich glaube er hat zumindest ein kleines bisschen Freiraum verdient. „Also gut. Hier, bist jetzt frei", meinte ich und er löste sich von mir. Überraschender Weise blieb er am selben Ort stehen.  Er beugte sich näher zu mir hinüber. Unsere Nasenspitzen und Stirnen waren aneinander gelehnt. Er liess seine Hände bis zu meinen Hüften gleiten. Tja und plötzlich war ich nicht mehr auf meinen Beinen. Auf Thomas' Schulter geschwungen, kreischend. „Lass mich runter du Arsch!", schrie ich herum und haute auf seinen Po. „Wir verpassen dir gleich einen neuen Haarschnitt. Wie wär's mit einer Glatze?" „Oh! Bei meinen Haaren hört der Spass auf!", kreischte ich empört von seinen Vorstellungen.Werden sehen, wer von uns beiden dann gezwungen ist, mit einer Glatze rum zu latschen!


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