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Die Äste scheinen sich zu den Mädchen herunter zu beugen, als sie den Pfad durch den Wald folgen. Alle paar hundert Meter ragt ein Schild aus der Erde, das dazu bestimmt ist, den Wanderweg zu markieren. Moos und Laub bedecken den von Menschen unberührten Waldboden. Der vorgegebene Weg dagegen ist matschig und erdig. Allys Hand liegt geschützt in Annas. Die Mädchen plaudern während ihres Spaziergangs über allerlei Dinge. Ihr Ziel ist unbestimmt, einzig die eintretende Nacht wird das Ende dieses Schlenderns durch die Natur festlegen.,,Es soll sogar ein Riesenrad geben!" Begeistert erzählt Ally von dem was sie gelesen hat, Anna lauscht ihren ausführlichen Bericht über das bevorstehende Ereignis.,,Und ein Spukhaus." Die Braunhaarige überlegt.,,Das letzte Mal in einem Spukhaus ist mir garnicht gut bekommen." Sie schüttelt sich angeekelt bevor sie fortfährt.,,Da war echt viel fake Blut. Eklig." Die Größere grinst ihre Freundin amüsiert an.,,Also ich" Anna deutet auf sich selbst und funkelt Ally dabei mit einem unidentifizierbaren Blick an ,,finde solche Gruselhäuser klasse." Ohne einen speziellen Punkt zu fixieren starrt sie in die Ferne.,,Ich finde wir sollten uns das mal anschauen. Kann doch nur gut werden." Ally rümpft die Nase und lässt eine Augenbraue ihre Stirn erklimmen.,,Wie das?"
,,Nun, mein kleiner Angsthase, wenn dieses Gruselhaus nicht gruselig ist, hast du nichts zu befürchten und wir haben was zu lachen."
,,Und falls doch?"
,,Und falls doch" hebt Anna an ,,kuschelst du dich ganz nah an mich ran und ich kann dein edlen Ritter spielen."
Das Mädchen versucht sich nicht überzeugt zu geben, doch das leichte Lächeln auf ihren Lippen spricht ganz andere Worte.
Anna bemerkt dies und grinst zufrieden in sich rein. Der Rest des Spaziergangs geht in einvernehmlichen Schweigen von statten. Es gibt gerade nichts, was man mit Worten ausdrücken könnte. Ihre heftig schlagenden Herzen sagen schon genug. In der Hand der jeweils Anderen können sie den rauschenden Puls ihrer Geliebten wahrnehmen.

Abends liegt Ally mit dicken Wollsocken und in von ihrer Oma selbst gestrickten Pullover im großen Bett des Zimmers Nummer Zwölf. Ihre Freundin ist, im am Zimmer angrenzenden Bad, duschen. Währenddessen liest die Schülerin ein Buch. Im Radio, welches auf dem Fensterbrett steht, kann man leise das Lied ,,Be my Baby" von ,,The Ronettes" vor sich hin dudeln hören. Ally zuckt mit ihrem rechten Fuß im Takt des Liedes und bekommt automatisch Lust zu tanzen. Diesem Bedürfnis geht sie allerdings nicht nach, stattdessen blättert sie eine Seite um, nur um genervt festzustellen, dass der Protagonist es noch immer nicht geschafft hat, seine Liebe zu gestehen. Das Klicken des Lichtschalters erklingt und Ally schaut von ihrem Buch auf. Ihre Freundin kommt, ausschließlich mit einem knappen Handtuch bekleidet, aus dem Bad und schnappt sich ihr Handy, um auf übern Tag eingetroffene Nachrichten zu antworten. Ally schiebt ihre runde Brille zurecht und versucht sich wieder auf ihr Buch zu konzentrieren. Über die Gläser hinweg schielt sie immer wieder zu ihrer Freundin, die ganz vertieft in ihr elektronisches Gerät starrt und dabei von einem Fuß auf den anderen tänzelt. Endlich schaut sie auf und ihre Blicke treffen sich. Ein roter Schimmer zieht sich über Allys Wangen.,,Du starrst Ally." Ein verschmitztest Grinsen.

A Book About Us (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt