Julian
"Wollen wir bezahlen?"
Fragend sah Erl mich an und ich nickte nur.
"Ja", antwortete ich und gab der Kellnerin ein Zeichen, dass wir bezahlen wollten.
Zügig bezahlte ich für uns beide; die letzte hatte Erl schon übernommen.
"Dann bis Morgen, man", lächelte der Jüngere und schlug kurz mit mir ein.
"Bis Morgen, du alter Sack", grinste ich schief und erntete einen Todesblick von dem Blonden.
Als ich zu Hause angekommen war, packte ich erstmal meine Trainingstasche für morgen.
Die morgige Einheit würde von elf bis eins gehen. Ich hatte dann also noch genug Zeit, ein bisschen aufzuräumen, bevor Jannis kommen würde und wir mit Pizza Kais Spiel verfolgen würden. Ich freute mich unfassbar dolle darauf, wieder Zeit mit meinem Bruder zu verbringen. In letzter Zeit war das nämlich irgendwie viel zu kurz gekommen. Wenn er Zeit hatte, war ich verplant und andersrum.
umso schöner war es jetzt, dass wir gemeinsam ein Spiel von Kai ansehen konnten; fast so wie früher.Gerade als ich meine Schuhe in meine Tasche gestopft und diese geschlossen hatte, klingelte mein Handy. Ich griff danach und sah, dass Timo mir ein Bild geschickt hat.
Das Bild zeigte Kai schlafend in eine Decke eingekuschelt. In seinem Arm hielt er einen Pullover von mir und vergrub sein Gesicht darin.
Sofort wurde mein Herz weich.
Kai.
Wenn ich ihn so sah, war auch der letzte Rest Wut auf ihn verschwunden.
Ich konnte ihm einfach nicht böse sein; egal, wie sehr ich es manchmal wollte.
Unter das Bild hatte Timo 'Das Bild ist gerade im Mannschaftschat rumgegangen. Falls du was zum Einschlafen brauchst ' geschrieben. Ich musste lächeln. Schnell bedankte ich mich bei ihm.
Wenn Kai morgen sieht, dass jeder dieses Bild gesehen hat, bin ich mir nicht sicher, ob das Hotel dann noch steht. Er wird richtig ausrasten.
Aber mir war das ehrlich gesagt egal; ich fands einfach nur süß.
Eine Weile betrachtete ich das Bild noch und stellte es als meinen neuen Hintergrund ein.
Dann aß ich noch eine Kleinigkeit, bevor ich es mir auf der Couch gemütlich machte und durch die Programme zappte. Ich blieb irgendwann bei 'Wer wird Millionär?' hängen und konnte mich nur darüber amüsieren, wie der Kandidat ernsthaft zwei Joker für die Frage verballert, ob man Rhythmus mit einem, zwei, vier oder gar keinem h schreibt. Diese Frage konnte ja selbst ich beantworten und ich war nie sonderlich gut in Rechtschreibung gewesen.~~
Müde und noch nicht ganz auf der Höhe quälte ich mich aus dem Bett, nachdem ich den Wecker an die nächste Wand geklatscht hatte.
Es war gerade mal halb neun. Ich hatte also noch mehr als zwei Stunden bis zum Training.
Also konnte ich mich ja nochmal richtig hinlegen und die Augen zu machen.
Das würde schon alles noch passen; nur ein paar Minuten."Fuck", fluchte ich leise," fuck,fuck,fuck."
Wie konnte man so dumm sein?
Ich hatte mir extra einen Wecker gestellt; einen gottverdammten Wecker.
Und ich Idiot schlafe einfach weiter und habe jetzt doch nur noch etwas mehr als eine halbe Stunde Zeit.
Super Leistung, Jule.
Im Schnelldurchlauf erledigte ich meine Morgenroutine und frühstückte schnell eine Scheibe Brot; obwohl man das eher Reinschieben als Frühstücken nennen musste.
Um zehn nach elf kam ich dann am Trainingsgelände an und stürmte in die Kabine, wo nur noch Nico und Gregor waren.
"Morgen", hechelte ich, während ich meine Tasche an meinen Platz pfefferte.
"Na verschlafen?", fragte der Torwart schadenfroh.
Ich nickte nur und beeilte mich mit Umziehen."So schön,dass du es auch einrichten konntest, Julian,dann können wir ja anfangen", begrüßte uns der Trainer. Den kleinen Seitenhieb gegen mich konnte er sich wohl nicht verkneifen.
Verständlich.
Auch wenn ich in solchen Momenten am liebsten im Erdboden versinken würde.
Ich hasste sowas wie die Pest.
Gab es etwas Demütigenderes?
Wahrscheinlich nicht."Hey Jule, hast du Bock heute Abend noch was zu machen?", fragte Erling mich nach dem Training, als ich gerade aus der Dusche kam.
"Sorry Erl, ich treffe mich später noch mit meinem Bruder. Wir wollen Kais Spiel gucken", lehnte ich entschuldigend ab," Aber du weißt ja, sonst immer gern."
Er nickte verständnisvoll, aber sah dennoch geknickt und traurig aus. "Klar."
Ich legte eine Hand auf seine Schulter. " Okay Vorschlag: Morgen Abend komme ich zu dir, wir essen was, spielen Fifa und du zeigst mir deine neue Couch, okay?", schlug ich vor.
"Okay", stimmte er wieder etwas motivierter zu," Ich freue mich."
"Ich mich auch. Tschau", verabschiedete ich mich.
"Tschüssi."
Ich stieg in mein Auto und machte mich auf den Weg zum nächsten Lidl, um noch ein paar Sachen für später einzukaufen.
Es war auch mal wieder bitter nötig, meinen Kühlschrank wieder etwas zu füllen.
Gerade als der Timer des Ofens mit dem Essen, das ich vorhin reingeschoben hatte, klingelte und mir damit zu verstehen gab, dass es fertig war, betätigte auch jemand,wahrscheinlich mein Bruder, die Türklingel.
Schnell eilte ich zur Tür, ließ meinen Bruder rein und umarmte ihn zur Begrüßung. "Hey Bruderherz", sagte ich. "Na du Chaot ", entgegnete er frech, weshalb ich ihm gegen die Schulter stieß, bevor ich mich auf den Weg in die Küche , um die Pizza aus dem Ofen ins Wohnzimmer zu bringen.
"Willste was trinken?", fragte ich, als ich im besagtem Zimmer ankam und Jannis dort auf der Couch sitzend am Handy vorfand.
"Nen Bierchen, wenn du hast ", bat er und sah kurz vom Handy auf.
"Kommt sofort.""Bitteschön, Herr Brandt", reichte ich ihm sein Bier, bevor ich mich selbst einsetzte und die beiden Flaschen öffnete.
"Dankeschön, Herr Brandt", kam seine schmunzelnde Antwort.
Ich liebte und hasste diesen Insider gleichzeitig.
Irgendwie war es komisch.
"Und wie geht's Kai so? Hast doch bestimmt schon mit ihm telefoniert heute, oder?", fragte er und nahm einen Schluck Bier.
"Ja alles gut bei ihm."
"Wisst ihr schon, wann ihr euch wieder trefft?"
"In zwei Wochen hat er ne Woche frei und kommt dann hierher ", antwortete er ich, während ich den Fernseher anschaltete.
"Cool, dann muss ich unbedingt mal kommen.,wenn er da ist", freute er sich.
"Mach das. Da freut er sich bestimmt auch", lachte ich leicht.
Kai und Jannis haben sich schon immer gut verstanden.
Sie waren wie Brüder.
Als er Abi gemacht hat, hat Jannis Kai immer geholfen, wenn er fluchend über seinen Englisch- und Mathebüchern gesessen hatte.
Wie oft ich sie schmunzelnd dabei beobachtet hatte. Kai am Ausrasten und Fluchen und Jannis total verzweifelt, weil Kai ihm schon lange nicht mehr zuhörte.Gespannt sahen wir dabei zu, wie beide Mannschaften einliefen.
"Das wird ein spannendes Spiel", kommentierte Jannis ,während er genannt auf den Flachbildschrim starrte, weil das Spiel gerade angepfiffen wurde.
Zustimmend nickte ich und verfolgte das Spiel konzentriert.
Kai war in der Startelf.
Er spielte gut und konzentriert.
Keiner seiner Pässe war ein Fehlpass.
Kurz vor Ende der ersten Halbzeit passte Lukaku auf Kai, dieser sprintete auf das Tor zu und schoss darauf.
Für den Torwart war der Ball unhaltbar.
Er rannte in die Arme seiner Kollegen und jubelte.
In mir breitete sich dieses bekannte Kribbeln aus; ich hatte das Gefühl, gerade selbst ein Tor gemacht zu haben.
"Yesss", freute auch ich mich und schlug mit meinem Bruder ab, während wir den letzten Minuten vor der Halbzeitpause zusahen.
"Da hat dein Kai ja mal gezeigt was er kann",sagte mein Bruder.
"Ja das hat er", entgegnete ich," Aber soll ich dir was sagen? Er kann noch ganz andere Dinge."
" Oh bitte Jule, keine Details", hat er mit gequältem Gesichtsausdruck."Jule es geht weiter, komm jetzt", hörte ich Jannis aus dem Wohnzimmer rufen.
"Jaha bin ja schon da", gab ich zurück und setzte mich zu ihm auf die Couch.
Das Spiel verlief gut. Chelsea schoss noch zwei weitere Tore und hatte die deutliche Überhand.
Um die siebzigste Minute wurde Kai dann aber von einen Gegenspieler mies gefoult.
Beide fielen zu Boden. Während der Gegenspieler relativ schnell wieder aufstand, blieb Kai allerdings liegen und hielt sich den linken Knöchel.
"Scheiße", hauchte ich geschockt.
"Das kannst du laut sagen", stimmte Jannis mir zu.
Hoffentlich war es nichts Schlimmes.
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Love of my life Brandt×Havertz
ФанфикJulian und Kai sind nun schon seit knapp zwei Jahren ein Paar. Sie lieben sich und sind unendlich glücklich miteinander. Doch die Entfernung zwischen London und Dortmund macht den beiden ordentlich zu schaffen, weshalb sie sich wann immer es geht g...