Chapter XII

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>>Was fühlst du für mich, Maddie? << wiederholte er. Er liebte mich. Ich liebte ihn. Mein Magen zog sich zusammen und mein Mund wurde trocken. Mein Kopf hämmerte und ich fühlte mich aufgeschmissen. Ich fühlte mich verletzlich, als könnte jeder durch mich schauen. Als könnte jeder sehen was ich fühlte, wie aufgewühlt ich war, wie verzweifelt ich war. John sah mich aus diesen Augen an, in denen ich schon bereits so viele Emotionen gesehen habe und die in mir so viele Emotionen bereits ausgelöst hatten. Ich hatte Angst. Schonwieder, Immer noch, Immer und immer und immer wieder. Die Angst hatte mich immer komplett im Griff. Ich konnte dafür nichts. Ich konnte nichts für die Angst, die einzelne Wörter, Situationen und Menschen in mir auslösten. Früher hatte ich immer Angst vor meiner Mum. Als wir noch in Schweden lebten, ich war ihr nie genug. Sie fand immer was an mir, was sie schrecklich fand. Dass sie wütend auf mich machte. Dass sie mich manchmal anschrie und manchmal verpasste sie mir auch Ohrfeigen. Manchmal ließ sie mich nicht nach Freunden, weil sie etwas an mir gerade nicht in ihren Kragen passte. Manchmal hang ich mich an Personen und schwärmte von der großen Liebe, während ich eigentlich nur geliebt werden wollte. Ich wollte nie selber lieben. Ich wollte immer nur geliebt werden. Das muss aufhören. Ich wollte John lieben, wirklich. Ich wollte, dass er mich liebt. Ich wollte, dass wir uns lieben. Seine Augen wurden immer brennender und heller und meine Stimme war nicht da. Es fühlte sich an als wäre ich stumm. Es fühlte sich an als würde ich brennen. Als würde sein Blick mit meiner Angst kooperieren und mich verbrennen. Ich fühlte mich, wie auf einem Scheiterhaufen. Mein Atem wurde immer ungleichmäßiger. Irgendwann schnappte ich so laut nach Luft, dass genau in diesem Moment meine Welt zu bröckeln begann. Ich sah nur noch Umrisse. Ich hatte das schon lange nicht mehr. Seit drei Monaten nicht mehr. Trotzdem war mir dieser Zustand bekannter, als viele andere.

Meine Lieder waren schwer und mein Mund war trocken. Ich drehte mich zur Seite und sah, dass es schon dämmerte. Ich richtete mich auf und rubbelte mir über die Lieder. Erst dann merkte ich den herben Käsegeruch in der Luft. Neugierig stand ich auf und bahnte meinen Weg herunter. Je näher ich der Küche kam, desto lauter wurde das Singen, dass ich bereits erkannte. Ich bog um die Ecke und da sah ich John in meiner schwarzen Katzen Schürze, die mir Gerrit aus Spaß mal zu Geburtstag geschenkt hatte. Er schien Kopfhörer in den Ohren zu haben, denn er hörte mich nicht. Nicht, als ich die Treppen runterkam. Nicht, als ich einen kleinen erschrockenen Laut ausstieß, als ich ihn in dieser Schürze - die merkwürdig gut ihm stand – in meiner Küche erblickte. Erst als ich mich auf den schwarzen Barhocker am Rand der Küche saß sah er mich und die Pfanne den Boden. Mit einem großen Scheppern fiel sie auf den Boden. Er riss die Kopfhörer quasi aus seinen Ohren, die eine wirklich gute Form hatten und gut zu seinem restlichen Gesicht passten. >>Maddie! Du hast mich erschreckt! << rief er, als er sich bückte, um die Pfanne wieder vom Boden aufzuheben. Sein Gesicht wurde weicher, als er zu mir lief. Ich stütze mich auf der Marmorplatte. Er kam ziemlich nah. >>Geht es dir jetzt besser? << Sein Gesicht wurde weicher und nicht so angespannt wie vorher gewesen. Er legte seine Hand an meine Wange. Ich weiß nicht was in dem Moment wärmer war, ob es seine Hand oder meine Wange war. Ich wusste, dass ich für diesen Mann Liebe empfand. Ich wusste nur nicht, ob ich für eine Beziehung bereit war. Schließlich sagte ich. >>Hör zu, John. Ich liebe dich. Ich will dich und so. Ich bin echt schlecht im sowas. Ich habe jahrelang versucht, dass ich jemanden habe, der mich liebt. Jetzt habe ich aber zum zweiten Mal das Gefühl, dass ich diese Person genau so liebe. Ich will, aber das mit uns nicht schnell. Ich will das genießen. Ich will...dich nicht verlieren, okay? << Dann stand ich halb auf, weil der Hocker im Weg war und drückte ihn kurz einen Kuss auf dem Mund. Dann grinste er. Ein großes, liebevolles Grinsen. >>Dabei hast du mich doch als erstes geküsst. << sagte er. Ich konnte es mir auch nicht verkneifen zu Grinsen. >>Das würde ich immer wieder tun. <<

Wir saßen beide auf der Couch und aßen einen Nudelauflauf mit Spinat und Pilzen, den er machte. Da bereits genau zwei Wochen, seit unserem ersten Kuss vergangen waren, konnten wir eine neue Folge von Amelia anschauen. Sie erzählte gerade über ihren Trip Philippinen, als John auf dem Fernseher zeigt. >>Schau, da komm ich her. Also beziehungsweise habe ich meine ersten sechs Jahre da verbracht. << Er hatte mir bereits erzählt, dass seine Eltern damals in die USA gezogen waren - da ihre Ernten so schlecht ausfielen und dann noch ein Taifun großen Teils ihres Landes verwüstete, dass der einzige Ausweg war – als er sechs war. Sein Dad hatte damals seine Mum auf seinem Urlaub kennengelernt. Sie waren zusammen nach Philippinen gezogen und arbeiteten auf der Farm in der seine Mum beschäftigt war. Es war sehr schlammig und viele Flaschen, Tüten, Boxen und so weiter lagen im Wasser. Das Wasser war dreckig und danach wurde direkt blaues Wasser mit kleinen Bergen gezeigt. Ich spürte eine Hand an meinem Arm. Ich riss meinen Kopf herum und sah wie John mich aus seinen tiefblauen Augen ansah. Ich drehte mich zu ihm und hielt mich an seiner Schulter fest, während ich mit meiner Hüfte mich auf seine setzte. Er kam meinem Gesicht mit seinem näher, bis er endlich seine Lippen auf meinen legte. Dieser Kuss war anders, bis alle die wir bis jetzt hatten. Er war langsam, leidenschaftlich, voller Liebe und auch ein kleines bisschen Verlangen. Er streichelte meinen Rücken mit seinem Daumen. Er hielt mein Oberschenkel mit der anderen Hand fest. Mein Bauch fühlte sich warm an. Ich nahm meinen Daumen und streichelte an seinem Hals entlang. Ein kleines Stöhnen entfuhr ihm. Ich hatte auch jetzt Angst. Ich hatte Angst, dass dieser Moment jemals enden könnte. 

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