Ich sitze außen auf einer Bank, die in einem Park in der Nähe von Melissas Haus steht, mit einer Flasche Vodka bewaffnet. Ich habe zwar nur ein Tshirt an, an meine Jacke hab ich natürlich nicht gedacht als ich fluchtartig aus dem Haus gestürmt bin ohne einen Plan zu haben wo ich überhaupt hin gehe, doch mir ist nicht kalt. An Alkohol hab ich wenigstens gedacht. Eine gute Sache heute. Ich klopfe mir im Geiste auf die Schulter. Mir ist zum heulen zu mute. Ich nehme einen kräftigen Schluck Vodka wodurch mir augenblicklich noch wärmer wird. Ich will einfach nur sterben. Wie konnte ich auch so selten dumm sein? Ich könnte mich die ganze Zeit Ohrfeigen. Ich würde garantiert die Schule wechseln. Noch besser ich würde umziehen, meinen Namen ändern und irgendwo in der Antarktis Pinguine beobachten. Das klang mal nach einem guten Plan. Janis hasst mich bestimmt und er findet mich eklig, was noch viel schlimmer ist. Ich trinke einen weiteren Schluck und hoffe, dass sich dadurch meine Gedanken in Luft auflösen. Kann ich nicht so viel trinken, dass ich die Sache vergesse, sterbe oder drüber lachen kann? Ich wünsche mir, dass Aliens jetzt hier landen und mich entführen. Mir ist auch egal, welche Experimente sie an mir durchführen. Sie können alles mit mir machen, schlimmer als das gerade eben kann es nicht werden. Bestimmt hat Janis schon allen erzählt, dass ich ihn geküsst habe und wie eklig ich bin und das wir die längste Zeit beste Freunde gewesen sind. Inzwischen kann ich den Vodka, wie Wasser runter kippen. Ich lehne mich auf der Bank zurück und schaue in den Himmel. Die Sterne leuchten hell und ich habe sie noch nie so klar gesehen. Ach wenn ich nur die ganzen Sternbilder kennen würde....
„Hey.", ich zucke zusammen und lasse fast meine Vodkaflasche fallen, was ein ziemlich großer Verlust gewesen wäre. Ein Glück die Außerirdischen sind da um mich zu holen. Ich schaue zu der Stelle woher die Stimme kommt. Eine Gestalt steht vor mir oder sind es zwei? Ich kann es nicht genau erkennen, durch meine ruckartige Bewegung dreht sich nämlich alles. „Ist alles ok bei dir?", können Aliens deutsch? Ich dachte immer die machen irgendwelche Geräusche. „Seh ich so aus?", antworte ich unfreundlicher als ich es meine. „Naja, deswegen frag ich ja. Aber wenn du alleine sein willst kannst du gerne alleine sein. Ist nur etwas kalt findest du nicht?", die Stimme kommt mir irgendwie bekannt vor. Doch mir fällt beim besten Willen nicht ein woher ich sie kenne. Ich zucke mit den Schultern. „Nein.", die Gestalt setzt sich neben mich. Inzwischen kann ich erkennen, dass es nur eine Person ist und sie ist leider menschlich. Das wird wohl nichts mit der Alienentführung. Aber vielleicht ist es ja ein Mörder oder ein echter Entführer, also gibt es doch noch Hoffnung. „Willst du mich umbringen?", ich kann ihn direkt fragen, dann weiß ich bei ihm wenigstens was Sache ist. Er lacht. „Nein? Bis jetzt noch nicht." „also gibt es noch Hoffnung?" er lacht wieder. „Möglicherweise." er zündet sich eine Zigarette an und hält mir eine hin. „Nein, ich bleibe beim Vodka." er zieht an seiner Zigarette und ich trinke einen Schluck. Trotz des Sternenklaren Himmels kann ich nur seine Konturen erkennen, also ist es entweder trotzdem zu dunkel oder es liegt an Alkohol. „Also was machst du so? Außer auf deinen Mörder zu warten.", fragt mich der Typ. „Trinken und Sterne anschauen." er nickt. Dann zieht er seine Jacke aus und legt sie mir um die Schultern. „Danke.", murmel ich. „Und was machst du hier?" „ich konnte nicht schlafen und deswegen bin ich spazieren gegangen auf der Suche nach einem leichten Opfer." „Verstehe." wir sitzen eine zeitlang schweigend nebeneinander, doch es ist kein unangenehmes schweigen. Es fühlt sich sehr beruhigend an.
„Hast du schon mal was richtig dummes gemacht?", unterbreche ich nach einer Weile die Stille. „Nicht nur einmal." „Ja schon klar, Eltern anlügen, Schule schwänzen und sowas meine ich nicht. Sondern etwas wo du dich danach hättest umbringen können, oder deinen Namen wechseln, auswandern, dich von einem Alien entführen lassen..." „ich sage ja zu oft schon." „und wie hast du das ganze dann wieder gerade gebogen." er überlegt. „Gar nicht denke ich." „wie gar nicht? Du musst doch dann irgendwas gemacht haben?" „Nein, soweit ich weiß nicht." „Du hast dich also nicht für diese Dummheit entschuldigt oder so?" „ich entschuldige mich nie." scheint sympathisch zu sein der Typ. Vielleicht ist er wirklich ein Psycho der darauf wartet mich umzubringen. Auch wenn ich betrunken bin ist mir tief in meinem inneren schon klar, dass es nicht normal ist mitten in der Nacht mit einem fremden Typen auf einer Parkbank zu reden. „Was ist denn passiert?", fragt er. Aus irgendeinem Grund habe ich den Drang ihm davon zu erzählen. Ich fühle in mir einen Redefluss, der mich wenn ich ihn nicht rauslasse wahrscheinlich zum platzen bringt. „Soll ich von Anfang an erzählen?" Er nickt. „Also ich war auf einer Party. Deswegen hab ich auch den Vodka dabei, meine Eltern würden mir nie erlauben sowas zu kaufen, außerdem bin ich noch nicht 18. ich hatte gar keine Lust auf diese scheißparty. Doch mein bester Freund wollte unbedingt, dass ich mitkomme. Am Anfang war es auch ganz ok. Obwohl er die ganze Zeit seine Freundin abgeleckt hat und mich stehen gelassen hat. Irgendwann haben wir dann Flaschen drehen gespielt und wir mussten dann 7 Minuten in die Hölle. Du fragst dich warum Hölle und nicht Himmel. Weil es die Hölle war. Weil ich ein Vollspast bin." ich nehme einen Schluck Vodka bevor ich mich traue ihn den Rest zu erzählen. Er hat mich bis jetzt kein einziges Mal unterbrochen. Er sitzt einfach nur da und hört zu. Oder er schläft mit offenen Augen. „Ich habe ihn dann geküsst. Ich weiß auch nicht was in mich gefahren ist. Vermutlich war es der Alkohol." ich halte kurz inne, weil ich damit rechne, dass er mich beleidigt oder meint das ich ekelhaft bin. Doch es passiert nichts dergleichen. Er sitzt da wie vorhin und hört zu. Ohne mich zu hetzen, ohne ein Kommentar abzugeben. „Daraufhin ist er komplett ausgerastet, er hat mich weggeschubst sogar die Schranktür ist kaputt gegangen. Dann hat er mich beleidigt und ist rausgestürmt. Ich hab mir dann ne Flasche Vodka mitgenommen und bin hier her.", ich fange fast an zu weinen. Es auszusprechen macht das Ganze noch schlimmer und vor allem realer. „Was ein Hurensohn.", ich schaue den Typen geschockt an. Ich wusste er würde so reagieren. „W-was?" „naja er. An deiner Stelle würde ich auf ihn scheißen, was ist das denn für ein Freund." „er ist ein ganz netter, süßer und freundlicher.", etwas in mir sagt mir ich müsste Janis verteidigen, der Fremde kennt ihn ja nicht. Er kennt nur eine Geschichte. „Ich hätte bestimmt auch so reagiert." sage ich in dem Wissen, dass es nicht stimmt. „Das glaube ich kaum. Schau Alex...", ich gebe einen spitzen Schrei von mir, der nicht besonders männlich klingt. „Woher kennst du meinen Namen!?" „ach du hast mich wirklich nicht erkannt.", was redete der Typ. Vielleicht war er wirklich ein Alien. „Ich bin Liam." „Nie gehört." er schluchzt gespielt. „so einer bist du also." „ich hab wirklich keine Ahnung wer du bist." „vergisst man seinen Retter so schnell. Oder bist du doch nicht pünktlich in die Schule gekommen." „Häää." mein Kopf rattert und versucht die vorhandenen Puzzleteile zu verbinden, doch er bekommt es nicht hin. „Es war an einem regnerischen Tag, da stand ein kleiner Typ an der Bushaltestelle und hat seinen Bus knapp verpasst. Ein Auto fuhr heran und eilte ihm zu Hilfe." „Du bist der Junge mit den Braunen Augen!" er lacht. „Du kannst mich aber auch gerne Liam nennen." „Sag mal stalkst du mich?" „auch wenn es dich enttäuscht, nein das mache ich nicht. Ich war wie gesagt nur spazieren und da hab ich dich da sitzen sehen." „wieso hast du mich erkannt und woher kennst du meinen Namen?" „wahrscheinlich weil ich nicht so betrunken bin wie du und deswegen noch Menschen erkennen kann. Auf deiner Trinkflasche, die du an dem Tag anhattest steht dein Name. Falls du das nicht weißt." ich ziehe seine Jacke an. „Also Alex, was ich sagen wollte ist. Ich weiß du denkst jetzt ‚wie kann er nur meinen besten Freund beleidigen er kennt nur eine Geschichte. Aber dir muss bewusst sein, dass solche Situationen das wahre Gesicht eines Menschen zeigen. Du kannst mir noch andere Geschichten erzählen, aber ich würde immer an diese Reaktion denken. Es ist normal überrascht oder geschockt zu sein, wenn sowas passiert aber nicht so derartig auszurasten.", ich sage nichts, vielleicht weil ich weiß, dass er recht hat oder weil ich einfach nicht mehr nachdenken möchte. er streckt sich. „Was ist jetzt dein Plan?" Ich gähne. „Ich weiß nicht mal wo ich hin soll. Janis und ich hätten uns ein Taxi geteilt und bei ihm geschlafen. Aber das wird wohl jetzt nichts. Ich glaube ich warte bis morgen früh und fahre dann mit dem Bus heim." „so ein Quatsch, ich lasse dich doch nicht im Park erfrieren. Außerdem solltest du dringend Wasser trinken sonst hast du morgen richtig krasse Kopfschmerzen. Du kannst bei mir schlafen wenn du willst.", das gibt es doch nicht, dass der Typ mich zum zweiten Mal rettet. Ein weiteres Mal folge ich ihm, ohne daran zu denken, dass man nicht mit fremden mitgehen soll.
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Der Junge mit den brauen Augen (BoyxBoy)
RomansaDas Leben des 16jährigen Alex ist das totale Chaos. Nicht genug das es in der Schule nicht gut für ihn läuft, nein sein bester Freund benimmt sich komisch und dann ist da auch noch dieser braun-äugige Junge der ihm nicht mehr aus dem Kopf geht......