Chapter VIII

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Er ließ ein überraschter Laut heraus, dass durch meine Lippen an seinen, ziemlich gedämpft waren. Seine Lippen waren weicher, als sie aussahen und schmeckten nach dem Eistee, den er noch gerade getrunken hatte. Nach vielleicht fünf, ganz schön langen Sekunden, erwiderte er den Kuss. Er legte seine warme Hand an meine Wange – die sich persönlich für mich auch ziemlich warm anfühlte - und streichelte sie ein Bisschen. Die Wange brannte, auf eine gute Weise, die ich tatsächlich jetzt zum zweiten Mal erlebte, aber bei ihm war es anders. Er war anders. Der Kuss war langsam und leidenschaftlich. Irgendwann war seine andere Hand in meinen kurzen Haaren. Meine war an seinem Shirt und ich hielt mich an ihm fest. Während er mich küsste. Wir lösten uns irgendwann atemlos voneinander. Er legte seine Stirn gegen meine, während wir uns ziemlich intensiv anschauten. >>Was war das?<< fragte er heiser. Ich ließ meine Augen in keiner Sekunde von ihm. Wenn ihr ehrlich bin, weiß ich es nicht. Ich wollte ihn als meinen Freund, aber gleichzeitig habe ich manchmal das Bedürfnis ihn viel zu nah zu wollen. Dass ich ihn küssen will und ihn umarmen und all den Scheiß. >>Ich weiß nicht. << sagte ich leise. Seine Augen waren dunkel, dass dunkel was mir bereits aus seinem Video bekannt war, da ich es viel zu oft geschaut hatte. Dann lehnte er sich nochmal gegen mich, aber diesmal küsste er mich. Diesmal war es gieriger und meine Hände verwüsteten seine Haare. Seine Hände lagen auf meiner Hüfte und er zog mich näher an sich. Langsam versuchte ich mit meiner Zunge in seinen Mund zu kommen. Ich hielt kurz inne, bis ich dann seine traf. Ich stöhnte auf. Als ich meine Hand unter sein Shirt wandern ließ, stößt er mich förmlich weg. Seine Augen wurden hell, extrem hell. Ich hatte sie noch nie so hell gesehen. >>Es tut mir leid, John. << sagte ich atemlos. Er stand auf und lief durchs Zimmer. Ich wollte ihm erst folgen, aber ich spürte meinen Körper gar nicht und gleichzeitig war er viel zu schwer. Bilder stiegen mir in den Kopf und ich stieg schnell vom Fenster. Ich lief runter und sah ihn noch, wie er seine Schuhe wieder anzog. Er fror ein, als er mich sah. Ich lief zu ihm und er schaute zu mir hoch. Dann umarmte ich ihn. Er vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge. >>Es tut mir so leid, John. So, so leid. Ich wollte das nicht. << sagte ich schließlich. Dann stand er hektisch auf. Ich versuchte noch nach ihm zu greifen, aber er war zu schnell aus der Tür raus. Ich wollte sie aufreißen, aber ich wusste, dass er es nicht gewollt hätte. Wenn er sich so von mir flüchtet, will er vielleicht auch nicht gesucht werden, oder dass ihn jemand hinterherläuft. Egal wie sehr ich ihn wollte, vielleicht wollte er mich nicht. Vielleicht wollte er so jemanden wie mich nicht. Ich ließ mich an der Tür runter gleiten, wie in so einem Romance-Film, aber ich konnte nicht stehen. Die Bilder kamen wieder hoch. Das Dümmste und Schönste was ich je getan hatte. Ihn zu küssen, war anders als bei meinen anderen Exs. Es war anders als bei Marlon, bei Ridge, bei Ella. Es war anders. Dann fing dieses Gefühl wieder an, dieses herzzerreißende Gefühl, dass ich immer fühlte, wenn ich wieder anfing mich selbst zu hassen. Wenn ich mir für alles Schlechte dieser Welt die Schuld gab. Wenn ich mich versteckte und mir einredete, die Leute die mich am meisten liebte, verließen mich. Der einzige Grund dafür, war ich. Ich, nur ich. Ich war für alles Schuld. Das werde ich immer sein. Es tut mir so leid. Dann tat ich das, was ich seit bestimmt einem Jahr nicht mehr getan hatte. Ich schluchzte auf.

Ich versuchte seit bestimmt einer halben Stunde ihm zu schreiben. Aber ich konnte es nicht. Ich wollte ihm sagen, dass es mir leidtat. Ich wollte mich entschuldigen. Ich wollte ihm sagen, dass es meine Schuld war und er nichts damit zu tun hatte. Dass es alles meine Schuld war. Für all das war ich nicht bereit und es tat mir unendlich leid, aber ich tat nichts. Ich tat absolut gar nichts. Ich starrte auf das Kissen, auf dem er vor wenigen Stunden noch saß. Das Kissen, auf dem er mich küsste und mein Herz zum Schlagen anfing. Das letzte Mal hatte ich mich so mies gefühlt, als Ella mich verlassen hatte. Damals hatte mir sogar noch eingeflößt, dass es meine Schuld war. Dass ich eine toxische Person war und dass ich es verdient hatte. Ich hatte es verdient zu leiden. Vielleicht hatte sie Recht. Vielleicht zog ich Schmerz an. Vielleicht zog ich Leute an, die mir weh taten, während ich nur das Richtige machen wollte. Vielleicht bin ich einfach nur ein Fehler, der nicht existieren sollte. Vielleicht war ich verdonnert dazu scheiße zu fühlen.

Im Fernseher sah ich Amelias Comedy Show die einmal im Monat, samstags lief. Mein Herz fing an zu klopfen, als ich John in der Lounge sah. Sein Haar war diesmal gestylt und er hatte wieder MakeUp drauf, trotzdem sah er für mich so aus als hätte er nicht viel Schlaf bekommen oder als ging ihm gerade was durch den Kopf. Ein kleines Stück in mir, wollte das er mich im Kopf hatte. Ein Stück von mir, wollte ihn. Als Amelia irgendwann Another Autumn aufrief, um zu spielen, während die Hauptbühne neu bepackt wurde, für ein Minispiel. John stellte sich nach vorne und stellte deren neuen Song vor, aus ihrem Album vor, was aber vorzeitig schon auf den Streamingdiensten als Single auftrat. >>Love Me Not Leave Me<<. Ich wünschte du wärst nicht gegangen. Ich wünschte du würdest mich küssen. Ich wünsche du würdest mich deins machen, aber das war vielleicht zu sehr von der Realität entfernt gewesen. Es tat mir leid, dass es so war. Ich glaube ich habe meinen besten Freund verloren, weil ich dumm war und meine Lippen und Hände nicht bei mir lassen konnte.

Lost In FameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt