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Blinzelnd öffnete ich meine Augen und erblickte ein prunkvoll eingerichtetes Zimmer. Erschrocken erkannte ich, dass ich mich in einem riesigen Bett befand, in welchem ich nahezu versinken drohte. Noch nie hatte ich auf so einer gemütlichen Matratze geschlafen. Mein Herz erwärmte sich kurz bei dem Gedanken daran, für immer unter der dicken Daunendecke liegen zu bleiben.
Doch wo zu Hölle war ich?

Mit schmerzenden Knochen richtete ich mich auf, die Sonne war schon längst aufgegangen, also hatte meine Arbeitsschicht schon lange begonnen.
Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus.
Was war passiert?
Warum lag ich hier?
Wie ein Schlag traf es mich.
Ich sollte gehängt werden! Lenox hatte mir einen Diebstahl unter die Schuhe geschoben.
Doch irgendetwas war passiert. Mein Kopf pochte schmerzhaft und  erschrocken erinnerte ich mich, an den riesigen Wolf, mit roten Augen, welcher in der Miene aufgetaucht war.                        Ab da war alles schwarz.

Doch wie war ich hier her gekommen?

Ein räuspern holte mich auch meinen Gedanken, panisch drehte ich mich nach rechts.
Neben meinem Bett auf einem gemütlich wirkenden Sofa saß ein Mann.
Ich riss meine Augen auf, der Mann war riesig, seine Schultern waren so breit dass sein weißes eng anliegendes Hemd beinahe zu zerreißen drohte. Die Hose die er trug spannte sich um seine dicken, stark trainierten Oberschenkel.
Doch das außergewöhnlichste war sein Gesicht, welches von leicht gewellten schwarzen Haaren umrahmt wurde. Eine perfekte Nase, dicke Lippen und zwei stechenden grünen Augen, welche mich emotionslos anstarrten. Noch nie in meinem Leben hatte ich so ein perfektes Wesen gesehen, er sah aus wie ein griechischer Gott. Allein durch seine Haltung versprühte er extreme Dominanz und Macht.

Ein lautes Knurren ließ mich wieder in seine Augen blicken, ängstlich zuckte ich zurück, wie Schuppen fiel es mir von den Augen.

Er war ein Werwolf. Wie konnte ich es wagen ihn so offensichtlich anzustarren. Allein die erdrückende Aura, welche ihn umgab, zwang einen regelrecht in die Knie. Schnell unterwarf ich mich, denn dies war kein normaler Werwolf. Er musste ein Alpha sein, wie konnte ich es wagen ihn überhaupt anzusehen?

Ich war so gut wie tot. All die Freude über das weiche Bett war verflogen, stumm nach unten blickend wartete ich darauf, dass mich seine scharfen Krallen am Hals packten und ihn erdrückten. Oft hatte ich dies in der Miene gesehen, wie ungehorsamen Menschen in Sekundenschnelle ein Ende breitet wurde.

Ich zuckte zurück, als eine warme Hand mein Kinn anhob. Der vermeintliche Alpha hatte nun seinen starren Blick abgelegt und ein wütendes Funkeln in seinen Augen, signalisierte mir wie sauer er war. Na toll ich hatte ihn jetzt auch noch sauer gemacht. Seine raue Stimme riss mich aus meinen Gedanken, sofort breitete sich eine unangenehme Gänsehaut auf meinem Körper aus.

"Du sollst keine Angst vor mir haben, kleine Mate."

Erstarrt sah ich ihn an. Wie bitte? Warum sollte ich keine Angst vor ihm haben? Allein seine Blicke  beamten die Worte "Friss mich" auf meine Stirn.

Warum zum Teufel sollte ich also keine Angst vor ihm haben und was meinte er mit Mate? Oft hatte ich diesen Begriff in den Gängen der Miene aufgeschnappt, jedoch nie den Zusammenhang dazu verstanden.

"Du bist jetzt in Sicherheit, dir wird nichts mehr passieren. Sie haben alle ihre gerechte Strafe bekommen.", sagte er, wobei ich beim letzen Teil des Satzes, so etwas wie Genugtuung erkannte.

In meinem Kopf waren nun hundert Fragezeichen. Warum hatte er mich von dort gerettet. Was wollte er von mir? Einem unscheinbaren kleinen Menschenmädchen.

Verständnislos sah ich ihn an. Ich fühlte mich nackt unter seinen Blicken. Noch nie hatte ich mich für mein Aussehen geschämt, es war mir egal gewesen. Schell blickte ich auf mich herunter, das löchrige Hemd welches ich schon seit Jahren trug, klebte an meiner verschwitzen Haut, während meine vernarbten und dreckigen Beine noch unter der Decke verborgen blieben. Doch zum ersten mal schämte ich mich für mein Auftreten. Ich fühlte mich wie ein Stück Dreck, welches nur unter all dem Prunk und der Perfektion störte.

"Du hast bestimmt viele Fragen. Doch erst mal möchte ich dass du etwas isst. Bis jetzt verstehe ich nicht, wie du unter diesen unmenschlichen Bedingungen überleben konntest. Doch jetzt bist du in Sicherheit, bei mir. Dir wird keiner mehr schaden.", mit diesen Worten, erhob sich der Wolf monoton und verließ das Zimmer.

Erstarrt blieb ich sitzen. Was hatte das alles zu bedeuten? Kopfschüttelnd realisierte ich seine Worte. Wie konnte er glauben, dass ich jemals bei einem Werwolf sicher wäre.                                
Sie waren alle gleich. Alles hatten sie mir genommen. Werwölfe besaßen so etwas wie Mitleid nicht. Schon gar nicht ein Alpha.

Mit schweren Schritten, betrat der Alpha wieder das Zimmer. Leicht duckte er sich als er durch dieTür schritt. Wie groß war dieser Wolf ??                                                                                      

Ängstlich kroch ich auf das hintere Ende des Bettes und blickte auf das Tablett, welches er mit sich trug. Ein saftiges Stück Fleisch mit Kartoffeln und Salat erblickte ich auf dem Teller, daneben stand ein Glas Wasser. Niemals würde ich dieses Essen anrühren, egal wie viel mein Magen knurrte.

Kein Werwolf wollte einem Menschen etwas gutes. Auch wenn dieser hier aussah wie Adonis. Er stand nun vor mir und hatte das Tablett auf dem kleinen Tisch neben dem monströsen Bett abgestellt. Ich war nun auf direkter Augenhöhe mit seinem Schoß. Die dicke Beule, welche man leicht aus der zum zerreißen gespannten Hose sah ließ mich schlucken. Wie groß musste er bitte sein?                                                                                                                                                                         
Beschämt über meine Gedanken, schlich sich eine leichte Röte über mein Gesicht, schnell wand ich den Blick ab und starrte auf meine schmutzigen Fingernägel. Das raue Knurren meines Gegenübers ließ mich erzittern.                                                                                                                  
Automatisch hob ich wieder meinen Blick und schaute in seine Augen. Das zuvor schon dunkle grün, war nun noch mal um einige Nuancen dunkler geworden. Seine Augen blitzten auf und ich erkannte, Lust? Doch so schnell wie es gekommen war, war es auch wieder verschwunden.

Leicht schüttelte ich meinen Kopf und schielte rüber zum Essen. Das erneute leise Knurren meines Magens, brachte mich fast dazu meine Prinzipien über Bord zu werfen und mich auf das lecker duftende Essen zu stürzen. Aber nur fast.

"Iss!", befahl er mir.

Ich reagierte nicht. Nein ich wollte nichts essen, seine geheuchelte Gastfreundschaft konnte er sich sonst wohin stecken.

"Du vertraust mir nicht.", stellte er fest.

No shit Sherlock, wie sollte ich einer solchen Bestie wie ihm vertrauen? Nie würde ich das tun. Lieber würde ich sterben, als einem von ihnen mein Vertrauen zu schenken.

Er seufzte. "Hör zu, ich weiß, dass man dich dort nicht gut behandelt hat, jedoch will ich dir nichts böses, ich möchte im Moment nur dass du zu Kräften kommst, sonst nichts."                            Seine Stimme klang wie eine angenehme Melodie in meinen Ohren, sie war tief und hatte einen Hauch von Leichtigkeit, jedoch vernahm ich ebenfalls den drohenden Unterton.                                   
Angst floss zum wiederholten Mal durch meine
Venen und ich griff zögernd zur Gabel.

Warum ich das tat? Keine Ahnung. Vielleicht um ihm etwas Zufriedenheit zu verschaffen.

Langsam schob ich mir ein Salatblatt in den Mund, jedoch nicht ohne davor unauffällig gerochen zu haben, soweit sah es in Ordnung aus. So sehr ich es auch wollte, würde ich das Fleisch jedoch nicht anrühren.

Sein zuvor leicht zorniger Blick hatte sich aufgehellt und starrte mich wie zuvor auch wieder nur an.

"Wie heißt du eigentlich?", fragte er.


Ich versuche ab jetzt jede Woche ein neues Kapitel hochzuladen!

My AlphaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt