26. New York New York

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New York City, the big Apple war ein Traum, überall Lichter, Leute und Kunst. Der Verlag für den ich arbeitete war noch nicht allzu bekannt in der Stadt. Wir hatten ein kleines Gruppenbüro, jeder seinen eigenen kleinen Schreibtisch und PC. Das Team bestand aus insgesammt 8 Leuten. Ich machte zwar nur ein Praktikum, durfte aber auch schon wichtige Aufgaben erledigen. Alica, der Redakteurin gefiel mein Schreibstil und auch, dass ich mich sehr gut mit Kunst auskannte. Einmal nahm sie mich sogar mit zu einer Eröffnung einer neuen Galerie. Sie erlaubte mir Bilder zu machen und ich konnte auch schon einige neue Kontakte knüpfen, welche später bestimmt mal nützlich sein würden, wenn ich nach dem College als Journalistin arbeiten würde.
Ich teilte mir ein kleines Loft mit Maria, der anderen Praktikanntin. Maria und ich verstanden uns super, wir hatten viele gemeinsame Interressen und verbrachten unsere gemeinsamen Feierabende lieber zuhause mit einem guten Buch oder einem tollen Gespräch. Ab und an gingen wir in einen nahegelegenen Irishpub, aber meistens gingen wir bevor es dort zu voll wurde.
Die Zeit in New York war toll und ich wusste genau, dass ich bestimmt wieder kommen würde. Ehe ich wieder nachhause flog, tauschten wir alle unsere Nummern aus, wir wollten unbedingt in Kontakt bleiben.
Für den letzten Abend in New York beschlossen wir noch ein wenig aus zu gehen. Alica lud uns zum Essen ein und anschließend gingen wir in eine Bar.
Die Bar war meiner Meinung nach viel zu voll mit Leuten, man musste sich, egal wohin man gehen wollte, erstmal durch eine Traube von Menschen drücken. Ich schob mich gerade durch eine Gruppe von Leuten, als ich amgerempelt wurde. Um nicht hinzufallen hielt ich mich an dem Arm fest welcher mir am nächsten war. "Wow, Süße, du gehst aber ran." hörte ich eine Männerstimme lachen und seine Hand legte sich an meine Hüfte. Erschrocken wand ich mich aus dem Griff des Fremden. "Tut mir leid." nuschelte ich und eilte mit gesengtem Kopf zur Toilette. Mein Hez raste. Genaus deswegen hasste ich Menschenansammlungen. Die Enge, die Hitze und die Gefahr bedrengt und betascht zu werden. Plötzlich fingen meine Hände an zu zittern, mir wurde schlecht und ich hatte das Gefühl nicht recht atmen zu können. Shit, Panikattacke!
Schnell holte ich mein Handy aus meiner Hosentasche und schrieb Maria.

"Hilfe! Damentoilette!"

Ich konnte gerade noch auf "senden" klicken und dann wurde es schwarz.

