38. Overwhelming

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"Ich habe NIE aufgehört dich zu lieben."

In diesem Moment blieb die Zeit stehen. Die Erde hörte auf sich zu drehen. Alles was es jetzt noch gab, alles was jetzt noch existierte waren wir beide.
Er und ich.

"Gaby." hauchte er. Seine starken aber zugleich zarten Finger streichelten mein Gesicht. Für einen kurzen Augenblick senkte er den Blick auf meine Lippen, ehe er mit seinem Daumen sanft darüber strich. Mit einem kleinen Schritt schloss ich die Lücke zwischen unseren Körpern. Eine Gänsehaut überzog meine Arme, es prickelte überall. Nach so langer Zeit wusste ich, dies war der Ort an dem ich immer sein wollte. In seinen Armen.
Meine Hände auf seiner muskulösen Brust. Sein Puls raste, ebenso wie meiner. Langsam glitt seine rechte Hand in meinen Nacken, mit seinem Daumen hob er mein Kinn an.
"Lance ....ich." wieder kullerte eine Träne meine Wange entlang.
"Sssch..." Langsam zog er mich an sich. Hauchzart strichen unsere Lippen übereinander. Ich kam ihm entgegen indem ich  mich auf die Zehenspitzen stellte. Jetzt lagen unsere Lippen fest aufeinander.
Zwei Sekunden. Zwei Sekunden in denen nichts geschah.
Dann, ohne unsere Lippen voneinander zu trennen, nahm er meinen rechten Arm, legte ihn um seine Hüften während er gleichzeitig seinen anderen Arm um meine Taille schlang.
Fest zog er mich an sich. Meine Linke fand den Weg in seine weichen Haare. Seine Zungenspitze glitt zart über meine Unterlippe, fragte um Einlass. Ich gewährte ihn.
Langsam, zart und leidenschaftlich tanzten unsere Zungen miteinander.
Das Gefühl war so überwältigend, dass mir ein leises Stöhnen entwich. Aus Lances Brust kam ein leises Grollen, ehe er leicht in die Knie ging und mich auf seine Hüften hob. Er trug mich ans Ende der Terrasse, setzte sich auf einen der selbstgebauten Paletten-Sessel. Seine Finger glitten unter mein Top, liebkosten meine Haut. Wie von selbst bewegten sich meine Hüften gegen ihn.
Plötzlich stoppte sein fester Griff meine Bewegung. Er löste sich von meinen Lippen.
"Prinzessin, wenn du dich weiter so auf mir bewegst, kann ich für nichts mehr garantieren. Und ich weiß nicht ob wir nach Allem gleich schon so weit gehen sollten."
"Hmmm....du hast wohl recht." flüsterte ich. Er gab mir einen langen Kuss auf die Stirn, ehe er mich wieder an sich zog. Wir umarmten uns fest, genossen die Wärme des jeweils anderen.
Meine Lippen prickelten, waren vom Kuss etwas geschwollen.
"Es ist schon spät, wir sollten langsam schlafen gehen." stellte er fest.
"Hmhmm..."
Doch keiner von uns beiden bewegte sich.
Nur noch ein kleines bisschen.
Sein Gesicht in meinen Händen betrachtete ihn, strich sanft über die feinen Linien an seinen Augen. Mein Blick folgte dabei den Bewegungen meiner Finger. Während er mich beobachtete zeichnete er mit seinem Daumen sanfte Kreise auf der Haut unter meinem Top.
Wieder blickte er auf meine Lippen, während er mit seiner Zunge kurz über die seinen fuhr.
"Küss mich." forderte er.
Ich tat es. Legte dabei alle in mir brodelnden Emotionen hinein. Wärme, Verzweiflung, Glück, Schmerz aber vor allem Liebe.
Ich liebte diesen Mann, seit ich ihn vor 6 Jahren das erste Mal sah, ich liebte ihn in der Zeit unserer Beziehung, selbst in der Zeit unserer Trennung. Er hat mir so viele tolle und wunderbare Dinge geschenkt. Er hat mir meinen Sohn geschenkt. Und jetzt schenkte er mir diesen Moment.
Nach ein paar Minuten half er mir beim Aufstehen. Hand in Hand brachte er mich zu meinem Zimmer.
"Kommst du?....Kommst du mit rein?" fragte ich etwas verlegen.
Er schlug die Lider nieder und schüttelte den Kopf. "Gute Nacht Kleines." Wieder küsste er meine Stirn, ehe er sich umdrehte und in sein Zimmer 4 Türen weiter ging.

Von diesem Abend hatte ich Nichts erwartet und soviel bekommen. Mit zittrigen Knien und flatterndem Herzen machte ich mich bettfertig. Meine Haut kribbelte noch immer an den Stellen an welchen seine Hände mich berührt hatten. Meine Lippen waren durch die leidenschaftlichen Küsse leicht geschwollen und in meinem Inneren tobte ein heißer Sturm. Eins war klar, nur ER konnte solche Gefühle in mir auslösen.

Lance

Wow, einfach nur wow. Nach all der Zeit, nach all diesen scheiß Momenten. Wie in Trance ging ich zurück in mein Zimmer. Ich musste mich sowas von beherrschen, dass ich nicht zurück in ihr Zimmer rannte und mir endlich wieder nahm was zu mir gehörte. Gaby!...und nur Sie! 

An schlafen war nicht wirklich zu denken, dafür war einfach viel zu viel los in meinem Kopf. Und in meiner Hose. Sie brachte mich vorhin mit ihren Bewegungen beinahe um den Verstand. Doch es war richtig es langsam anzugehen. Richtig aber verdammt schwer. In meinem Zimmer stieg ich erstmal unter die kalte Dusche, dann warf ich mich in mein Bett und spielte den ganzen Abend solange in meinem Kopf nach, bis ich irgendwann einschlief.

Kurze Nacht und doch hatte ich eine Energie in meinem Körper wie schon lange nicht mehr. Woran das wohl lag. Mit meinen Laufschuhen und meiner Musik im Ohr bewaffnet ging ich erstmal joggen. Auch im Urlaub musste ich wenigstens etwas trainieren. Ich lief in den kleinen Wald in welchem ich gestern mit Thommy war und joggte zwei Runden um den See ehe ich wieder zurück zum Haus ging. Es war noch früh und ich erwartete nicht wirklich, dass schon irgendjemand wach war. Das Geklapper aus der Küche belehrte mich eines Besseren. Mein Dad und Silvi standen an der kleinen Kücheninsel und alberten rum. Es war schön meinen Dad glücklich zu sehen. Auch wenn viele vielleicht sagen würden, dass es schlimm ist wenn sich die Eltern scheiden lassen, für meinen Dad war es das Beste was hätte passieren können. Die beiden sahen sich an als wären sie auch nach so vielen Jahren noch so verliebt wie am ersten Tag.

"Hey ihr beiden." begrüßte ich sie. Etwas erschrocken blickten sie auf, lächelten aber sofort als sie sahen, dass ich es war der sie begrüßte. "Hey mein Junge, schon so früh auf?" Mein Dad kam zu mir und klopfte mir kräftig auf die Schulter. "Ja, ich konnte nicht mehr wirklich schlafen und außerdem, wer rastet, der rostet, nicht wahr?" lachte ich. "Setz dich doch zu uns." Silvi füllte bereits eine dritte Tasse mit Kaffee und stellte sie an den freien Platz. Also hatte ich keine andere Wahl als mich zu setzten. Wir schwiegen für einige Minuten, ehe mein Dad wieder das Wort ergriff. "Ich hatte nicht erwartet in dieser Woche einen Schwiegersohn UND einen Enkel zu bekommen." Er ging also gleich in die Vollen. "Und ich hatte nicht erwartet Vater eines fast Dreijährigen zu werden." Silvi nahm meine Hand in ihre und tätschelte meine Wange. "Der Kleine ist bezaubernd. Aber was will man auch erwarten bei diesen Eltern!!" lachte sie. "Konnten Gaby und du euch unterhalten? Ich weiß, dass es für euch beide nicht einfach war oder ist. Diese ganze Situation ist...kompliziert, nicht?" Das konnte sie laut sagen. Ich dachte kurz daran den beiden zu erzählen, was gestern passiert war, entschied mich aber erstmal dagegen. Ich musste zuerst mit Gaby sprechen. 

Und als hätte sie geahnt, dass ich an sie denke, stand sie mit einem ziemlich verschlafen aussehenden Thommy auf dem Arm in der Tür. 


The Girl next DoorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt