Prinzessin und Dorfnarr

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Langsam fielen mir die Augen zu... Ich hatte sicherlich schon ein paar Stunden hier gesessen und Bücher gelesen. So wirklich was gefunden hatte ich noch nicht, aber das hinderte mich nicht daran, weiter zu machen.
Milena war bestimmt schon unterwegs und vielleicht hatte sie Amando getroffen und davon überzeugen können, mich hier raus zu holen.
Das Feuer loderte vor sich hin und ich warf nur ab und zu einen der uninteressanten Zettel hinein. Ein paar sammelte ich aber auch auf einem Haufen, um sie nicht zu verbrennen. Es waren meistens welche auf denen etwas in mir unbekannter Schrift stand oder welche mit Zeichnungen die ich nicht entschlüsseln konnte.
Kurz bevor ich einschlafen wollte, fand ich ein interessantes Buch.
Es war ein sehr abgenutztes und verstaubtes Buch, allerdings konnte man den Titel gut erkennen, er war eingebrannt... "Azar's Notizen", konnte ich lesen. Es konnte schlecht von dem Azar sein, der mich eingesperrt hat, dafür sah es zu alt aus. Also war es wahrscheinlich von dem Elementgott. 
Ich setzte mich ans Feuer und fing an durch die Seiten zu blättern...
"Zaubersprüche; Tränke; Rezepte aller Art; Familie; Mein Königreich", all das waren die einzelnen Überschriften, jede klang interessant, aber ich schaute mir jetzt den Familien-Teil genauer an...

'Meine Familie... bestehend aus Mira, meiner Zwillingsschwester, Lin und Rey, meinen kleineren Geschwistern, war immer schon ein verrücktes Pack. Mira spielt sich oft auf, da sie ein paar Sekunden früher erschaffen wurde als ich. An sich ist es nicht schlimm, das sie die Rolle der Ältesten übernimmt, ich kann sowas sowie so nicht so gut. Lin und Rey waren am Anfang unberechenbar und sind es immer noch ein wenig... Es freut mich immer sehr, wenn sie Mira und mich um Rat beten, wenn etwas mit ihren Kräften nicht stimmt...
Es dauerte eine ganze Zeit bis wir vier herausfanden, wozu wir überhaupt im Stande waren und warum unser Erschaffer uns auf diesen Planeten setzte.
Mira kontrolliert das Wasser und das Wetter, sie kümmerte sich mit Lin um die Tiere, die wir hier auf der Erde fanden und achtete auf die Vegetationen der einzelnen Erdteile.
Ich kontrolliere das Feuer und den Kern der Erde, es war also meine Aufgabe, darauf zu achten, das es hier nicht zu warm wird und das der Planet nicht auseinander fliegt.
Dann kommt Lin mit ihrer Kraft, über Erde und Natur zu herrschen. Sie behielt den Überblick über die Flora und Faune und achtete darauf, das die verschiedenen Tierarten perfekte Lebensbedingungen und die einzelnen Teile der Welt unterschiedliche Merkmale hatten.
Rey war unser Luftgott, er sorgte mit Mira für das Wetter und auch dafür das eine gute Atmosphäre gegeben war, sodass der Planet atmen konnte.
Wir waren also dafür dar, den Planeten am Leben zu halten und jeder von uns war gleich wichtig dafür. 
Klar gab es Zeiten, wo sich der ein oder andere mal etwas aufspielte, aber wirklichen Streit gab es nie.
Kaum waren ein paar Jahrtausende vergangen, liefen kleine menschliche Wesen auf der Welt herum, sie sahen uns sehr ähnlich und so entschieden wir uns eines Tages, uns unter sie zu mischen und für einige Zeit bei ihnen zu leben. Nebenbei herrschten wir noch immer über die Welt, aber machten es unauffällig, sodass niemand Verdacht schöpften und sie in Ruhe leben konnten.
Trotzdem gingen nach ein paar Jahrhunderten Gerüchte herum, es wurden sich verrückte Geschichten ausgedacht, um die Entstehung der Erde und des Lebens zu erklären. 
Wir konnten nicht mit zusehen, wie sie Unsinn verbreiteten und gaben uns dann irgendwann zu erkennen.
Natürlich wollten die Menschen uns erst nicht glauben, aber je länger sie sich mit uns auseinander gesetzt hatten, desto stärker wurde ihr Glaube an uns. Ein paar Menschen schenkten wir die Kraft, eines der Elemente zu bendigen. So weit lief alles gut...
Nach einiger Zeit, vermischten sich die einzelnen Bendiger und es entstanden Menschen mit der Macht, mehrere Elemente zu beherrschen. Diese spielten sich dann sehr auf und uns wollte man dann nicht mehr Ernst nehmen. 
Wir beschlossen einzelne Königreiche zu erschaffen. Wir löschten einige Bendiger aus, so leid es uns auch tat... Dann durften sich die Menschen entscheiden...
Mira, ich, Lin und Rey herrschten über jeweils ein Königreich. Diese waren ziemlich groß und somit hatten wir genug Platz, die Gläubigen aufzuteilen. Der Teil der Menschen die nicht an uns glaubten und es auch nie wollten, ließen wir in einen anderen Teil der Erde. 
Als sich die Menschen entschieden hatten, verschlossen wir unsere Tore und gaben ein paar im jeweiligen Reich wieder Bendigungskräfte, allerdings nur von dem jeweiligen Element. 
Wir selber suchten uns jeweils einen geeigneten Platz zum Ruhen und Wachen über das eigene Reich. 
Unserem Plan zufolge, sollten sich die Menschen nun nicht mehr vermischen und somit sollte kein mächtiger Bendiger mehr entstehen.
Es vergingen wieder Jahrtausende... der Glaube veränderte sich, es wurden weniger Bendiger und an unsere Geschichte wurde immer mehr verfälscht, so waren wir, laut der Menschen, am Ende, zerstrittene Geschwister, die sich hassten und daher die vier Königreiche erschufen hatten, welche sich nun auch hassten...
Das war niemals unser Plan... zudem gab es Menschen mit unbeschreiblich starker Kraft über das jeweilige Element, welche sich daher als direkte Nachkommen von uns betitelten. Es gab auch einige die sogar Bendiger eines anderen Elementes töteten und dies mit der Aussage 'Es sei alles so gewollt von den Göttern' verharmlosten...
Wir konnten nichts mehr ändern, die Menschen hörten uns nicht mehr zu... nicht nur weil es jetzt Bendiger gab, die mächtig waren und sich aufspielten, als wären sie Nachkommen von uns, sondern auch, weil es selbst in den Königreichen nur noch weniger gab, die bendigen konnten oder gar nur an das Bendigen glaubten...'

Das Feuer ließ nach, das Kapitel war zu Ende, meine Gedanken drehten sich und meine Augen fielen zu. Doch bevor ich wirklich schlief, schob ich das Buch unter meinen Mantel, sodass ich es auf keinen Fall verlieren würde...
'Ich hoffe Milena ist schon auf dem Weg und schafft es gegen Azar anzukommen...', war mein letzter Gedanke bevor ich einschlief...