Ein rascheln und grelles Licht ließen mich erwachen. Langsam öffnete ich die Augen. Verwirrt und mit einem ziemlichen Brumschädel sah ich mich um. Ich lag in einem Krankenhausbett. "Gaby, Gott sei Dank du bist wach." Ich zuckte zusammen als mich jemand am Arm berührte. Es war Maria. "Was ist passiert?" krächste ich. Sie setzte sich auf die Kante des Bettes. "Ich hab dich auf der Damentoilette dieses Clubs gefunden. Du hattest eine ziemlich heftige Panikattacke und bist bewusstlos geworden." erklärte sie mir. "Wie lange war ich weg?" wollte ich wissen. "Nur ein paar Stunden, aber der Arzt meinte du solltest heute noch zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben." Ich setzte mich auf und fing an mein Handy zu suchen. "Maria, mein Flug geht heute, ich muss nach Hause." Wieder fingen meine Hände an zu zittern. "Gaby, ganz ruhig. Alicia hat deinen Flug verschoben. Hier ist dein Handy, ich nehme an das ist es was du suchst." Sie drückte mich sanft aber bestimmt in die Kissen zurück, dann legte sie mir mein Handy in meine zitternde Hand. "Danke." flüsterte ich. "Ruf deinen Freund an, er macht sich Sorgen, ich war so frei ihn anzurufen als die Ärzte dich behandelt haben." Dann stand sie auf und verließ das Zimmer. Ich nahm einen Schluck des kalten Tees, welcher für mich bereit stand und wählte Lances Nummer via Videoanruf. Es dauerte keine zwei Sekunden und er nahm am. Ich sah in zwei müde und besorgte blaue Augen. "Prinzessin, mein Gott ich hab mir solche Sorgen gemacht. Wie geht es dir? Was ist passiert?" sprach er hastig. "Hey, ich hatte wohl eine heftige Panikattacke heute Nacht. Alicia hat uns zum Essen und danach in einen Club eingelanden. Es war so voll dort und dann hat mich jemand angerempelt, dann hat mich irgendso ein Kerl angemacht und ich bin auf die Toilette geflüchtet und ab da weiß ich nichts mehr. Maria hat mich auf der Damentoilette gefunden und den Notarzt gerufen." erklärte ich ihm. Als ich den Typen erwähnte, hätte ich schwören können, es kamen kleine Rauchwolken aus seiner Nase. "Hat der Typ dir was getan? Hat er dich angefasst oder dir etwas ins Getränk getan?" Ich schüttelte den Kopf und erklärte ihm, dass der Kerl mich weder angefasst, noch sonst was gemacht hatte. Ein Getränk hatte ich nicht dabei, da ich ja eigentlich eh auf dem Weg zur Toilette war. "Alicia musste meinen Flug verschieben, die Ärzte wollen mich noch einen Tag zur Beobachtung hier behalten. Tut mir leid Babe, jetzt sehen wir uns noch länger nicht." Unbewusst lief mir eine Träne die Wange runter. "Hey Kleines, ist schon gut, Hauptsache ist dich, dass es dir wieder besser geht." Wir redeten noch ein paar Minuten und als eine Krankeschwester ins Zimmer kam legten wir auf. Sie messte meinen Blutdruck und spritze einen Vitamincocktail in meine Infusion, damit ich schnell wieder zu Kräften kam. Gegen Nachmittag kamen Alicia und Maria nocheinmal und brachten mir frische Sachen, Toilettenartikel und auch ein Buch. "Damit dir nicht langweilig wird." sagte Alicia und zwinkerte mir zu. Sie teilte mir mit, dass sie meinen Rückflug um drei Tage verschoben hatte  und dass es kein Problem sei bis dahin weiterhin im Loft zu wohnen. Maria würde heute Abend schon zurück fliegen und ich hätte das Loft dann noch zwei Tage für mich um mich zu erholen.
Am nächsten Tag hatte mir die Krankenschwester ein Taxi zum Loft bestellt, nachdem ich die Entlasspapiere unterzeichnet hatte. Mir ging es wieder gut und das Zittern in meinen Händen war auch wieder ganz verschwunden. Trotzdem riet man mir nochmal einen Arzt aufzusuchen, wenn ich wieder zuhause war. Im Loft angekommen, machte ich mir einen Tee, freute mich über den Zettel und die Schokolade von Maria und fing schonmal an meine Sachen grob zusammen zu packen. Da ich die meiste Zeit direkt aus meinem Koffer gelebt hatte, musste ich nicht allzu viel zusammen suchen. Ich schrieb Lance, Mika und Missi eine Nachricht, dass ich leider noch zwei Tage länger in New York bleiben musste und dass ich sie alle tierisch vermisste. Ich legte mich auf die Couch und war kurze Zeit später eingenickt. Ehe ich aber richtig eingeschlafen war wurde ich von einem lauten Klopfen an der Wohnungstür aufgeschreckt. "Ja, ja, ich komm ja schon" grummelte ich und linste durch den Türspion, der war aber dunkel. Ich ließ die Sicherheitskette dran, öffnete langsam die Türe und linste durch den schmalen Spalt.
Und plötzlich wurde es wieder eng in meiner Brust und meine Knie weich wie Pudding.

The Girl next DoorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt